Der Fischertagsverein Memmingen steht seit 125 Jahren für gelebtes Brauchtum und gelebte Tradition. Öffentlich gemacht wird die Vereinshistorie nun in der Ausstellung „Forelle Blau – 125 Jahre Fischertagsverein“ im Memminger Stadtmuseum. Die Ausstellung beleuchtet die bedeutendsten Ereignisse der letzten 125 Jahre mit historischen Fotografien und Objekten, widmet sich den Fischerkönigen und Oberfischern der letzten Jahrzehnte und präsentiert unter anderem humorvoll formulierte Fischersprüche.
Start im Jahr 1900 mit 256 Mitgliedern
„Unser Fischertagsverein hat in 125 Jahren eine gigantische Entwicklung vollzogen“, betonte der Vorsitzende Thorsten Burghart bei der Eröffnung. Er erinnerte daran, dass der Verein im Jahr 1900 mit 256 Mitgliedern gegründet wurde und aktuell mehr als 4000 Mitglieder zählt. Ziel sei es damals gewesen, etwas Bleibendes zu schaffen, Menschen zusammenzubringen und das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt zu stärken. „Das wurde durch viele engagierte Bürger und Bürgerinnen immer wieder geschafft und aufs Neue gelebt“, sagte Burghart.
Der Jubiläumsfischertag findet am 26. und 27. Juli 2025 statt
Beeindruckend war die Ausstellungseröffnung im Innenhof des Stadtmuseums. Thorsten Burghart war vermutlich nicht der Einzige, der beim Auftritt der Trommlerbuben vor dem großen Neptun-Brunnen Vorfreude auf den kommenden Jubiläumsfischertag am 26. und 27. Juli verspürte. Er bekräftigte, dass es die Jugend ist, die den Verein, seine Tradition und sein Brauchtum am Leben und lebendig hält. Unter den rund 4100 Vereinsmitgliedern seien erfreulicherweise rund 800 Kinder und Jugendliche.
„Gelebte Heimatliebe und Traditionspflege“
Der Heimat-Referent des Stadtrats, Christoph Baur, sprach von gelebter Heimatliebe, Traditionspflege und einem Miteinander über Generationen hinweg. Was einst als Brauch der Stadtbachfischer am Bartholomäustag begann, habe sich mit dem Fischertag zu einem großen Festwochenende im Juli gewandelt, das weit über die Grenzen Memmingens hinaus bekannt ist.

Der Memminger Fischertag ist immaterielles Kulturerbe
Kuratorin Regina Gropper sprach vom heute fast schon inflationären Gebrauch des Begriffs „Kultur“. Sie spannte den Bogen vom Kulturbeutel, in dem Zahnpasta und Seife landen, bis hin zur Esskultur, Wohnkultur und zum Begriff der Leitkultur. „Der Fischertagsverein hingegen hat etwas Traditionelles geschaffen, das nicht ausgrenzt“, sagte die Leiterin des Stadtmuseums. Er verbinde Menschen in 37 einzelnen Gruppen. Dafür sei er als immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet worden. Dieses UNESCO-Gütesiegel erhielt der Fischertag im Jahr 2024. Der Tag Ende Juli habe sich demnach „als zentrales Stadtfest im schwäbischen Memmingen um das jährliche Abfischen und Reinigen des Stadtbaches entwickelt“, das seit dem 16. Jahrhundert belegt ist. Im Jahr 1572 wurde das Ausfischen des Stadtbachs erstmals dokumentiert. Im Mittelpunkt heute stehe das Bemühen, aus dem Stadtbach mit einem Kescher den größten Fisch zu fangen, um zum „Fischerkönig“ oder zur „Fischerkönigin“ gekrönt zu werden. Um dieses Ereignis herum habe sich ein „teils historisierender Festkomplex herausgebildet, zu dem unter anderem eine Wallenstein-Woche gehört, die im vierjährigen Rhythmus stattfindet“. Das bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes beinhaltet Traditionen wie Tanz, Theater, Musik, Bräuche, Feste, überliefertes Wissen und traditionelle Handwerkstechniken. 2024 gab es insgesamt 82 Eintragungen.
Das sind die Öffnungszeiten im Stadtmuseum Memmingen
Zudem präsentiert das Stadtmuseum zwei weitere Ausstellungen, die von der Geschichte Memmingens erzählen und sie auf eindrucksvolle Weise erlebbar machen: In „Verborgene Geschichten – Memmingen im Wandel“ kann Stadtgeschichte mit einer Taschenlampe entdeckt werden; der „12 Artikel-Weg“ lädt dazu ein, die Wurzeln der Freiheitsrechte und die Bauernkriegsgeschichte auf eigene Faust zu entdecken.
Öffnungszeiten des Stadtmuseums Memmingen: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr; jeden ersten Mittwoch im Monat 11 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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