Ein Generalsekretär der CDU braucht kein Rhetorikseminar - er kann selber welche halten. Carsten Linnemann begann seine Rede beim Neujahrsempfang der CSU Ostallgäu in Marktoberdorf dann auch insofern lehrbuchmäßig, indem er Kapitel 1 beherzigte: Schaffe eine Verbindung zwischen dir und deinen Zuhörern. Linnemann stellte sich also vor mit einem Blick auf seine Kindheit, wie er aufwuchs als „der Junge vom Dorf“. Um dann flugs den Bogen zur Union zu spannen, die „alles tue, um den ländlichen Raum zu stärken“. Weil er es in den nächsten etwa 55 Minuten schaffte, seine Botschaften klar, pointiert zu platzieren (garniert mit dem einen oder anderen Lacher) und auch in der Fragerunde den Nerv des Publikums traf, gab es am Ende in der Bayerischen Musikakademie anhaltenden Applaus im Stehen für den Gast aus Nordrhein-Westfalen.
Stracke: „Arbeit und Fleiß müssen sich wieder lohnen“
Das meist genannte Wort des Abends war: Politikwechsel. „Wir brauchen einen Politikwechsel in der Wirtschafts-, Migrations- und Sicherheitspolitik“, sagte denn auch Stephan Stracke, der CSU-Bundestagskandidat im Wahlkreis Ostallgäu. Er forderte weniger Steuern und weniger Bürokratie. „Arbeit und Fleiß müssen sich wieder lohnen,“ sagte Stracke, der seit 2009 dem Bundestag angehört. Deutschland benötige Fachkräfte. Daher sei für den Arbeitsmarkt durchaus Zuwanderung nötig. Was das Land aber nicht brauche, sei eine Zuwanderung in die sozialen Systeme. „Arbeit muss den Unterschied machen“, befand Stracke.
Kommunen im Ostallgäu gelangen bei der Migration an Grenzen
Notwendig seien in Deutschland auch Veränderungen in der Migrationspolitik. „Auch wenn unser Herz groß ist: Unsere Möglichkeiten sind erschöpft, es ist zu viel“, sagte Stracke. Die Kommunen seien bei den Themen Schulen und Kitas schon jetzt an ihre Grenzen angelangt. „Man muss einfach wahrnehmen: Es reicht!“ Stracke machte sich stark für Zurückweisungen an der Grenze. Flüchtlinge, die Straftaten begehen, müssten umgehend wieder das Land verlassen. Man müsse jetzt handeln und verändern. Dies sei nur möglich durch einen - Politikwechsel. „Die Ampel hat gezeigt, dass sie es nicht kann“, sagte Stracke, bevor dann Linnemann ans Rednerpult trat.
Linnemann: „Die Brandmauer zur AfD steht“
Der CDU-Generalsekretär spannte einen großen Bogen. Vom Staat, der zwar Grenzen setzen, aber darin Freiheit gewähren müsse. Über die überbordende Bürokratie (“man darf Menschen nicht so drangsalieren, das muss aufhören“), hin zu einer Politik, die nicht nur diskutieren, sondern handeln müsse. Linnemann bezog sich damit auch auf das Sofortprogramm, das CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz nach dem Messerangriff mit zwei Toten in Aschaffenburg für den Fall seines Wahlsieges angekündigt hatte: Er wolle an seinem ersten Tag als Kanzler ein Sofortprogramm durchsetzen, das eine Asylwende in Deutschland einleiten soll. Deutschland brauche einen Politikwechsel (!) nicht nur beim Thema Migration, sondern auch eine Wirtschaftspolitik, die sich für den Mittelstand stark mache, sagte Linnemann. In der anschließenden Fragerunde machte der Generalsekretär unter anderem deutlich, dass die Brandmauer zur AfD stehe. „Die AfD würde Deutschland in den Abgrund führen. Wir werden mit dieser Partei weder koalieren noch zusammenarbeiten.“
Schweigeminute für die Opfer von Aschaffenburg
Begonnen hatte der Abend im Richard-Wengenmeier-Saal mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlages von Aschaffenburg. CSU-Kreisvorsitzender Lars Leveringhaus hatte im Anschluss drei wichtige Wahlthemen ausgemacht: Wirtschaft, Wirtschaft und Wirtschaft. Insofern sei Wirtschaftsexperte Linnemann genau der richtige Gastredner. Landrätin Maria Rita Zinnecker mahnte eine Weichenstellung in der Krankenhauspolitik an, die dem ländlichen Raum wirklich helfe. Und Landtagsabgeordneter Andreas Kaufmann betonte ebenso, für die Wähler sei die Wirtschaft das wichtigste Wahlthema: „Die Menschen entscheiden nach dem Geldbeutel.“
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