Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kempten
Icon Pfeil nach unten

Wegen Personalmangel kürzere Öffnungszeiten: Museen in Kempten bleiben häufiger zu

Kemptener Kulturleben

Ohne Personal bleiben Museen in Kempten geschlossen

    • |
    • |
    Wenn Personal nicht nachbesetzt werden kann, bleiben Museen öfter geschlossen.
    Wenn Personal nicht nachbesetzt werden kann, bleiben Museen öfter geschlossen. Foto: Ralf Lienert (Archiv)

    Die Kemptener Museen haben sich in den vergangenen Jahren zu Publikumsmagneten entwickelt. 2024 ist das Rekordjahr mit voraussichtlich 108.000 Besuchern. Dieses Niveau zu halten, wird schwierig: Einsparungen im Kulturbudget werden sich auf die Öffnungszeiten auswirken. Für große Ausstellungen wie die erfolgreiche Eiszeit-Schau fehlen Geld und Räume.

    Als Tag mit dem schwächsten Zulauf hat Museumsleiterin Dr. Christine Müller Horn den Dienstag ausgemacht. Wegen Personalknappheit sollen an diesen Tagen Erasmuskapelle und Zumsteinhaus geschlossen bleiben. Dies sei auch eine Folge der Nachbesetzungssperre, sagte sie im Finanzausschuss. Die Verwaltung hat verfügt, dass frei werdende Stellen frühestens nach sechs Monaten wieder besetzt werden, um die Personalkosten zu senken. Das wirke sich in Bereichen mit hoher Fluktuation besonders aus.

    Die Picknick-Konzerte im Archäologischen Park wird es nicht mehr geben. Zudem steigen die Eintrittspreise im Museumsbereich. 
    Die Picknick-Konzerte im Archäologischen Park wird es nicht mehr geben. Zudem steigen die Eintrittspreise im Museumsbereich.  Foto: Ralf Lienert

    Hinzu komme, dass der Personaleinsatz gewissen Zwängen unterliege. Von den 70 Beschäftigten im Kulturamt seien 45 im Schichtbetrieb eingeteilt, um die Häuser öffnen zu können. Beispiel Zumsteinhaus: Mindestens vier Kräfte sind vorgeschrieben, um im Notfall eine Evakuierung sichern zu können. Was im durchsanierten Gebäude nämlich fehlt, ist eine Anlage für Durchsagen in allen Stockwerken.

    Die Häuser sind erfolgreich, weil Profis vor Ort sind

    Ehrenamtlichen Ersatz zu finden, sei schwierig, sagte Müller Horn. Die Freunde der Kemptener Museen beispielsweise seien bereits einigermaßen ausgelastet mit der Begleitung von Aktionen des Berufsverbands Bildender Künstler. Zudem komme es beim Personal auch auf Qualifizierungen an: „Unsere Häuser sind so erfolgreich, weil sie von Profis geführt werden.“ Diese professionelle Ausrichtung mit entsprechenden Öffnungszeiten sei übrigens auch ein Kriterium für andere Fördergeber.

    Sonderausstellungen wie „Eiszeit Safari Allgäu“ stehen bisher nicht im Programm des Marstalls.
    Sonderausstellungen wie „Eiszeit Safari Allgäu“ stehen bisher nicht im Programm des Marstalls. Foto: Ralf Lienert

    Der Wegfall der mehrmonatigen Sonderausstellung „Rom lebt“ liege wiederum am baulichen Zustand des Marstalls. Dort sind Fragen zum Brandschutz offen. Knapp 150.000 Euro würde die Schau kosten. Auch die Zahl der Ausstellungen in der Kunsthalle soll reduziert werden.

    Für Kulturbeauftragte Annette Hauser-Felberbaum (Freie Wähler/ÜP) ist all dies „unheimlich traurig“. Einfach hinnehmen will sie die Vorgaben nicht: „Die Museen müssen doch offen sein für die Kemptener und die Touristen.“ Sie drängte darauf, für das Aufsichtspersonal eine Lösung zu finden, um schnelleren Ersatz zu ermöglichen. Zum Marstall warte sie auf Antwort aus dem Baureferat, um möglicherweise doch eine Nutzung zu ermöglichen. Die Ausstellung „Rom lebt“ könne mittlerweile sogar zu günstigeren Konditionen nach Kempten geholt werden.

    Verwaltungsspitze entscheidet über Ausnahme-Anträge

    Entgegen landläufiger Einschätzungen gebe es eben in der Stadtverwaltung keine Posten mehr, deren Wegfall sich nicht irgendwo bemerkbar mache, stellte Verwaltungsreferent Dr. Richard Schießl fest. Anträge auf Ausnahmen von der Nachbesetzungssperre seien bereits eingegangen. Entschieden würde darüber in der Referentenrunde mit dem Oberbürgermeister.

    Auch in der Erasmuskapelle soll künftig öfter das Licht ausbleiben.
    Auch in der Erasmuskapelle soll künftig öfter das Licht ausbleiben. Foto: Ralf Lienert

    Von „Kahlschlag“ sprach Franz Josef Natterer-Babych (UB/ÖDP). Ihn störten auch die geplanten Kürzungen bei Volkshochschule und Sing- und Musikschule.

    Das wollte Kulturamtsleiter Martin Fink nicht stehen lassen. „Wir konzentrieren uns dieses Jahr auf einige Kernpunkte und halten die Häuser offen.“ Das halte die lebendige Kemptener Kulturszene auch für ein Jahr aus. Positiv sei beispielsweise, dass es weiter Schaugrabungen im Archäologischen Park gebe.

    Weniger Aktionen, trotzdem höhere Kosten

    Kritisch betrachtete CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Berchtold, dass trotz geringeren Angebots Personalkosten höher ausfielen und 50.000 Euro ins Marketing fließen.

    Diese Punkte stehen unter anderem auf der Streichliste:

    • Picknick-Konzerte im Archäologischen Park (APC) sind gestrichen.
    • Der Internationale Museumstag fällt aus.
    • Die Bibliothek erhöht die jährliche Gebühr: Sie steigt für Erwachsene von 18 auf 20 Euro.
    • Die Vernissage der Festwochen-Kunstausstellung findet im Kornhaus statt - ohne Häppchen.
    • Die Museumspädagogik bietet weniger Aktionen an.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden