Bei Faschingskostümen bedienen sich die Träger und Trägerinnen oft an anderen Kulturen: Beispiele sind der Federschmuck beim "Indianer", ein Sari bei der "Inderin" oder ein kegelförmiger Strohhut beim "Chinesen". Das kann als diskriminierend empfunden werden. Sollte man auf manche Verkleidung im Fasching deshalb lieber verzichten? Unsere Autorinnen sind unterschiedlicher Meinung.
Aimée Jajes : Pro
Verkleiden beim Fasching soll Spaß machen. Aber was hat es mit Spaß zu tun, wenn sich andere Menschen durch das Kostüm verletzt fühlen? Ich halte nichts von einem Verbot. Aber ich kann noch weniger nachvollziehen, warum sich so viele Menschen über kritische Debatten wie diese derart emotionsgeladen aufregen. Es gibt eine Vielzahl an Verkleidungen, da kann ich doch auf die verzichten, die andere beleidigen könnten.
Beim Fasching wollten sich die Menschen früher gegen die Obrigkeit auflehnen; es geht aber eben nicht darum, diskriminierte Minderheiten vorzuführen. Vielleicht sollte man sich lieber mit deren Geschichte auseinandersetzen statt sich sofort wieder zu entrüsten.
Kerstin Futschik: Contra
Die Meinungen über passende und unpassende Kostüme sind so vielfältig wie die Kostüme selbst. Für mich zählen vor allem die derjenigen, aus deren kulturellem Hintergrund die Verkleidungen stammen. Überzeugt hat mich Hochschul-Student Fahad Jamshaid aus Pakistan, in dem er sagt: „Kultur sollte für alle sein.“ Ich teile seine Auffassung, dass solche Kostüme uns einander näher bringen können. Diese Chance möchte ich nicht vertun. Ist die Wahl eines Kostüms doch in aller Regel mit einer großen Wertschätzung dessen verbunden, was es darstellt. Dennoch sollte man mit Verkleidungen sensibel umgehen. Wir sind gesellschaftlich so weit gekommen, dass wir Klischees hinter uns lassen können.
(Lesen Sie auch: Darf man sich an Fasching als "Indianer" verkleiden?)