Wenn Pflegebedürftige sich für die Pflege in einem Heim oder einer anderen Pflegeeinrichtung entscheiden, dann kommen auf die Betroffenen hohe Kosten zu. Das ist bekannt, denn ein Platz im Pflegeheim ist teuer. Nun sind die Kosten aber erneut angestiegen und das obwohl seit 1. Januar 2024 höhere Entlastungszuschläge gelten.
Wie aus einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) hervorgeht, müssen Pflegeheim-Bewohnerinnen und Bewohner aktuell im Bundesdurchschnitt mit Kosten in Höhe von 2783 Euro rechnen - davon wird je nach Aufenthaltsdauer noch der Entlastungszuschlag in Höhe von 15, 30, 50 oder 75 Prozent des Eigenanteils abgezogen. Im Januar 2023 war die finanzielle Belastung um 315 Euro geringer und lag bei im Schnitt 2468 Euro. Doch woran liegt das?
Zuschläge im Pflegeheim: 2023 und 2024 im Vergleich
Aufgrund steigender Pflegeheimkosten wurde laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum 1. Januar 2022 neben der auf den Pflegegrad bezogenen Leitung zur vollstationären Pflege ein Leistungszuschlag zum pflegebedingten Eigenanteil eingeführt. Dieser steigt je nach Aufenthaltsdauer und wurde im Rahmen der Pflegereform 2023 zum 1. Januar 2024 erhöht.
Das sind die aktuellen Zuschläge seit 2024 im Vergleich zu 2023:
- bis zwölf Monate Aufenthalt: 15 statt bisher fünf Prozent des Eigenanteils
- ab zwölf Monaten Aufenthalt: 30 statt bisher 25 Prozent des Eigenanteils
- ab 24 Monaten Aufenthalt: 50 statt bisher 45 Prozent des Eigenanteils
- ab 36 Monaten Aufenthalt: 75 statt bisher 70 Prozent des Eigenanteils
Wichtig: Die Kosten im Pflegeheim teilen sich laut dem Pflegeportal pflege.de in Pflegekosten, Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten auf. Der einrichtungseinheitliche Eigenanteil ist für alle Bewohner eines bestimmten Pflegeheims gleich hoch - von Einrichtung zu Einrichtung gibt es aber Unterschiede. Der Eigenanteil berechnet sich aus den durchschnittlichen Pflegekosten aller Bewohner nach Abzug der Leistung der Pflegekasse zur vollstationären Pflege je nach Pflegegrad.
Finanzielle Belastung im Pflegeheim: Wie hoch sind die Kosten 2024 und 2023?
Trotz des gestiegenen Zuschlags sind die Pflegeheimkosten gestiegen. Der Auswertung des des VDEK zufolge liegt der einrichtungseinheitliche Eigenanteil im Bundesgebiet mit Stichtag zum 1. Januar 2024 bei 1377 Euro. Im Januar 2023 lag er noch bei 1139 Euro. Der Eigenanteil ist demnach um 238 Euro gestiegen. Das kann auch der gestiegene Zuschlag nicht ausgleichen.
