Der Kapitän und Ehrenbürger Obergünzburgs, Carl Nauer, war wenige Tage vor dem Freischießen-Fest 2025 bei der Führung durch die Ausstellungsräume des Heimatmuseums Thema. Nauer hatte vor 72 Jahren, 1953, mehrere Wochen in seinen Geburtsort im Östlichen Günztal verweilt.
„Ja, das schöne alte Obergünzburg ist mein Heimatort – und es ist mein ganzer Stolz, dass ich Allgäuer bin!“ Mit diesem Ausspruch von Nauer beginnt im Obergünzburger Tagblatt vom 21. August 1953 ein Zeitungsbericht. Dort erzählt der seinerzeit 79-jährige Seemann aus seinem Leben.
Nauer heuerte erst bei der Marine an – doch der Drill war ihm zu groß
In dem Bericht bekennt er, dass er vom Gymnasium in Kempten durchbrannte und bei der Marine in Kiel ein Jahr lang diente. Dort wurde ihm aber der Drill zu groß. Als Schiffsjunge trat er dann bei einer dänischen Brigg seine erste, aber alles andere als lustige Seereise um das Kap Hoorn nach Tahiti an. „Viel Prügel gab‘s und wenig Brot“, variiert Käpt‘n Nauer und gibt zu, dass er befürchtete, die stürmische See um das Kap Hoorn und die harte Arbeit auf dem Schiff nicht lebend zu überstehen.
Doch hat er in der ersten Kap Hoorn-Umfahrung bei den Dänen die seemännischen Qualitäten erlernt und meisterte in den drei Jahren auch die zweite Umschiffung auf einer englischen Viermastbark, diesmal als Matrose. Weitere neue Fahrten nach China und Japan folgten, bis er nach fünf Jahren Seefahrt die Steuermannschule in Hamburg bezog.
Weitere Schifffahrten gingen nach Australien, China und Japan
Nach einem Jahr trat er seine erste Fahrt auf dem Norddeutschen Lloyd nach Australien, dann nach China und Japan an. Weiter ging es als Dritter Offizier auf dem Luxusdampfer nach New York und als zweiter Offizier auf verschiedenen Schiffen nach Brasilien. Das Kapitänspatent erworben, bot sich die Gelegenheit nach Neu-Guinea an und so befuhr Nauer neun Jahre lang zwischen 1903 und 1913 mit dem Küstendampfer „Sumatra“ für den Deutschen Loyd die südlichen Gewässer.
Aus der Inselwelt des Bismarck-Archipels schickte der Kapitän kistenweise Ethnographika in die Heimat, die heute in der Südseesammlung, im 2009 gebauten Kubusgebäude, neben dem Heimatmuseum ausgestellt und zu bewundern sind. In den Kriegsjahren 1914/18 befuhr er bei der Marine die Nord- und Ostsee und bei der U-Bootflottille das Mittelmehr.
In den 50ern besaß er eine Teeplantage in Argentinien
Nach dem Krieg hieß es dann neu anfangen und er versuchte es mit einem kleinen Bauernhof in Probstried. „Da saß er als Nicht-Landwirt buchstäblich auf dem Trockenen“ und war heilfroh, dass der Norddeutsche Loyd ihn wieder beauftragte, mit einem Passagier-Dampfer nach Südamerika zu fahren. Wenig später fuhr er das Schiff als Kapitän und übernahm die „Sierra Morena“.
In den 1950er Jahren besaß er eine große Tee- und Ölfruchtplantage in Missiones im nordöstlichen Argentinien, heißt es im Obergünzburger Tagblatt von 1953 abschließend.
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