An den Ufern von Meeren oder Seen entstehen durch die unterschiedlichsten Gründe ständig Wellen, mal kleinere, mal größere. Mit der Wucht der riesigen Gezeitenwellen der Welt haben die herkömmlichen Wellen am Strand jedoch wenig zu tun. Denn dieses Naturphänomen, auch Bore genannt, bei dem gigantische Wassermassen sich ihren Weg durch die Flüsse der Welt bahnen, ist nicht nur selten, sondern zudem oftmals gefährlich. Auch ihre Entstehung unterscheidet sich entscheidend von den üblichen Wellen und macht die Gezeitenwellen zu einem einzigartigen Naturschauspiel.
Die größte Gezeitenwelle der Welt: Der "Silberne Drache"
Die weltweit größte Gezeitenwelle tritt jedes Jahr zum Herbstvollmond entlang des Qiantang-Flusses in der chinesischen Stadt Hangzhou auf. Diese Welle, die auch laut National Geographic als der "Silberne Drache" bezeichnet wird, erreicht dabei eine Größe von bis zu 9 Metern, was sie zur größten ihrer Art macht. Das imposante Naturphänomen kündigt sich dabei vor seinem Eintreffen selbst an. Denn das Tosen der Wassermassen kann schon Stunden vorher gehört werden, bevor sie sich in hoher Geschwindigkeit ihren Weg durch den Qiantang-Fluss bahnen. Dabei erreicht die Vorderkante der Gezeitenwelle eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 40 Stundenkilometern.
So entsteht die größte Gezeitenwelle
Bei der Entstehung des Silbernen Drachens spielt vor allem die Ausrichtung der Erde und des Mondes eine entscheidende Rolle. Bei richtiger Anordnung zueinander entstehen starke Gravitationskräfte, welche dafür sorgen, dass sich der Ozean kurz vor dem Quiantang-Fluss wölbt. Mit dem Anstieg der Flut bewegt sich eine zunächst noch kleine Gezeitenwelle in die Mündung des Flusses. In seinem Verlauf verengt sich der Quiantang-Fluss jedoch, was dazu führt, dass die Welle größer wird. Die Energie der Wassermassen wird dabei so mächtig, dass die Gezeitenwelle den Fluss überholt und dessen Fließrichtung umkehrt. Der Fluss strömt nun rückwärts, während an seiner Spitze der "Silberne Drache" voranschreitet.
Der Silberne Drache ist nicht ungefährlich
Auch in den sozialen Netzwerken schlägt der Silberne Drache große Wellen. Auf verschiedenen Plattformen kursieren Videos, wie dutzende Schaulustige sich am Ufer des Quiantang-Flusses zusammenfinden, um das Naturschauspiel zu beobachten. Dass das nicht ganz ungefährlich ist, zeigt ein Video des Senders ntv aus dem Jahr 2023. Darin ist zu sehen, wie eine meterhohe Welle über die Begrenzung des Flusses tritt, dabei zahlreiche Menschen von den Beinen reißt und sie und einige Fahrräder ein paar Meter mit sich zieht.
Auswirkungen der größten Gezeitenwelle
Die Gezeitenwelle kann durch ihre enorme Kraft große Auswirkungen auf das lokale Ökosystem haben. So kann sich die Farbe des Flusses oft von blau oder grün zu braun ändern, indem Sediment aufwirbelt wird. Auch Vegetation wie Bäume können aus ihren Wurzeln gerissen werden, was Freizeitsportarten wie Fluss-Surfen und Kajakfahren nach einer Gezeitenwelle gefährlich macht. Tiere, die von der Vorderkante der Gezeitenwelle getroffen werden, bleiben danach oft benommen oder tot im Wasser zurück.
Die Gezeitenwelle überflutet häufig auch die umliegenden Farmländer mit Salzwasser, das die Pflanzen tötet und das Wachstum neuer Pflanzen verhindert. Um die Nahrungsmittelversorgung zu sichern, hat die Stadt Flutschutzmauern gebaut, die das Salzwasser von den Farmländern fernhalten, um eine Verschmutzung des Bodens zu verhindern. Das hat dazu beigetragen, die Nahrungsmittelversorgung zu schützen und die Stadt sicher zu halten. Jedoch wird der Fluss durch die Maßnahme noch weiter verengt, was die Gezeitenwelle wiederum verstärkt.
Übrigens: Etwas kleinere, aber ebenfalls beeindruckende Wellen findet man auch an den verschiedensten Stränden. Mehr zu den beliebtesten Stränden der Welt lesen Sie im Artikel.