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Lesung mit Bestseller-Autor Dominik Bloh an der Wittelsbacher Schule in Kempten.

Kultur in Kempten

„Seid ehrlich und tut Gutes“: Ehemaliger Obdachloser Dominik Bloh liest an der Wittelsbacher Schule

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    Dominik Bloh liest an der Wittelsbacher Schule aus seinem Bestseller „Unter Palmen aus Stahl“. Darin erzählt er aus der Zeit, als er obdachlos war.
    Dominik Bloh liest an der Wittelsbacher Schule aus seinem Bestseller „Unter Palmen aus Stahl“. Darin erzählt er aus der Zeit, als er obdachlos war. Foto: Ralf Lienert

    Im Wittelsbacher Saal der Mittelschule Kempten sitzen rund 120 Jugendliche und lauschen Dominik Bloh: „Digga, wie ist das überhaupt möglich? Vor zehn Jahren lag ich noch im Dreck und hätte nie gedacht, dass ich noch 30 werde.“ Als Bloh 16 Jahre alt war, wirft ihn seine psychisch kranke Mutter von Zuhause raus. Er landet auf der Straße in Hamburg. „Da war ich so alt wie ihr jetzt“, sagt der Autor zu den Jugendlichen der achten bis zehnten Klasse, die fast alle im Vorfeld sein Buch „Unter Palmen aus Stahl“ gelesen haben. Mit seinem Buch landete Bloh auf der Spiegel-Bestseller-Liste.

    Die Schule war für Bloh ein sicherer und warmer Ort

    Vor allem die Dunkelheit ist Bloh von seiner ersten Nacht auf der Straße in Erinnerung geblieben. „Die Straßenlaterne war lange meine Nachttischlampe“, sagt der heute 36-Jährige. Sie sei lange das einzige Licht gewesen, das ihm Wärme und Geborgenheit geschenkt hat. Manchmal habe er zwar bei Schulfreunden übernachtet, aber wirklich willkommen sei er nie gewesen. Ihm dabei geholfen, eine Lösung für seine Situation zu finden, habe jedoch niemand. Der Vertrauenslehrer in der Schule sei nicht zuständig gewesen, ebenso wenig das Jugendamt.

    Bloh machte seinen Realschulabschluss und das Abitur, während er auf der Straße lebte. Das sei jedoch keine so große Leistung, wie ihm andere häufig attestieren würden, sagt der Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er sei vor allem deshalb zur Schule gegangen, weil es ein warmer und sicherer Ort war. Der Schulalltag habe ihm eine Routine verschafft und das Gefühl von Zugehörigkeit gegeben.

    Jugendliche stellen interessiert Fragen

    Immer wieder appelliert Bloh an die Schülerinnen und Schüler im Saal: „Wichtig ist, dass ihr niemals aufgebt. Auch, wenn es mal aussichtslos aussieht.“ Während seiner Zeit auf der Straße habe er auch gewalttätige Auseinandersetzungen gehabt. Heute lehne er Gewalt strikt ab: „Wir müssen uns gegen Missstände einsetzen und immer wieder unsere Stimme erheben.“ Eine Schülerin wollte schließlich von Bloh wissen, welchen Rat er für sie und ihre Mitschüler habe: „Findet heraus, wer ihr selbst seid und vergleicht euch nicht mit anderen. Seid ehrlich und tut Gutes.“

    Johanna aus der zehnten Klasse der Wittelsbacher Schule ist durch die Lesung klar geworden, dass sie im Luxus lebt: „Wir haben das Gefühl, wir müssen alles haben. Dominik hat aber so lange mit so wenig gelebt.“ Joyce hat die Lesung von Bloh inspiriert. Sie geht in die achte Klasse und hatte noch keinerlei Berührungspunkte mit Obdachlosigkeit: „Ich nehme heute für mich mit, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußerlichen beurteilen sollte.“

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