Mehrere Male liefen in diesem Sommer im Oberallgäu Keller voll, als Starkregen und Gewitter plötzlich Wassermassen über Wiesen laufen ließen. Weil fast jedes Mal andere Stellen betroffen sind, können sich Feuerwehren nur mäßig darauf vorbereiten, sagt Kreisbrandrad Michael Seger. Zwar werde und wurde vielerorts die Ausrüstung ergänzt. Der höchste Feuerwehrmann im Kreis fordert jedoch auch, dass Menschen sich selbst um den Schutz ihres Eigentums kümmern. Wir haben die wichtigsten Tipps zusammengetragen.
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Grundsätzlich habe jede Feuerwehr eine Grundausstattung mit Wasserpumpen, sagt Seger. Zuständig seien die Wehren und Gemeinden vor Ort. Viele haben in den vergangenen Jahren aufgrund "leidvoller Erfahrungen" ihre Ausrüstung ergänzt, sagt Seger. Deichsysteme wurden etwa in Oberstdorf, Sonthofen und Rettenberg gekauft, Durach sei gerade an einer Beschaffung.
Schutz vor Hochwasser: Was tun, wenn Starkregen das eigene Haus bedroht?
Der Landkreis habe zudem vor einigen Jahren zehn Schmutzwasserpumpen gekauft sowie einen Hochwasser-Container unter anderem mit 14 Wasserpumpen, der in Waltenhofen stationiert ist. Bei den Kreis-Straßenmeistereien sind laut Seger Lager eingerichtet mit einigen 10.000 leeren Säcken. Leer, weil sie so weniger Platz benötigen und schneller zum Einsatzort transportiert werden können, wo sie dann gefüllt werden. Für den schnellen Schutz mit vorgehaltenen gefüllten Sandsäcken seien die Gemeinden zuständig.
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Trotz aller Vorsorge: Mit Starkregen und Hochwasserereignissen wie in diesem Sommer werde man künftig leben müssen, sagt Seger. Wenn Überschwemmungen mal hier, mal dort auftreten - "so schnell kann man gar nicht reagieren, dass man es dann noch aufhalten könnte." Er rät Hausbesitzern, selbst vorzusorgen. Wer ein paar Bretter und Sandsäcke zuhause lagert, könne damit schon einen Unterschied machen, appelliert er an die Eigenverantwortung. Lichtschächte mit einer beschwerten Holzplatte abzudecken, mindere zumindest die Menge eindringenden Wassers.
Gewitter und Starkregen beim Eigenheim: Wie kann ich mein Haus schützen?
Wendelin Höllisch, Geschäftsführer beim Bauunternehmen Xaver Lipp und Stellvertretender Meister der Bauinnung Kempten, rät deshalb entgegen dem Trend bei Neubauten eine Stufe ins Erdgeschoss vorzusehen: In den vergangenen Jahrzehnten habe man gerne ebenerdig gebaut - ein Fehler, den Menschen jetzt zu spüren bekommen.
Auch würde bei Neubauten der Garten häufig zum Haus hin abfallen - was unbedingt zu vermeiden sei. Doch auch bei bestehenden Gebäuden lasse sich viel nachrüsten. Beispielsweise mit kleinen Mauern oder Erdwällen im Garten, um das Wasser vom Gebäude wegzuleiten. Eine Höhe von 30 Zentimetern könne dafür schon ausreichen, sagt Höllisch. Lichtschächte an Kellerfenstern können erhöht werden, sodass sie über das Erdreich hinausragen, ebenso außenliegende Abgänge zu Kellertüren.
Zusätzlich können im Keller wasserdichte Fenster eingebaut werden - eine neue Entwicklung, sagt Höllisch. Bei Neubauten werden sie direkt ins Mauerwerk einbetoniert. Sie lassen sich auch nachrüsten, dann seien sie jedoch nicht völlig zuverlässig dicht. Besser sei da ein erhöhter Lichtschacht, damit das Wasser gar nicht erst so weit kommt, sagt Höllisch.
Rückstauklappe, Kellerschächte und Gartenmauern: Wie kann ich mein Haus vor Hochwasser schützen?
Eine weitere Maßnahme nennt Karl Waibel: Der Obermeister der Innung Sanitär, Heizung und Klima Kempten-Oberallgäu empfiehlt "Rückstauverschlüsse für Abwasserleitungen". Das sind Bauteile, die verhindern, dass der Inhalt voller Abwasserkanäle durch die Leitungen ins Haus drückt und dort etwa aus Abgüssen tritt. Die Bauteile müssen im Bedarfsfall manuell verschlossen werden - oder sie verschließen sich je nach Machart automatisch; was teurer, aber praktisch etwa während der Urlaubszeit sei.
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Wie viel Geld investiert werden muss, hänge etwa vom Leitungsdurchmesser ab. Waibel empfiehlt, den örtlichen Handwerker zu fragen. Bei Neubauten rät er zudem, Rohre an möglichst hoher Position aus dem Gebäude zu leiten: An der Stelle, an der ein Rohr durch eine Mauer führt, könnte hoch stehendes Grundwasser ins Gebäude drücken.
Wasserdichte Fenster, Pumpen, Sandsäcke und Bretter: Hochwasserschutz für das Eigenheim können Private selbst schaffen, sagt die Feuerwehr
Sollte all das nicht ausgereicht haben und das Wasser dennoch im Keller stehen: Bis die Feuerwehr zum Auspumpen kommt, kann es auch mal dauern. Was gar nicht unbedingt ein Fehler ist, sagt Kreisbrandrat Seger - wird ein Keller bei zu hohem Grundwasser ausgepumpt, könne es aufgrund des Wasserdrucks von Außen zu Schäden am Gebäude kommen.
Wem es trotzdem zu lange dauert, dem rät Seger, sich einfach selbst bei der Feuerwehr zu engagieren. Denn allein mehr Pumpen anzuschaffen, würde nicht ausreichen. Es brauche auch Personal dafür.
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