Endstation AOK-Kreuzung heißt es für diejenigen, die in diesen Tagen auf der Bahnhofstraße unterwegs sind. Die Straße ist aufgegraben, lange schwarze Röhren warten darauf, im Boden versenkt zu werden. Wie am Stadtplatz wird auch an dieser Stelle das Fernwärmenetz erweitert. Die Häuser an der Zeppelinstraße werden angeschlossen.
Der Anschluss von Häusern ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Herstellung der Wärme. Allein in diesem Jahr investiere die Stadt in ihre Fernwärmegesellschaft zwei Millionen Euro, verdeutlichte Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell im Umweltausschuss. Das Ziel: Weg von Energieträgern wie Gas und Öl, hin beispielsweise zu Erdwärme, wie etwa am Hallenbad, dadurch CO2 einsparen und die Umwelt schonen.
Wie in Marktoberdorf Naturschutz im Kleinen funktioniert
Naturschutz wiederum kann bereits im Kleinen funktionieren. So verteilt die Stadt auch in diesem Jahr Wildblumensamen samt Handzettel, wo sie am besten zu säen und wie sie zu pflegen sind. „Die werden uns aus den Händen gerissen“, sagte Hannah Fischer, die das Umweltförderprogramm der Stadt betreut. Diese Maßnahme sei derart erfolgreich, sagte Hell, dass andere Gemeinden angefragt hätte, wie sie Ähnliches auf die Beine stellen können.

2022 war das Programm neu aufgelegt worden. Aus dem Topf gab es Geld für Balkonkraftwerke, Radständer und der Anschluss samt gleichzeitiger Nutzung. Das Interesse daran sei in jüngster Zeit gering gewesen. Trotzdem sollte die Summe von 5000 Euro nicht aus dem Etat gestrichen werden.
Einen Großteil will die Stadt nun selbst investieren – in diesem Jahr in den Artenschutz. Dazu gehören neben den Blumensamen Insektenhotels, Nistkästen, Totholzhabitate. Hotels und Kästen soll der Bauhof herstellen und an ausgewählten Punkten in der Stadt aufhängen. Dr. Anne-Dore Fritzsche (Grüne) schlug vor, die doch auch zumindest teilweise an Bürger abzugeben.
Warum Umweltbeauftragter Vavra Alarm schlägt
Genau diese Bandbreite – von Fernwärme bis Wildblumensamen – lobte Umweltbeauftragter Christian Vavra (parteilos). Auch Deutschland sei mitten drin in der Klimakrise, verbunden mit einem alarmierenden Verlust an heimischen Tier- und Pflanzenarten. Selbst in den Binnengewässer gelten einige Arten als ausgestorben.
„Diese Entwicklungen sind kein Schicksal. Sie sind der Preis jahrzehntelanger Versäumnisse“, sagte er. Tatkraft und Kreativität seien gefordert. Wie in Marktoberdorf. Die Stadt setze mit ihrer Klima- und Artenschutzoffensive ein klares Zeichen. Vavra nannte Beispiele: Renaturierung von Wertach und Geltnach, LED-Straßenlaternen, Ausbau von Fotovoltaik, Wiedervernässung von Mooren. Die Fernwärme sei dabei eine Mammutaufgabe, die Versorgungssicherheit mit Klimaschutz verbinde.
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