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Skitouren im Allgäu: Abfahrt-Training mit Profis - Ein Selbstversuch mit Tipps und Tricks für die Technik

Skitouren-Reportage

Lernen von den Besten: Wie viel bringt ein Tiefschnee-Training mit Profis?

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    Claudia Kohler zeigt wie es gehen soll: Der Lernerfolg ist bei schlechteren Bedingungen wohl größer als im fluffigen Pulverschnee.
    Claudia Kohler zeigt wie es gehen soll: Der Lernerfolg ist bei schlechteren Bedingungen wohl größer als im fluffigen Pulverschnee. Foto: Mark Bihler

    9.30 Uhr an der Talstation in Warth am Arlberg. Schlechter könnten die Bedingungen kaum sein. Unten Regen, oben auf dem Berg etwas Neuschnee. Die Sicht ist mau. Genau das Gegenteil von dem, was man sich unter Pulverschnee-Vergnügen vorstellt. Claudia Kohler lacht trotzdem, als ob es das beste Wetter wäre. Die 32-jährige Olympiateilnehmerin zeigt mit weiteren Coaches bei den Lechtaler Skitourentagen, auf was es bei der Abfahrt im Tiefschnee ankommt.

    Bringt das Tiefschnee-Training auch was in der Altersklasse Ü-50?

    Die große Frage: Kriege ich dabei den Dreh so richtig raus? Die Voraussetzungen sind nicht die besten: Altersgruppe Ü-50, mein Tiefschnee-Fahrstil ist in der Kategorie: "Er bemühte sich redlich, aber...". Ich bin zwar auf fast allen Skitourenbergen der Lechtaler Alpen gestanden, aber die Schulnote für die Abfahrt ist vielleicht doch eher eine 3-?

    Mit beim Tiefschneetraining dabei sind Maxi und Sebastian. Beide sind in etwa halb so alt wie ich, kommen aus der Nähe von Ulm und sind schon zum dritten Mal bei den Lechtaler Skitourentagen dabei. Im letzten Jahr hatten sie den Lawinenkurs belegt, jetzt wollen sie an der Fahrtechnik feilen.

    Tag 1: Ohne Aufwärmen und Gleichgewichtsübungen geht es nicht an die Abfahrt.
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    8 Bilder

    Nach ein paar Balanceübungen checkt Claudia Kohler erst einmal auf der Piste unsere Fahrstile: Schnell ist klar: Wir haben alle zu viel Rücklage, ich lehne mich mit meinen 1,98 Metern zu sehr nach innen. "Viel mehr aus den Knien, Oberkörper gerade", sagt mir Claudia. Wie soll das gehen bei der miesen Sicht und dem teils batzigen Schnee?

    Und es wird noch schwieriger. Ohne Stöcke sollen wir mit Vorlage abfahren und dabei noch in der Kurve mit dem Arm einen imaginären Basketball trippeln. Dazu gibt es Tipps wie: "Krallt Eure Zehen in die Schuhsohle. Als ob ihr damit eine Zitrone auspressen wollt". Es dauert eine Weile, bis es Klick macht. Wissen was falsch ist, ist das eine. Alte Bewegungsabläufe verändern das andere. Aber langsam tut sich was.

    Tiefschnee-Training: Schlechtes Wetter ist ein guter Lehrmeister

    Dann geht es erstmals in den Tiefschnee. Der ist schwer, alles andere als einfach zu fahren. Doch siehe da: die widrigen Bedingungen erweisen sich als guter Lehrmeister. Denn befolgt man die Profi-Tipps, dann werden die Schwünge einfacher. Die stabilere Haltung bügelt Wellen weg und man bekommt mehr Kontrolle.

    Tag 2: Bessere Sicht oben auf dem Berg. Es geht ab ins Gelände. Ich erinnere mich an die Zitrone im Schuh und mache darüber einen Spruch. Sebastian reagiert: "Das hab ich mir auch gemerkt". Claudia ist leicht verblüfft: "Super, ich sag das ja so einfach, weiß aber nie, ob das bei Euch dann auch so ankommt".

    Spuren im Schnee bei Kaiserwetter: So sieht es bei den Skitourentagen aus wenn alles passt.
    Spuren im Schnee bei Kaiserwetter: So sieht es bei den Skitourentagen aus wenn alles passt. Foto: Claudia Kohler

    Das tut es. Denn Video-Aufnahmen zeigen die Fortschritte. "Da hast du schon eine super Position und die Ski sind schön parallel", lobt Claudia. Doch die Kritik kommt gleich hinterher: "Mit dem Oberkörper lehnst Du Dich hier immer noch zu sehr nach innen". Nach zwei Aufstiegen und Tiefschneeabfahren geht es dann über die Piste ins Tal.

    Am Tag 3 gibt es Saures: Für mich sind die Profi-Tage nämlich schon vorbei. Claudia schickt Bilder von Maxi und Sebastian wie sie im über Nacht gefallenen Pulverschnee Spaß haben. Dass die beiden ihren Fahrstil verbessert haben, sieht man gleich. Was das Technik-Training bei mir gebracht hat, wird sich auf kommenden Skitouren zeigen. Da ich Zitronen mag, bin ich guter Dinge....

    Lesen Sie auch: Ein Oberallgäuer Tourengeher stirbt am Linkerskopf - nicht das einzige Lawinenunglück an diesem Tag. Was trotz niedriger Warnstufe zu vielen Abgängen führte.

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