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Holocaust-Zeitzeuge Abba Naor spricht in Kempten #azv_menschen/porträt

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Das Leben ist eine feine Sache

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    Holocaust-Zeitzeuge Abba Naor sprach an der Hochschule und am Allgäu-Gymnasium.
    Holocaust-Zeitzeuge Abba Naor sprach an der Hochschule und am Allgäu-Gymnasium. Foto: Ralf Lienert

    „Jeder Mensch auf der Welt hat ein Recht auf Leben“, sagte Abba Naor am Freitag zu Schülerinnen und Schülern der Kemptner Gymnasien. Der 96-Jährige ist Holocaust-Überlebender und berichtete auf Einladung von Landtagsvizepräsident Alexander Hold am Allgäu-Gymnasium und an der Hochschule über seine Zeit in den KZ-Lagern Kaufering und Utting: „Wir wussten, dass wir zum Tode verurteilt waren. Nur nicht wann.“

    Erstmals trat Abba Naor am Donnerstag öffentlich in Kempten auf, den Abend im Audimax der Hochschule hatten Rotary Club Kempten-Residenz und Lionsclub Kempten organisiert. Dort machte der Träger des Bayerischen Verdienstordens deutlich: „Der wachsende Antisemitismus bereitet mir Sorgen.“

    Als 13-Jähriger im Ghetto interniert

    Er wurde 1928 im litauischen Kaunas in eine jüdische Familie geboren. Im Alter von 13 Jahren wurde er zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern im Ghetto Kaunas interniert. 1944 kam er in das KZ Stutthof bei Danzig, später dann in die Lager Utting am Ammersee und Kaufering bei Landsberg. Beides waren Außenstellen des Konzentrationslagers Dachau.

    Abba Naor lebt heute in Israel und kommt regelmäßig nach Deutschland, um als Zeitzeuge über seine persönlichen Erinnerungen an die NS-Zeit und Schoa zu berichten: „Das schulde ich denjenigen, die nicht überlebt haben.“ Den 16- und 17-jährigen Schülern berichtete er über das Ghetto Kaunas, aus dem Kinder während des Zweiten Weltkriegs verschleppt und ermordet wurden. Dabei hatten er und seine Familie immer die Hoffnung: „Vielleicht wird es besser werden. Der Krieg wird einmal zu Ende gehen.“

    US-Militär stoppt Todesmarsch

    Doch seine Mutter und zwei seiner Brüder wurden ermordet. Den Todesmarsch der KZ-Häftlinge aus Kaufering überlebte er Ende April 1945 dank der Befreiung durch das US-Militär.

    Abba Naor wollte weiterleben und über die Schicksale der KZ-Häftlinge berichten: „Erzählen hat mich befreit.“ Mit 18 Jahren ist er im Jahr 1946 nach Palästina ausgewandert: „Ich war alleine in einem fremden Land.“ Heute lebt er 20 Kilometer von Tel Aviv entfernt und freut sich über seine Kinder, Enkel und elf Urenkel. Jedes Jahr kommt er für einige Wochen nach Deutschland, geht als Zeitzeuge an Schulen: „Die Jugend soll wissen, wie es war.“

    Schülerin: „Sie sind der coolste Mensch, dem ich je begegnet bin“

    Zweieinhalb Stunden lauschten die Schülerinnen und Schüler am Allgäu-Gymnasium aufmerksam dem Zeitzeugen. Am Ende ging eine Gymnasiastin auf Abba Naor zu, drückte ihm fest die Hand und sagte: „Sie sind der coolste Mensch, dem ich jemals begegnet bin.“ 

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