Der Arbeitskreis Heimatkunde setzt sich mit den sogenannten Erzähl-Cafés zum Ziel, mit den Bürgerinnen und Bürgern Obergünzburgs und des Günztals ins Gespräch zu kommen. Wie so oft schon bringen die Unterhaltungen mit Hermann Knauer nicht nur Licht in frühere Geschehnisse im Ort, sondern er ruft bei den Gesprächspartnern damit Erinnerungen über Besonderheiten und Erlebnisse wach, die schon längst als vergessen erschienen. So geschehen bei einem Besuch in dem Gebäude der ehemaligen Seifensieder-Familie Johann und Felizitas Nauer, dem Geburtshaus der drei Brüder Carl, Xaver und Anton Nauer im Zentrum von Obergünzburg.
Dem Erstgeborenen Carl Nauer, dem späteren Kapitän (*29.11.1874), folgte zwei Jahre später Xaver Nauer (*31.1.1876) und nach drei Jahren Anton Nauer, der am 1.8.1879 als Drittgeborener das Licht der Welt erblickte. Alle drei wurden im 1. Weltkrieg zum Militär eingezogen und trugen später zu Recht den Ehrentitel „Heimatvater von Obergünzburg“.
![Die Todesanzeige von Xaver Nauer. Die Todesanzeige von Xaver Nauer.](https://images.mgpd.de/img/104075186/crop/c1_1-w100/247578506/13594412/dsc0308.jpg)
Obergünzburger Arbeitskreis Heimatkunde erinnert an die Familie Nauer
Die Lebensläufe des erstgeborenen Nauer-Sohnes sowie des Drittgeborenen sind in weiten Kreisen hinreichend bekannt und viel beschrieben. Carl Nauer wurde als Kapitän bekannt und Anton Nauer als Kaufmann, der sich im Ort ebenfalls große kulturelle Verdienste erwarb. Dagegen haben schlimme Ereignisse dem Zweitgeborenen der drei Söhne, Xaver Nauer, und dessen Familie kaum zu ertragende Schicksale auferlegt, denen letztendlich nahezu die ganze Familie tragisch zum Opfer fiel.
Doch von Anfang an: Das junge, glückliche Paar - der 24-jährige Xaver Nauer war mit der um ein Jahr jüngeren Anna Lerf aus Friesenried liiert - bekam am 30. Dezember 1900 die Tochter Maria. Wenige Jahre später wurde Xaver Nauer allerdings zum Militär eingezogen und musste im Ersten Weltkrieg als Unteroffizier im 17. Reserve-Infanterieregiment an die Westfront in Frankreich. Am 3. Februar 1915 fiel er in Nordfrankreich im Alter von 39 Jahren. Seine tief-trauernde Frau Anna starb wenige Monate später am 13. Juli 1915 in Obergünzburg an Gebärmutterkrebs.
![Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus erinnert an Carl Nauer. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus erinnert an Carl Nauer.](https://images.mgpd.de/img/104075187/crop/c1_1-w100/410775416/1563034104/dsc0311.jpg)
Xaver Nauer aus Obergünzburg: Schwere Schicksalsschläge ziehen sich durch seine Familie
Die 15-jährige Tochter Maria wurde Vollwaise. Am 30. August 1923 heiratete sie den Obergünzburger Büroangestellten Adolf Bischof und erwartete ein Kind. Doch an den gravierenden Komplikationen einer Bauchschwangerschaft starb die nur 25-jährige Tochter von Xaver Nauer 1925, also nur zwei Jahre nach ihrer Hochzeit, im Krankenhaus in Obergünzburg.
Diese Familiengeschichte wird durch die Erzähl-Cafés aufgeschrieben und kann somit fürs Archiv und für die Nachwelt in Erinnerung bleiben. Denn nur noch die ältere Generation der Bürgerinnen und Bürger Obergünzburgs kann Ereignisse und Geschehnisse der Krieg- und Nachkriegsjahre aus dem vergangenen Jahrhundert erzählen.
Erzähl-Café im Heimatmuseum lädt ein zum Erinnern
Doch der Arbeitskreis Heimatkunde (AKH) ist daher bemüht, mit den Erzähl-Cafés und dem Sammeln von Erinnerungs-Schriftstücken, Briefen, Fotos und Exponaten (wie Handwerkszeug oder geschaffene Objekte) Erinnerungen zu archivieren und somit das Heimatmuseum mit Sammelstücken zu bereichern.
Am Donnerstag, 16. Januar 2025, um 14.30 Uhr lädt der Arbeitskreis Heimatkunde zusammen mit der Museumsleitung wieder zu einem Erzähl-Café ins Heimatmuseum ein. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.
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