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„Söhne Mannheims“ in Memmingen: Musik-Stars feiern Live-Premiere und Bühnenjubiläum im Kaminwerk

Musik-Stars im Kaminwerk

„Söhne Mannheims“ in Memmingen: Bombastische Momente – und ein Sprung tief in den Schmalztopf

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    Im Memminger Kaminwerk waren die Söhne Mannheims zu Gast – mit einer klaren Botschaft. Für Kontraste sorgte zwischendurch Metaphysics (vorne) mit Rap-Einlagen.
    Im Memminger Kaminwerk waren die Söhne Mannheims zu Gast – mit einer klaren Botschaft. Für Kontraste sorgte zwischendurch Metaphysics (vorne) mit Rap-Einlagen. Foto: Christian Gögler

    Jetzt hat es doch noch geklappt mit dem Mannheimer Musiker-Kollektiv im Kaminwerk. Mit zehn Mann traten die „Söhne Mannheims“, deren Besetzung gerne mal wechselt, doch zuletzt erstaunlich konstant war, zu ihrem Nachholkonzert an. Prominentester „Sohn“ war Xavier Naidoo, der 2017 die Band verließ, als er mit rechten Verschwörungserzählungen immer weiter ins Abseits galoppierte. Hiervon ist bei den neuen Söhnen, wie sie in Memmingen zu sehen waren, überhaupt nichts zu spüren.

    „Söhne Mannheims“ steigen in Memmingen teils tief in den Schmalztopf

    Ihre Lieder behandeln Beziehungsthemen (Probleme kommen auf, Frau weg, Herz tut weh, Reue, Frau wird bekniet), und der Schmalztopf, in den die Söhne Mannheims gerne steigen, ist doch recht tief. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn „Sohn“ Giuseppe Porrello nur zur Pianobegleitung das zarte „Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt – dann nur, damit du Liebe empfängst“ anstimmt.

    Die Söhne Mannheims musikalisch einzuordnen fällt schwer, denn Stile wie Reggae, Soul und Deutschpop mischen sich und puzzeln sich zu kompakten Songgebilden zusammen. Mit Karim Amun, Michael Klimas, Dominic Sanz und Giuseppe Porrello bieten sie gleich vier Hauptsänger auf, deren unterschiedlich kolorierte Stimmen geschmeidig verschmelzen, sich harmonisch umschlingen, vernetzen, umtanzen.

    Konzert im Kaminwerk zwischen melodiösen Soli und Schlagzeug-Gewitter

    Manchmal erscheint Metaphysics auf der Bildfläche, wandert zwischen den Musikern umher und kontrastiert den Wohlklang mit einem scharfen Rap. Die Band mit Bass, Schlagzeug, Keyboards und Gitarren agiert wie aus einem Guss und schwingt sich gelegentlich auf zu bombastischen Instrumentalausflügen, die an Coldplay erinnern. Herrlich weit segeln dann die melodiösen Soli der elektrischen Gitarre von Thilo Zirr, der erst vor zwei Jahren zu den Söhnen Mannheims stieß. Und manchmal schert die Band erfrischend explosiv aus mit hartem Brett und Schlagzeug-Gewitter wie bei „Geh davon aus“, das einst Xavier Naidoo schrieb.

    Politisch gefärbte Botschaften werden aber auch in Memmingen nicht ausgespart. „Vielleicht bin ich naiv. Aber solange Menschen Waffen bauen, werden sie Menschen töten“, sagt Karim Amun und hält dagegen: „Unsere Waffe ist die Liebe.“ Die Themenkomplexe Frieden und Liebe wären damit abgehandelt.

    „Söhne Mannheims“ liefern in Memmingen eine Live-Premiere ihres neuen Stücks

    Dass es ein Freiheitskonzert in Erinnerung an 500 Jahre Bauernaufstand sein soll, ist den Musikern lediglich ein paar dürre Allgemeinplätze vor ihrem Lied „Freiheit“ wert. Umso mehr knallt das nagelneue Stück „All right now“, das in Memmingen seine Live-Premiere erfährt und das 30-jährige Bühnenjubiläum der quirligen Truppe feiert.

    Freiheit kommt beim Auftritt in Memmingen nur kurz zur Sprache, Harmonie umso mehr

    Amun, der viele der Stücke anmoderiert, findet es schade, dass die Musiker Kopfhörer tragen, denn „sonst könnten wir euch besser singen hören“. Wenn das Kreischen und Pfeifen im vornehmlich weiblichen Publikum die Musik von der Bühne übertönt, sollte er dankbar für seinen Gehörschutz sein.

    Die Songs sprechen für sich, und so braucht es kaum Anleitung, damit das Kaminwerk ausgelassen fröhlich tanzt, die Arme in die Luft wirft und die Refrains aus voller Seele mitsingt. Alles ist auf Harmonie gepolt, und die große Verbrüder- und Verschwesterung geht vonstatten. Die Stücke der „Söhne“ erbauen, und sie signalisieren: Wir stehen auf der Seite der Guten – und ihr mit uns.

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