Husten, Fieber, Gliederschmerzen - die Grippewelle hat Marktoberdorf fest im Griff. Die Folgen sind deutlich zu spüren: Arztpraxen sind am Limit der Belastbarkeit. Und auch Schulen sind betroffen. Auswirkungen davon sind Stundenentfall und leere Klassenräume.
Grippewelle in Marktoberdorf: Das ist das Ausmaß an den Schulen
Das erlebt auch Bettina Schlegl, Direktorin der Adelbertstifter Grundschule in Marktoberdorf, seit einigen Wochen: „Wir bemerken auf jeden Fall eine erhöhte Anzahl an Krankmeldungen.“ In der Hochphase waren es mehr als jeder zehnte Schüler. „Das Problem ist, dass sich viele nach einer Pause zu Hause wieder fit fühlen und dann nach ein paar Tagen Schule doch wieder Fieber bekommen.“ Dabei besteht meistens noch Ansteckungsgefahr. Die Folge: Die Krankheit breitet sich weiter aus. „Um darauf aufmerksam zu machen habe ich einen Elternbrief verschickt.“
Adelbertstifter Grundschule: Man muss erfinderisch werden
Und auch Lehrkräfte der Grundschule sind betroffen. Über ein Viertel der Klassenlehrer fehlt - die Schule bekommt aber nur eine Mobile Reserve als Vertretung. Den regulären Unterricht fortzuführen, ist deshalb eine Herausforderung. „Man muss erfinderisch werden“, sagt Schlegl. Teilweise legt sie Klassen in Sportstunden zusammen, manchmal kommt es aber doch zu einem Entfall. „Das versuchen wir zwar möglichst zu vermeiden. Manchmal geht es aber nicht anders“, sagt sie.
Doch der Stoff muss trotzdem gelernt werden und auch die Lernentwicklungsgespräche, die Alternative zu den Halbjahreszeugnissen, stehen an. „Ich habe eine Meldung vom Kultusministerium bekommen, dass diese Gespräche aufgrund der zahlreichen Infektionen auch später stattfinden dürfen.“ Dadurch ist der Druck etwas vermindert. „Das ist für die fehlenden Lehrer gut. Die haben meistens ein schlechtes Gewissen.“ Vorbereitungen für den Unterricht müssen sie auch trotz Krankheit treffen. „Deshalb kommen auch sie häufig wieder, bevor sie vollständig auskuriert sind.“
Bei der Realschule in Marktoberdorf kann der Unterricht regulär stattfinden
Auch in der Realschule Marktoberdorf sind einige Krankmeldungen in den letzten Tagen eingegangen. „Der Höhepunkt war bereits mit 120 Krankmeldungen von 900 Schülern“, sagt Florian Klemm, Leiter der Schule. Die Kurve flacht aber deutlich ab. Im Vergleich zu vergangenem Jahr sind es immernoch etwa doppelt so viele Krankmeldungen. „Das ist alles aber noch nicht dramatisch“, sagt Klemm. Der Unterricht kann regulär stattfinden. Lehrkräfte sind nicht übermäßig im Krankenstand. Hier fällt ihm ein Trend auf: „Es sind überwiegend Lehrer mit Kindern in der Grundschule oder im Kindergarten.“
Kinderarztpraxis am „Limit der Belastbarkeit“
Auch der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Gernot Adolph erlebt die rollende Welle: „Meine Praxis arbeitet seit mehreren Wochen am Limit, da viele akut kranke Kinder anzusehen und zu behandeln sind.“ Zusätzlich zu den Routineuntersuchungen sind es in der Praxis rund 20 bis 40 Kinder. „Der letzte Patient verlässt oft spät am Abend unsere Praxis.“ Und nicht nur die Anzahl der kranken Kinder belastet die Praxis. Auch durch Erkrankungen in der Personaldecke kommt die Praxis „ans Limit der Belastbarkeit“.
Doch was führt genau zu der Erkrankung? „Die Kinder haben häufig mehrere Infekte in kurzer Folge“, sagt Adolph. Diese sind immer wieder mit Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, oft mit Husten, Bronchitis oder einer Lungenentzündung gepaart. Die Folge von der höheren Anzahl der Infekte: Die Kinder erholen sich nur langsamer wieder komplett. Um sich im Voraus gegen die Grippeviren zu schützen ist auf der Webseite der Praxis eine Information zu der Grippeschutzimpfung zu lesen. „Bei uns in der Praxis können Kinder, Jugendliche, aber auch die Eltern jedes Jahr eine Grippeschutzimpfung erhalten.“ Adolph empfiehlt diese zu Beginn der Grippesaison. „Damit wäre das Ansteckungsrisiko innerhalb der Familie deutlich reduziert.“
So ist die Krankheitssituation im Landratsamt Ostallgäu
Auch Erwachsene sind krank. Im Landratsamt Ostallgäu ist zu dem Befragungszeitpunkt am 20. Februar rund jeder achte im Krankenstand. Doch das ist nichts Neues: „In den Wintermonaten ist jährlich immer ein Anstieg zu verzeichnen“, sagt Stefan Leonhart, Pressesprecher des Landratsamts. Im Vergleich zu den letzten Wochen ist die Zahl weiter angestiegen. Der normale Arbeitsbetrieb ist aber nicht beeinflusst: „Es gibt Vertretungsregelungen, die greifen. Dadurch ist der Dienstbetrieb gewährleistet.“ Neben den allgemeinen Gesundheitsmaßnahmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements waren zusätzliche Maßnahmen bisher nicht nötig.
Doch es ist Hoffnung in Sicht. Laut Robert-Koch-Institut sinken die Zahlen für grippeähnliche Erkrankungen. Auch ansteigende Temperaturen können eine Abflachung der Insidenzkurze mit sich bringen, genauso wie die anstehenden Schulferien. Damit entsteht weniger Kontakt mit erkrankten Personen, sagt Adolph.
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