67 Vereine sind im Gau Kaufbeuren-Marktoberdorf gelistet, nur gerade einmal fünf davon haben noch einen 50-Meter-Stand, um Kleinkaliber zu schießen. Trotz dieser überschaubaren Anzahl erreichten die Schützinnen und Schützen aus dem Gau bei der bayerischen Meisterschaft 23 Platzierungen unter den Top 20. Besonders hervorzuheben sind die Finalteilnahmen von Amelie Anton und Paul Holderied in der Disziplin KK 3x20, die mit einer Überraschung endete.
Warum der Einsatz des Schützen fast auf der Kippe stand
Eigentlich hatte es für Holderied von den Magnusschützen Leuterschach, der in der Juniorenklasse antrat, nicht besonders gut ausgesehen. Wegen einer Meniskusverletzung hatte er beim Kniendanschlag (171 Ringe) zunächst große Probleme. Diese machte er dann aber beim Liegend- (191) und Stehendschießen (177) wieder wett und qualifizierte sich mit 539 Ringen als Siebter für das Finale. An dem dürfen jeweils die acht besten Schützen teilnehmen.
Die Überraschung war für ihn so groß, dass vor dem unerwarteten Wettkampf erst einmal eine entscheidende Frage geklärt werden musste: Wie läuft überhaupt ein Finale ab? Gut, wenn man eine Nationalkaderschützin im Gau hat. Amelie Anton (FSG Marktoberdorf) unterstützte Holderied und gab ihm im Schnellverfahren wichtige Tipps. Das führte zwar dazu, dass der Jungschütze als Letzter an den Stand kam, sich dadurch aber nicht stressen ließ.
Schützin aus dem Nationalkader gibt Tipps
Er sei nicht aufgeregt gewesen, erzählte er im Anschluss. Anders als seine Fans aus der Heimat, die an dem Tag auch auf der Olympiaschießanlage in Hochbrück waren und auf der Tribüne in der Finalhalle mitfieberten. „Meine Finger sind immer noch weiß vom Daumendrücken“, schilderte Dritter Gauschützenmeister und Vereinskollege Josef Heiland. Auch zu Hause war die Aufregung groß, weil das Finale live im Internet übertragen wurde.
Holderied gab den ersten Platz von Anfang an nicht mehr aus der Hand. Musste er sich diese Position beim Kniendanschlag noch teilen, baute Holderied im weiteren Verlauf des Finales seinen Vorsprung immer weiter aus. Während seine Kontrahenten nach und nach den Stand verlassen mussten, blieb er bis zum Schluss standhaft. Mit seinem letzten Schuss, einer souveränen 10,1, wurde er mit 435,6 Ringen bayerischer Meister.
Diesen Spitznamen hat der neue Meister der Schützen weg
Es dauerte, bis er seinen Sieg tatsächlich realisierte, wie auch die Kommentatoren des Livestreams schmunzelnd feststellten. „Herzlichen Glückwunsch, Paul Holderied, der Ungläubige. Er kann’s noch gar nicht glauben.“ Spätestens beim Interview war es ihm dann aber klar. Mit seiner bodenständigen Art, die sicherlich auch zum Sieg beigetragen hat, stellte er sich den Fragen. Gefeiert wurde im Anschluss mit den Vereinskollegen traditionell in Kloster Andechs. Auf die Frage, welche Erwartungen er an die bevorstehende deutsche Meisterschaft habe, reagierte er ähnlich gelassen: „Es isch, wie’s isch und es kommt, wie’s kommt.“
Auch Amelie Anton holt eine Medaille für den Schützengau
Amelie Anton war nicht nur als Ratgeberin tätig, sondern stellte ihr Können eine Woche später ein weiteres Mal selbst unter Beweis. Sie zog bei den Damen mit einem Vorkampfergebnis von 578 Ringen als Fünfte ins Finale ein. Nach dem Kniendanschlag war sie auf Platz fünf, verbesserte sie nach Liegend auf Rang vier. Am Ende ging die Marktoberdorfer Schützin als Dritte vom Stand. Somit hatten zwei Sportler aus dem Gau in den Kleinkaliberdisziplinen zwei Medaillen ins Ostallgäu geholt.
Im Wettkampf Kleinkaliber Liegend erreichte Anton mit 617,4 Ringen einen vorzeigbaren fünften Platz. Gut geschlagen haben sich auch Verena Lacher (Damen II) aus Aufkirch in der Disziplin KK 100 Meter auf Platz vier, sowie Claudia Granzow (KK 3x20) in derselben Altersklasse mit Rang fünf. Aufkirchs Jugend sicherte sich einen vierten Platz mit der Mannschaft im KK Liegend, die Magnusschützen schafften darin in der Juniorenklasse sogar einen vierten Platz.
Teilnehmer bis Top 20 aus dem Schützengau Kaufbeuren-Marktoberdorf
- KK 100 Meter Damen I: 14. Anna Rosa Probst, Apfeltrang, 292 Ringe; Damen II: 4. Verena Lacher, Aufkirch, 283.
- KK 50 Meter Auflage Senioren V: 14. Gottlieb Maurus, Apfeltrang, 298,7.
- KK 50 Meter Jugend 15. Leon Granzow 247,18. Johannes Bauer 231, 20. Lukas Hauser 201 (alle Aufkirch).
- KK 3x20 Damen I: 5. Amelie Anton, FSG Marktoberdorf, 578; Herren I: 15. Thomas Brenner, FSG Marktoberdorf, 567; Damen II: 5.Claudia Granzow, Aufkirch, 534; Jugend: 9. Johannes Bauer, 519, 14. Leon Granzow, 497 (beide Aufkirch); Junioren I: 7. Paul Holderied, Leuterschach, 539.
- KK liegend Herren I: 13. Fabian Brugger, FSG Marktoberdorf, 617,1; Damen I: 5. Amelie Anton, FSG Marktoberdorf, 617,4; Herren II: 20. Herbert Kelz, FSG Marktoberdorf, 604,8; Herren IV: 11. Bernhard Probst, FSG Marktoberdorf, 606,2; Jugend: 10. Johannes Bauer, 576,0, 11. Lukas Hauser, 574,4, 15. Leon Granzow, 567,5, 19. Christoph Unsin, 538,0 (alle Aufkirch). Mannschaft: 5. Aufkirch, 1717,9; Junioren I: 12. Paul Holderied, 590,3, 15. Christoph Erd, 588,2 (beide Leuterschach); Junioren II: 14. Hansi Sperlich, Leuterschach, 588,6; Mannschaft Junioren I und II: 4. Leuterschach, 1767,1.
Lesen Sie auch: Jagdpächter findet einen Rehschädel zwischen Ruderatshofen und Aitrang
Nachgefragt: Warum kann die Bachmuschel in Marktoberdorf nicht einfach umgesiedelt werden?