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Die große archäologische Landesausstellung findet 2029 in Kempten statt. Auch Augsburg ist mit im Boot

Römer in Kempten

Kempten will die römische Geschichte bei Landesausstellung 2029 präsentieren

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    Diese Mauern sind eine kleine Sensation: Sie gehören zu einem der ersten Wohnhäuser der Römer in Cambodunum – und damit zu den ältesten Steinbauten in Deutschland.
    Diese Mauern sind eine kleine Sensation: Sie gehören zu einem der ersten Wohnhäuser der Römer in Cambodunum – und damit zu den ältesten Steinbauten in Deutschland. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Cambodunum gilt als erste planmäßig angelegte Stadt der Römer nördlich der Alpen. Eine erste Siedlung nach mediterranem Vorbild wurde um das Jahr null herum oberhalb der Iller errichtet. Nun soll die Bedeutung der Vorgängerstadt Kemptens und ihre rasante Entwicklung im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung bei einer archäologischen Landesausstellung herausgestellt werden. Bisher war sie 2028 geplant, jetzt ist sie um ein Jahr nach hinten verschoben worden. Die bayerische Landesausstellung wird unter dem Titel „Römerwelten“ von 24. März bis 4. November 2029 parallel in Kempten und Augsburg stattfinden. Die niederbayerische Stadt Straubing schließt sich mit einer Ergänzungsausstellung unter dem Titel „Leben an der Militärgrenze Roms“ an.

    Inzwischen ist der Startschuss für die Entwicklung der Landesausstellung gegeben worden. In München trafen sich neulich Archäologen und Althistoriker sowie Vertreter aus Kempten und Augsburg, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Forschung zur Antike insgesamt sowie der römischen Stadtentwicklung im Speziellen zu bringen. Aus Kempten waren Stadtarchäologin Maike Sieler sowie der Kulturamtsleiter und studierte Archäologe Martin Fink dabei. „Wir haben dargelegt, wann und wie Kempten entstanden ist und welche Bedeutung Cambodunum hatte“, berichtet Fink. Dabei haben er und Maike Sieler auf die „herausragenden archäologischen Funde“ verwiesen.

    Eine kleine Sensation: Mauerreste eines repräsentativen römischen Wohnhauses

    Gemeint ist damit nicht nur all das, was sich in früheren Jahren und Jahrzehnten aus dem Boden auf dem Lindenberg und an anderen Stellen geholt worden ist. Seit einigen Jahren lässt Kempten in Zusammenarbeit mit den Archäologen der Ludwig-Maximilians-Universität München wieder dort graben, wo Cambodunum einst stand, und wo der Tempelbezirk, die „Kleinen Thermen“ und ein Freigelände mit interaktiven Info-Stationen auf facettenreiche Weise von der Vorgängerstadt Kemptens erzählen. Dabei stießen die Archäologen auch auf Mauerreste eines repräsentativen Wohnhauses, das unter anderem mit Fußbodenheizungen, Wandmalereien und einer Therme ausgestattet war.

    Dieses Gebäude, erbaut vermutlich im zweiten oder dritten Jahrzehnt nach Christi Geburt, lag direkt neben dem Zentrum von Cambodunum, dem Forum (Marktplatz). Seine Bedeutung lässt sich auch an der Grundfläche ablesen: 40 mal 20 Meter groß war das Gebäude, das inzwischen als „Insula 1“ bezeichnet wird. „In den ersten 50 Jahren ist viel passiert in Cambodunum – mit viel Geld aus Rom“, erläutert Stadtarchäologin Maike Sieler.

    Luxuriöses Wohnhaus mit kleiner Therme, Fußbodenheizungen und Wandmalereien: Diese Mauerreste, ausgegraben im Jahr 2022, könnten zum Zentrum der Landesausstellung 2029 werden.
    Luxuriöses Wohnhaus mit kleiner Therme, Fußbodenheizungen und Wandmalereien: Diese Mauerreste, ausgegraben im Jahr 2022, könnten zum Zentrum der Landesausstellung 2029 werden. Foto: Matthias Becker(Archiv)

    Nach den jetzigen Planungen des Kemptener Kulturamts soll die Insula 1 im Fokus der Landesausstellung stehen. Es hänge allerdings vom Geld ab, in welcher Form dies geschehe, erläutert Kulturamtsleiter Fink. Über die Finanzierung werde gerade mit dem Land Bayern verhandelt. „Was Kempten zahlt, ist offen“, sagt er. „Aber klar ist: Wir müssen Geld bereitstellen.“ Die Kemptener Ausstellungsmacher wollen über der Insula 1 ein Bauwerk mit Dach hinstellen. Wie aufwendig es ausfällt, hänge von den finanziellen Möglichkeiten ab, sagt Fink. Die Überlegungen reichten von einem einfachen Schutzbau bis zu einem komplexeren Gebäude mit Ausstellungsräumen.

    Ein Buch beschäftigt sich mit der Gründung von Cambodunum-Kempten um das Jahr null

    Kempten und Augsburg stehen exklusiv für die römischen Städte nördlich der Alpen, sagt Stadtarchäologin Maike Sieler. Deshalb hat die Archäologische Staatssammlung in München sie für die Landesausstellung ausgewählt, die sie federführend mit den beiden Städten konzipiert. Kempten legt den Schwerpunkt als „Erste Stadt am Alpenrand“ auf die Funktionsweise einer neu gegründeten römischen Stadt, angelegt nach mediterranem Vorbild. Der Ausstellungsteil Augsburg behandelt unter dem Titel „Metropole der Macht“ die zentrale Rolle als Hauptstadt der Provinz Rätien, die sie etwa ab dem Jahr 100 innehatte. Zuvor war Cambodunum die Provinzhauptstadt.

    Im nächsten Jahr wird vermutlich ein Buch fertig, das sich mit der Gründung von Cambodunum beschäftigt. Der Nachweis, dass dies um das Jahr null herum geschah, ist Stadtarchäologin Sieler vor acht Jahren durch die Analyse und Datierung von Tonscherben gelungen, die bei Grabungen in Kempten gefunden wurden. Zuvor war die Wissenschaft von einer Stadtentwicklung ab dem zweiten Jahrzehnt nach Christi Geburt ausgegangen. Erobert hatten die Römer das Land nördlich der Alpen in mehreren Feldzügen. Der zentrale Vorstoß fand im Jahr 15 vor Christus statt, als das Heer des späteren Kaisers Tiberius zum Bodensee vorstieß und die dort ansässigen Völker unterwarf.

    Auch im Sommer 2025 werden Archäologen in Kempten nach römischen Resten graben.
    Auch im Sommer 2025 werden Archäologen in Kempten nach römischen Resten graben. Foto: Martina Diemand(Archiv)

    Auch im Sommer 2025 werden Archäologen der Münchner Universität auf dem Gelände des einstigen Cambodunum graben. Diesmal soll es noch mehr in die Tiefe gehen. Denn nach wie vor sind die Archäologen auf der Suche nach dem ersten Forum aus Holz. Im vergangenen Sommer stießen sie auf Spuren von Holzkohle und Verfärbungen im Gestein, was auf frühe Holzbauten hindeutet, die um das Jahr 20 durch einen Großbrand zerstört wurden.

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