Einen großen Erfolg hat die Stadtkapelle Memmingen beim Bayerischen Orchesterwettbewerb in den Studios des Bayerischen Rundfunks in München erzielt. Mit 23 Punkten und dem zweiten Platz in der Kategorie Blasorchester hat sie sich eine „Option“ zur Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb erspielt, der vom 14. bis 18. Juni 2025 in Mainz/Wiesbaden stattfindet. Wir sprachen mit Stadtkapellmeister Markus Peter über den Wettbewerb.
Herr Peter, haben Sie mit diesem Erfolg beim Bayerischen Orchesterwettbewerb gerechnet?
MARKUS PETER: Als Stadtkapellmeister bin ich natürlich unheimlich stolz auf das Ergebnis. Wir haben eine großartige Leistung erzielt, die die Qualität und das Engagement unserer Musikerinnen und Musiker widerspiegelt. Wir haben intensiv geprobt und uns gewissenhaft vorbereitet, daher war uns bewusst, dass wir auf einem sehr hohen Niveau spielen. Aber bei einem Wettbewerb hängt vieles davon ab, wie die Musik an dem Tag von der Jury aufgenommen wird. Dass wir uns so weit vorn platzieren konnten, freut uns riesig und ist eine wunderbare Bestätigung unserer gemeinsamen Arbeit. Das Ergebnis zeigt, dass die Stadtkapelle Memmingen musikalisch in Bayern zur Spitze gehört.
Memmingen hat den zweiten Platz mit einer „Option“ zur Weiterleitung belegt. Wie sicher ist es, dass Sie mit der Stadtkapelle tatsächlich auf Bundesebene antreten werden?
MARKUS PETER: Laut meinem Kenntnisstand ist es so, dass die „Optionsorchester“ nur dann beim Deutschen Orchesterwettbewerb spielen dürfen, wenn ein Bundesland niemanden schickt. Dann dürfen die Punktbesten aufrücken, das wären wir. Das soll Mitte Dezember entschieden werden. Bis dahin heißt es abwarten. Die Möglichkeit besteht und die Chancen stehen aufgrund unserer Punktzahl nicht ganz schlecht.
Bei diesem Wettbewerb gab es erstmals kein Pflichtstück, die Orchester konnten beide Vortragsstücke selbst auswählen. Wie sind Sie da vorgegangen?
MARKUS PETER: Die einzigen Vorgaben waren 20 bis 30 Minuten Spielzeit und Originalkompositionen für Blasorchester. Ich habe mich im Frühjahr intensiv mit der Literatursuche beschäftigt und mich querbeet durch zahlreiche Kompositionen durchgehört und gearbeitet. Unzählige Aufnahmen, CDs und Partituren sind in meiner Sammlung dazugekommen. Alle von höchstem Schwierigkeitsgrad. Die Stücke mussten aus meiner Sicht folgende Kriterien erfüllen: Sie mussten den Schwierigkeitsgrad 5 bis 6 haben, das entspricht der Höchststufe-Extraklasse/Kunststufe, um mit den besten Orchestern konkurrieren zu können. Sie mussten unsere Stärken präsentieren, dazu zählen an absoluter Nummer 1 Musikalität und Emotionen. Die Kompositionen müssen das Publikum und die Jury emotional ansprechen und nachhaltig in Erinnerung bleiben. Extrem schwierig in dieser Leistungsstufe ist die Spielzeit, um mit zwei Stücken nicht den Zeitrahmen von 30 Minuten zu sprengen. Gewinnerpotential liegt auch in der Vielseitigkeit, also möglichst vielen eindrucksvollen musikalischen Facetten.
Auf welche Werke fiel Ihre Wahl dann?
MARKUS PETER: Die Wahl fiel zuerst auf „La Torre de Hercules“ von Ferrer Ferran, einem spanischen Komponisten, der vor allem in seinen langsamen Passagen eine unglaubliche Stimmung und Spannung erzeugt. Zudem sind die schnellen Abschnitte richtig turbulent und bieten einen komplett kontrastierenden Charakter. Damit ist alles abgedeckt, was die Jury überzeugen sollte. Als Zweites habe ich „Resurgam“ gewählt, ein Stück mit einem sehr symphonischen Charakter. Die Geschichte dahinter hat mich unfassbar gefesselt. Der Komponist Eric Ball hat das Werk seiner an Krebs verstorbenen Schwester gewidmet, darin den Tod verarbeitet, aber dann auch die Versöhnung - Resurgam bedeutet Wiederauferstehung - und den zum Schluss gefundenen „Frieden“. Beide Stücke sind vom Charakter her sehr unterschiedlich. Auch die Instrumentierung ist sehr kontrastreich. Sie leben aus meiner Sicht von einer emotionalen Interpretation, was uns eben sehr liegt.
Wie haben Sie Ihr Orchester auf den Wettbewerb vorbereitet?
MARKUS PETER: Wir waren aus meiner Sicht bestens dafür vorbereitet. Zusätzlich zu den „normalen“ Proben haben wir an zwei weiteren kompletten Wochenenden geprobt. Außerdem habe ich mit jedem Register mindestens einmal einzeln geprobt, um noch mehr Details auszuarbeiten und in den Tutti-Proben schneller vorwärtszukommen. In den letzten Wochen hat sich dies dann ausgezahlt und wir konnten die beiden Wettbewerbsstücke nicht nur spielen, sondern auch musikalisch und emotional gestalten.
Zum ersten Mal vor Publikum haben Sie die Stücke beim Herbstkonzert der Stadtkapelle am Abend vor dem Wettbewerb gespielt. Hatten Sie da schon das Gefühl, dass Sie so weit vorn landen könnten?
MARKUS PETER: Das Herbstkonzert war für uns ein entscheidender Moment, weil wir da die Stücke zum ersten Mal vor Publikum präsentiert haben. Natürlich ist die Atmosphäre bei einem Konzert eine ganz andere als bei einem Wettbewerb. Trotzdem haben wir einen wichtigen Eindruck bekommen: Wie wirken die Werke in ihrer Gesamtheit? Wie harmoniert das Zusammenspiel unter Druck? Schon während des Konzerts habe ich gemerkt, dass wir auf einem sehr hohen Niveau spielen. Die Präzision, die Dynamik und vor allem die musikalische Leidenschaft waren spürbar – und das Feedback des Publikums hat uns zusätzlich bestärkt. Trotzdem kann man nie sicher sein, wie sich dies in einem Wettbewerb auswirkt. Dass wir so weit vorn gelandet sind, ist ein wunderbares Ergebnis, das die intensive Arbeit und den Einsatz jedes Einzelnen würdigt. Das Herbstkonzert hat uns definitiv das nötige Selbstvertrauen gegeben, beim Wettbewerb unser Bestes zu zeigen.
Zur Person
Markus Peter (Jahrgang 1993) leitet die Stadtkapelle Memmingen und die Jugendkapelle Memmingen seit Juni 2019. Er hat Blasorchesterleitung und Dirigat sowie Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Trompete am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg studiert (jeweils Bachelor und Master).
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden