Viele Menschen hatten sich am Rande des Flughafens Memmingen am Mittwoch versammelt, um dem Transportflugzeug der Bundeswehr auf Wiedersehen zu sagen. Die Transall, eine fliegende Legende, ist derzeit auf Abschiedstour und machte so auch einen Stopp in Memmingerberg. Dieser Flugzeugtyp wird noch in diesem Jahr ausgemustert und vom A400M aus dem Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf ersetzt.
Schon von weitem ist am Mittwoch lautes Dröhnen zu hören, als zwei Transportflugzeuge am Himmel auftauchen und in einem großen Bogen auf den Allgäu Airport zuhalten. Es handelt sich um zwei Transallmaschinen des Luftgeschwaders 63 in Hohn (Schleswig-Holstein). Sie sind bereits des Öfteren am Memminger Flughafen gewesen, doch diese Landung wird ihre letzte sein. Das Lufttransportgeschwader 63 wird Ende des Jahres aufgelöst, da die Transall-Maschinen „in Pension gehen“. Ersetzt werden sie durch den Airbus A400M aus dem Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf bei Hannover.
Video: Theresa Osterried
Seit 53 Jahren ist das Transportflugzeug im Dienst der Bundeswehr unterwegs – jetzt ist es Zeit für die Maschine, Abschied zu nehmen. In ihrer „Goodbye Tour“ fliegt die Transall C-160 durch Süd- und Westdeutschland. Am Memminger Airport landeten zwei Maschinen für eine Stunde.
Robin Vogg aus Boos freut sich sehr über diesen letzten Besuch. Er ist mit seiner Frau und seinem einjährigen Sohn gekommen. „Mit der Transall bin ich emotional stark verbunden“, sagt er. „Mein Vater war im Lufttransportgeschwader 61 in Penzing und ist selbst lange Transalls geflogen.“ Dass das Transportflugzeug nun auf seiner letzten Reise ist, macht ihn traurig. „Aber ich bin dem ganzen Team so dankbar, was sie hier auf die Beine gestellt haben, ist unglaublich.“ Er freut sich, dass er seinem Sohn in ein paar Jahren die Fotos von der Abschlusstour zeigen kann: „Schau mal, das bist du mit dem Flugzeug, das dein Opa geflogen ist.“
Inzwischen sind die beiden Propellermaschinen gelandet. Die eine ist im Camouflage-Muster der Bundeswehr gekleidet, die Jubiläumsmaschine hat eine Sonderlackierung bekommen. Oberstabsfeldwebel Alexander Peters führt um die Retrobrummel, wie die Maschine auch genannt wird, herum. „Die Lackierung habe ich selbst mitgestaltet“, sagt er. Sie erzählt die Geschichte der Transall. Auf der oberen Seite der Tragflächen finden sich die deutsche und die französische Flagge, die auf die gemeinsame Entwicklung des Flugzeugs hinweisen.
„Das Flugzeug trägt jede Lackierung, die es über die Jahre hinweg einmal bekommen hat“, erzählt Peters. „Die weiße Lackierung beispielsweise kommt von UNO-Missionen. Dort hat die Maschine auch ihren Beinamen Engel der Lüfte erhalten.“ Auf der rechten Seite der Maschine stellen Symbolen die geflogenen Einsätze dar. Die linke trägt die Hummel des Lufttransportgeschwaders 63 Hohn.
Für Peters ist es ein schmerzvoller Abschied. Mehr als 6000 Stunden Flugzeit hat er mit der Transall verbracht. „Ich war auf der ganzen Welt unterwegs mit diesem Flugzeug, wir haben sogar das selbe Baujahr, nämlich 1968.“ Die positive Resonanz auf die Goodbye Tour freut ihn am meisten. „Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man über die Leute hinwegfliegt und sie formen die Buchstaben THX, also Thanks: Danke. Das ist ein Gänsehaut-Moment.“ Die Begeisterung ist auch am Memminger Flughafen zu spüren. Viele Zuschauer sind gekommen, stehen am Zaun und betrachten die Transportflugzeuge. Ein Besucher war über 22 Jahre lang Staffelchef der Wartung und Instandsetzung und ist selbst oft als Wart bei der Propellermaschine mitgeflogen.

Die Transall C-160 hatte in ihrem langen Leben einen großen Einfluss: Mit ihr wurde der moderne Lufttransport ins Leben gerufen. Anfangs war sie nur für den taktischen Transport gedacht. Später umfasste das Einsatzspektrum auch die Rolle als fliegendes Lazarett. Dabei handelte es sich um eine umgerüstete Transall-Maschine, die bis zu drei Patienten transportieren konnte. 90 Transall-Flugzeuge gab es laut Peters in Deutschland, übrig bleiben noch sieben Stück, die meisten davon als Exponate fürs Museum. Nach knapp einer Stunde starten die Propeller der Transall-Maschinen und die Flugzeuge rollen zur Startbahn. Die Retrobrummel fliegt noch eine Weile tief über den Boden, dann verschwindet sie mit ihrem charakteristischen tiefen Brummen – ihrem Ende entgegen.