So hoch waren die Zuschläge im Schnitt 2023 und so viel mussten Pflegebedürftige laut dem VDEK noch selbst zahlen:
- bis zwölf Monate Aufenthalt: 57 Euro (5 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 1082 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab zwölf Monaten Aufenthalt: 285 Euro (25 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 854 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab 24 Monaten Aufenthalt: 513 Euro (45 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 626 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab 36 Monaten Aufenthalt: 797 Euro (70 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 342 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
Im Vergleich: So hoch sind die aktuellen Zuschläge im Schnitt (2024) und so viel müssen Pflegebedürftige laut dem VDEK noch selbst zahlen:
- bis zwölf Monate Aufenthalt: 207 Euro (15 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 1170 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab zwölf Monaten Aufenthalt: 413 Euro (30 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 964 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab 24 Monaten Aufenthalt: 689 Euro (50 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 689 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
- ab 36 Monaten Aufenthalt: 1033 Euro (75 Prozent des Eigenanteils) - Pflegebedürftige mussten 344 Euro des Eigenanteils selbst zahlen
Je nach Aufenthaltsdauer müssen Pflegebedürftige also 88 Euro bis 2 Euro mehr bezahlen, obwohl die Pflegekasse seit 1. Januar 2024 mehr zum Eigenanteil beiträgt. Hinzu kommen außerdem noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie die Investitionskosten, die aus der eignen Tasche zu leisten und laut dem VDEK ebenfalls gestiegen sind. So hoch sind und waren sie im Bundesdurchschnitt:
2023 | 2024 | |
Investitionskosten | 472 Euro | 485 Euro |
Unterkunft und Verpflegung | 857 Euro | 921 Euro |
So ergeben sich je nach Aufenthaltsdauer und Jahr folgende Kosten für den Platz im Pflegeheim im Bundesdurchschnitt:
bis 12 Monate | ab 12 Monate | ab 24 Monate | ab 36 Monate | |
2023 | 2411 Euro | 2183 Euro | 1955 Euro | 1671 Euro |
2024 | 2576 Euro | 2370 Euro | 2095 Euro | 1750 Euro |
Je nach Bundesland kommt es zu Unterschieden bei den Kosten für das Pflegeheim. Mit Stand am 1. Januar 2024 müssen Pflegebedürftige in Baden-Württemberg am tiefsten in die Tasche greifen. Hier liegen die durchschnittlichen Kosten vor Abzug der Zuschüsse bei 3164 Euro - nach Abzug sind es noch 2907 Euro, 2649 Euro, 2306 Euro oder 1877 Euro. Anfang 2023 war es in Baden-Württemberg mit durchschnittlichen Kosten vor Abzug der Zuschüsse in Höhe von 2845 Euro zumindest etwas günstiger.
Am günstigsten ist es aktuell in Schleswig-Holstein. Hier beträgt die Eigenbeteiligung im Pflegeheim ohne Zuschüsse 2191 Euro. Im vergangenen Jahr waren es im Januar 1868 Euro. Bayern befindet sich übrigens in Bezug auf die Pflegeheimkosten in der oberen Hälfte. Aktuell liegt die Eigenbeteiligung bei im Schnitt 2699 Euro, während sie im Januar 2023 bei 2394 Euro lag.
Übrigens: Wer sich das Pflegeheim nicht mehr leisten kann, muss bis auf ein bestimmtes Schonvermögen alles in die Pflegeheimkosten investieren. Um die Sozialleistung "Hilfe zur Pflege" beantragen zu können, darf man nicht zu viel Geld haben.
Hintergrund: Warum sind die Kosten im Pflegeheim 2024 erneut gestiegen?
Laut dem VDEK steigen die Kosten im Pflegeheim jedes Jahr an. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - von 2022 auf 2023 - sei die Steigerung jedoch geringer ausgefallen. Hintergrund sind die seit 1. Januar 2024 höheren Zuschüsse der Pflegekasse. Die hätten einen Teil der Steigerung abgefedert. Aufgrund der Erhöhung rechnet VDEK-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner einer Pressemitteilung zufolge mit Gesamtkosten von etwa 5,5 Milliarden Euro für 2024.
Aber: "Die Heimplätze sind für die Pflegebedürftigen erneut teurer geworden", sagt Elsner. Sie erklärt, dass die Erhöhung der Pflegeheimkosten die gestiegenen Sachkosten sowie gestiegenen Personalkosten für dringend gesuchte Fachkräfte widerspiegle. Diese würden an die Bewohnerinnen und Bewohner weitergegeben werden. Elsner betont aber auch: "Würden die Bundesländer ihr politisches Commitment halten und die Investitionskosten übernehmen, würden Pflegebedürftige um aktuell 485 Euro monatlich entlastet."