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Der Bauernkrieg 1525: Mit Texten und Liedern wird an den Aufstand vor 500 Jahren erinnert

Gedenkjahr 500 Jahre Bauernaufstand

Der Bauernkrieg 1525 im Originalklang – mit Texten und Liedern vom Aufstand

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    Der Bauernkrieg im Originalklang: Jürgen Schlachter (links) und Michael Schönmetzer intonieren Lieder aus der Zeit des Aufstands 1525.
    Der Bauernkrieg im Originalklang: Jürgen Schlachter (links) und Michael Schönmetzer intonieren Lieder aus der Zeit des Aufstands 1525. Foto: Klaus-Peter Mayr

    Das einfache Leinenhemd ist cremefarben, die Hose grau. So stellt sich Christian Kaiser vors Publikum und legt los. In der Sprache des 16. Jahrhunderts, mit Allgäuer Dialektfärbung, erzählt er eindringlich vom Kampf der Bauern für mehr Freiheiten und gegen eine machtversessene, gnadenlose Obrigkeit, die raubt, brennt, mordet. Dann gesellt sich Wolfgang Griep hinzu, ein Manuskript in den Händen, und ordnet in wohlgesetztem Hochdeutsch ein, was damals, vor 500 Jahren, passierte, als die Bauern im Allgäu und anderswo genug hatten von den Zumutungen und der Willkür ihrer Herren; als sie sich zusammentaten, Forderungen aufstellten und am Ende, als alles Bitten und Verhandeln nichts brachte, zu den Waffen griffen.

    Der Mann im Leinenhemd ist Jörg Schmid. Der Mann aus Leubas bei Kempten war einer der Hauptpersonen im blutigen Drama des Bauernkriegs 1525. Der „Knopf von Leubas“, wie man ihn nannte, kämpfte für die Forderungen der untertänigen Landbevölkerung wie kaum ein anderer, wollte sich selbst nach der Niederlage des Bauernheers nahe seines Heimatdorfes nicht geschlagen geben und floh nach Vorarlberg, wo ihn die erbarmungslose Obrigkeit ergriff, verhörte, folterte und am Ende bei Bregenz an einer Eiche erhängte. Er steht im Zentrum dieser szenischen Lesung, die das Kulturamt Kempten und das Theater Kempten nun auf die Bühne der kleinen Theaterwerkstatt brachten. Zwei Lieder aus jener Zeit, intoniert von Gitarrist und Sänger Michael Schönmetzer sowie Perkussionist Jürgen Schlachter, umrahmen die Inszenierung.

    Christian Kaiser gibt den „Knopf von Leubas.“.
    Christian Kaiser gibt den „Knopf von Leubas.“. Foto: Klaus-Peter Mayr

    So erleben die mehreren Dutzend Zuhörer den Aufstand des gemeinen Mannes im Originalklang. Womit die historischen Ereignisse, die das Land seinerzeit erschütterten, zum intensiven Erlebnis werden. Wolfgang Griep, in Brandenburg beheimatet, und der immer wieder in Kempten agierende Schauspieler Christian Kaiser verzahnen die nüchterne, faktenreiche Chronologie raffiniert mit Verhörprotokollen sowie Auszügen aus Dokumenten, Akten – und natürlich den berühmt gewordenen Zwölf Artikeln, die die Bauern im März 1525 in Memmingen veröffentlichten und die zum Manifest ihrer Empörung und ihrer Forderungen wurden.

    Der „Knopf von Leubas“ wurde im Bauernkrieg zum tragischen Helden

    Für eine Aufführung in Kempten bietet es sich an, den Knopf von Leubas ins Zentrum zu rücken. Er, den der Bauernkriegs-Historiker Peter Blickle einst als „den zweifellos radikalsten, aber auch intelligentesten der oberschwäbischen Bauernhauptleute“ bezeichnete, wurde zum tragischen Helden, der sein Engagement für die Sache der Bauern bitter büßen musste. Wie so viele seiner aufständischen Bundesgenossen wollte er den Kampf erst nur mit Worten führen. Doch als die Obrigkeit jedes Entgegenkommen ablehnte und stattdessen ein brutal aufmarschierendes Heer unter Georg Truchsess von Waldburg schickte, formierten sich die Bauern zum gewaltsamen Widerstand. Der Knopf von Leubas führte diesen Kampf am radikalsten und konsequentesten.

    Konzipierte die szenische Lesung: Wolfgang Griep.
    Konzipierte die szenische Lesung: Wolfgang Griep. Foto: Klaus-Peter Mayr

    Wer ihm zuhört, erfährt unmittelbar, welche Träume die Bauern hatten, und wie gnadenlos diese am Ende zerstört wurden. Die Tragik des Scheiterns in Blut und Tränen ist ungeheuerlich. Davon erzählen auch die beiden Lieder des Abends, die bald nach Ende des Aufstands getextet wurden, unterlegt mit einer Melodie, die Schönmetzer und Schlachter in einfache Akkorde und Rhythmen verpacken. Das eine dreht sich um den aufrührerischen Kemptener Prediger Matthias Waibel, den die Obrigkeit ebenfalls durch Hängen ermordete. Das andere trägt den kuriosen Titel „Der Bauernn Krieg. Ein schönes Lyed, wie es in allen Teutschen Landt mit den Bauernn ergangen ist“ – ein Drama in 47 (!) Strophen.

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