Seit fünf Jahren setzt sich das Hebammen-Netzwerk für die Anliegen von Geburtshelferinnen und Familien in der Region ein. Die Organisatorinnen vermitteln, wenn Schwangere keine Hebamme finden, wenn junge Eltern verzweifelt nach Hilfe suchen, sie entlasten Hebammen und sorgen für Austausch unter Berufskolleginnen. Dieses Angebot ist wegen eines Förderprogramms des Freistaats möglich - doch dessen Verlängerung steht auf der Kippe. In seiner jüngsten Sitzung diskutierte deshalb der Jugendhilfeausschuss der Stadt Kempten die finanzielle Unterstützung des Projekts. Bürgermeisterin Erna-Kathrein Groll sagte: „Wir werden alles tun, damit es weitergeht.“
Stadt will Hebammen-Netzwerk erhalten
Knapp 93.000 Euro fließen heuer vom Bundesland Bayern an das Netzwerk. Diese Fördersumme ergibt sich aus der jährlichen Zahl der Geburten in Kempten und dem Oberallgäu. Mindestens zehn Prozent der Summe tragen laut Förderrichtlinie Stadt und Landkreis und bezuschussen die Geburtshilfe mit je rund 5000 Euro pro Jahr. Sollte der Freistaat sein Förderprogramm nicht verlängern, müssten die Kommunen die gesamten Kosten für das Projekt selbst tragen, stellte Jochen Greißl, Leiter des Jugendamtes, dem Ausschuss vor. Im Moment gehe die Stadt davon aus, dass die Zusage des Freistaats auch diesmal auf den letzten Drücker kommen wird, sagte Sozialreferent Thomas Baier-Regnery.
Um 1055 Anfragen kümmerte sich Ingrid Notz, Koordinatorin des Hebammen-Netzwerks Kempten-Oberallgäu, im Jahr 2024 - und half dabei in 100 Prozent der Fälle erfolgreich weiter, erklärte Greißl: „Das ist sensationell und gibt Eltern eine große Sicherheit.“ Neben der Vermittlung verbindet das Netzwerk Hebammen miteinander, fragt deren Kapazitäten ab, sorgt für eine funktionierende Urlaubsvertretung. Außerdem stehen die Hebammen in Austausch mit Kliniken, Praxen, Familienhilfen, Beratungsstellen sowie dem Jugendamt und werden so auch beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung aktiv.
Auch Förderung für Krankenhäuser ist unklar
Karin Bartelt, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, der Träger des Projekts ist, sagte: „Zuvor waren Hebammen oft Einzelkämpferinnen. Nun haben sie eine Struktur gefunden, um eigene Interessen zu vertreten, und sind besser erreichbar für Familien.“ Ohne das Netzwerk entstünden Probleme für beide Seiten. Baier-Regnery bestätigte, dass sich seit der Gründung kaum noch unversorgte Familien bei der Stadt meldeten.
Das Jugendamt empfahl dem Ausschuss, das Projekt auch dann weiterzuführen, wenn das Förderprogramm des Freistaats nicht verlängert werden sollte. Zu diesem gehört neben der Unterstützung der Hebammenversorgung als zweite Säule auch der Defizitausgleich für die Geburtshilfe in Krankenhäusern.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden