Der Kollerbach hat im vergangenen Sommer reichlich Schäden angerichtet. Wenn Gewitterwolken aufziehen, geht bei Betroffenen noch immer der sorgenvolle Blick Richtung Himmel - und die Gedanken auch den Kollerbach hinauf: Kurz vor Ermengerst teilt er sich; in Richtung Ermengerst wird er gedrosselt, in die andere nicht. Warum eigentlich?, fragen sich Unterlieger im Kemptener Ortsteil Hinterbach, der 2024 überflutet wurde.
Am Abzweig Richtung Ermengerst begrenzt ein Blech den Durchlass (siehe Foto). Von dort fließt das Wasser gedrosselt durch Ermengerst, in den Herrenwieser Weiher und weiter zum Stadtweiher Kempten. In die andere Richtung schlängelt er sich - ohne Drosselung - bis nach Kempten-Hinterbach und danach in die Iller.
Ein Blech drosselt den Kollerbach Richtung Ermengerst, Richtung Kempten-Hinterbach nicht. Warum?
Der Grund hierfür liegt im Herrenwieser Weiher, erklärt das Landratsamt Oberallgäu. Der beliebte Badesee wies demnach Anfang der 2000er Jahre eine sich stetig verschlechternde Wasserqualität auf, vor allem wegen hoher Nährstoffeinträge bei Hochwasser. Der Zweckverband Erholungsgebiete sanierte den Weiher daraufhin aufwändig. Untersuchungen damals ergaben jedoch, dass der Zufluss erheblich vermindert werden müsse, um dauerhaft eine gute Wasserqualität sicherzustellen. So kam es zur einseitigen Drosselung am Abzweig oberhalb von Ermengerst, für deren Genehmigung vom April 2002 auch das Wasserwirtschaftsamt einbezogen wurde.

Laut dessen Gutachten führt die Drosselung zu keinen gravierenden nachteiligen Auswirkungen im Bereich des Marktes Wiggensbach, heißt es vom Landratsamt: Auch „im weiteren Verlauf auf Kemptener Flur wird von keinen erkennbaren Auswirkungen ausgegangen.“
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Auch Wiggensbachs Bürgermeister Thomas Eigstler betont: „Das Wehr ist nicht für die Hochwasserschäden am Kollerbach verantwortlich.“
Ihm zufolge wurde der Wasserlauf zu Zeiten der Fürstäbte angelegt, um Kempten mit Wasser zu versorgen. Er speiste dort den Schlangenbach, der eine wichtige Quelle für Brauchwasser und Energiegewinnung in der Stiftstadt darstellte.
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