Noch hebt sich die Kirche St. Magnus in Marktoberdorf kaum gegen den dunklen Nachthimmel ab. Trotz der frühen Uhrzeit herrscht im Pfarrheim an diesem Morgen bereits fröhliche Betriebsamkeit: Die Sternsinger werden ausstaffiert und auf ihre Segensreise durch die Stadt geschickt. Kinder rufen durcheinander, ziehen sich ihre Umhänge an und setzen sich ihre Kronen und Turbane auf.
2022 verteilten die Kinder Segensbriefe in Marktoberdorf
In diesem Jahr können die als die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Ministrantinnen und Ministranten ohne Corona-Einschränkungen von Haus zu Haus ziehen. „Endlich wieder“, freut sich Gemeindereferentin Margot Schmid. Im Jahr 2021 musste die Tradition in St. Magnus wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Stattdessen verteilten Ministrantinnen und Ministranten im Jahr 2022 sogenannte Segensbriefe.
Nun dürfen die Kinder wieder losziehen. Das bedeutet jedoch viel Organisation. Oberministrantin Michele Groß koordiniert die Aktionen. Am Tag zuvor hat sie bereits stundenlang im Pfarrheim die Pakete und Gewänder für die Sternsinger vorbereitet und die Routen geplant.
Mit Weihrauch, weiten Gewändern und mit einem Routenplan ziehen die Ministranten los
Nun verteilt die 22-Jährige die wichtigsten Güter an die Gruppen. Denn diese weisen Adeligen orientieren sich nicht an einem Himmelsstern, sondern sie bekommen einen genauen Plan für ihre Route. Dazu erhalten die „Könige“ Brotzeitboxen mit Ersatzkohle für den Weihrauchbehälter und Weihrauch.
In einem Garderobenständer warten die großen Holzsterne auf ihren Einsatz. Noch einmal wird kurz die Kopfbedeckung zurechtgezupft und für das Gruppenfoto posiert, dann ziehen die 22 Kinder los. Mittlerweile ist es hell geworden.
Auch dem Marktoberdorfer Unternehmen Fendt wird der Segen gebracht
Jede der fünf Gruppen wird von einem Begleiter oder einer Begleiterin unterstützt. In St. Martin sind sieben Gruppen unterwegs. Die Heiligen Könige von Michele Groß, besuchen zunächst das Marktoberdorfer Unternehmen Fendt.
Im Gänsemarsch geht es durch das Drehkreuz auf das Werksgelände und hinein in die Räume der Geschäftsleitung. Der Weg führt durch einen langen Gang und nach und nach schließt sich den Königen eine kleine Prozession aus Mitarbeitenden an, die aus ihren Büros kommen. In der Finanzabteilung wird dann vor versammelter Mannschaft der Segen gesprochen. Danach gibt es Applaus, Süßigkeiten und eine Spende. Die Kinder strahlen, der erste große Auftritt ist geschafft.
"Ein bisschen aufgeregt" ist Ministrantin Jasmin vor dem Singen schon
„Ich bin immer noch ein bisschen aufgeregt“, sagt Jasmin (11). Für sie ist es das erste Sternsingen, genauso wie für die anderen in ihrer Gruppe. Die Texte haben sie davor zum Üben zugeschickt bekommen. Und die kommen den Kindern flüssig von den Lippen. Besonders stolz ist der neunjährige Jakob. Er ist zwar erst angehendes Kommunionkind, verstärkt aber gerne beim Sternsingen.

Nach einem Besuch bei den beiden Altpfarrern Karl Mair und Wolfgang Schilling, beginnen die Könige mit ihrer Runde durch ein Wohngebiet im Marktoberdorfer Norden. „Christus segne dieses Haus und alle die da gehen ein und aus“, tönt es den Marktoberdorfen entgegen. Die freuen sich, so wie Wolfgang Niederauer.
Der Erlös der Sternsinger geht nach Indonesien
Er blickt nach draußen in den Nieselregen, der die Kinder begleitet, und lobt sie für ihre Tapferkeit. Glücklicherweise sind die Sternsinger unter ihren Gewändern dick angezogen. Bis Mittag sind die Kinder noch unterwegs, dann gibt es Mittagessen. Nachmittags erledige man dann den Rest des Gebiets. In den Pfarreien St. Martin und St. Magnus sind die Sternsinger vom 3. bis zum 5. Januar unterwegs, in der Pfarrei St. Michael Bertholdshofen am 6. und 7. Januar. In diesem Jahr geht der Erlös der Sternsinger des Kindermissionswerks nach Indonesien. Der Kinderschutz dort steht im Fokus.
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