Sie stammen von den Völkern der Maori und der Moriori. Letztere bewohnten einst die zu dem Pazifikstaat gehörenden Chatham-Inseln. Die Schädel und Schädelfragmente trafen am Sonntag im Nationalmuseum "Te Papa" in der Hauptstadt Wellington ein.
Die meisten der Knochen waren Ende des 19. Jahrhunderts von dem österreichischen Forschungsreisenden und Sammler Andreas Reischek (1845-1902) heimlich von heiligen Stätten entwendet worden, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht. "Das Unternehmen war sehr gewagt, denn seine Aufdeckung hätte mich unfehlbar das Leben gekostet. In der Nacht wurden die Mumien weiterbefördert, dann gut verborgen", schrieb er. Reischek war von 1877 bis 1889 in Neuseeland. Die menschlichen Überreste gelangten durch Schenkung, Handel und Tausch in das Museum.
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Die Gebeine der Vorfahren seien von Menschen gestohlen worden, die keine Achtung vor den Maori-Gemeinschaften gehabt hätten, erklärte der Vorsitzende des Beratungsgremiums für die Rückführung, Pou Temara. In seinen Tagebucheinträgen habe Reischek sich damit gerühmt, sich der Überwachung durch die Maori entzogen und heilige Stätten geplündert zu haben. "Er wusste genau, was er tat." Es sei eine "spirituelle Erleichterung und ein Privileg", die Ahnen zu Hause willkommen zu heißen. Nach ihrer Rückkehr nach Aotearoa (so der Maori-Name für Neuseeland) könnten sie endlich in Frieden ruhen.
Vom NHM hieß es, mit der Rückgabe werde die frühere Sammelpraxis als Unrecht anerkannt und die Würde der Verstorbenen auch für die Nachfahren wiederhergestellt. "Ich bin beeindruckt, wie sehr der Rückführungsprozess von dem Wunsch nach Versöhnung getragen wird, und freue mich, dass wir zum Heilungsprozess beitragen können", sagte NHM-Direktorin Katrin Vohland.
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Vor dem Transport fand in Wien eine Zeremonie mit Maori-Vertretern statt, die mit der Rückführung ihrer Ahnen aus dem Ausland beauftragt sind. Maori bemühen sich seit Jahrzehnten darum, Gebeine aus aller Welt zurückzuholen.
Aus Österreich hatte 2015 das Weltmuseum in Wien menschliche Knochen an Neuseeland restituiert, darunter die Mumie eines Kleinkindes. Auch aus Deutschland, Frankreich und den USA wurden bereits sterbliche Überreste von Maori in die Heimat gebracht.