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Stubaital: Neue vegetarische Hütte in Tirol auf sozialen Medien teils in der Kritik

Neue Regensburger Hütte

Neue Hütte in Tirol: Wie sich der Wirt gegen Kritik am vegetarischen Konzept wehrt

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    Die neuen Pächter Christian und Angelika Tomaselli starten mit der Neuen Regensburger Hütte im Juni in die Saison.
    Die neuen Pächter Christian und Angelika Tomaselli starten mit der Neuen Regensburger Hütte im Juni in die Saison. Foto: Armian Kuprian

    Das Ehepaar Tomaselli betreibt ab diesem Sommer die "Neue Regensburger Hütte" auf 2286 Metern. Seit 1931 liegt die Hütte in den Stubaier Alpen in Tirol. 2018 und 2019 wurde die Berghütte generalsaniert, seit 2022 sind Christian und Angelika Tomaselli die Pächter. Als "erste rein vegetarische Berghütte in Tirol" wagt sich das Ehepaar auf Neuland in der Hüttenwelt. Der Anspruch an ihre Küche wird auf der Website der Neuen Regensburger Hütte klar. Sie wollen "regionale, nachhaltig produzierte, vegetarische und unverarbeitete Bio-Lebensmittel" anbieten.

    Die Idee zur vegetarischen Hütte hatte Tomaselli schon vor 15 Jahren

    Schon vor 15 Jahren hatte Christian Tomaselli den Wunsch, eine Hütte zu betreiben. "Wir freuen uns total und haben uns genaustens darauf vorbereitet", sagt er. Bisher arbeitete der 42-Jährige im Personalbereich bei der Firma Swarovski. Auch Ehefrau Angelika kommt nicht vom Fach, die 47-Jährige arbeitete viele Jahre in der Versicherungsbranche. Als Mentor steht dem Ehepaar der ehemalige Hüttenpächter Gottfried Wieser zur Seite. Er bringt 50 Jahre Gastronomie-Erfahrung mit in die Neue Regensburger Hütte und wird dort künftig als Koch arbeiten.

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    Christian und Ehefrau Angelika Tomaselli.
    Christian und Ehefrau Angelika Tomaselli. Foto: Jasmin Walser

    Regional, nachhaltig produziert, vegetarisch, unverarbeitet und biologisch soll's sein

    "Wir selbst sind keine militanten Vegetarier", sagt Tomaselli. Im Gegenteil, der Pächter bezeichnet seine Familie und sich als sogenannte Flexitarier, sie essen also hier und da gerne auch Fleisch. Hinter dem Konzept steckt, dass Tomaselli eine neue Art der Verpflegung auf die Berghütte bringen will. "Wir liegen hier am Stubaier Höhenweg, dort gibt es acht Hütten." Er will sich von anderen Hütten abheben, sagt er. Die vegetarische Hütte soll eine Abwechslung für Wanderer sein. "Jeden Tag Gulasch ist auch nicht der Hit."

    Lebensmittel kommen in drei Stunden vom Feld auf die Hütte

    Das Konzept passe auch zum Umfeld. So liegt die Neue Regensburger Hütte in einem Naturschutzgebiet, seine Bioprodukte bekomme Tomaselli innerhalb von drei Stunden vom Feld aus dem Tal per Seilbahn zur Hütte. "Die Produzenten sind fünf Kilometer weg", sagt er. Oben gebe es dann kaum Abfall, denn Gemüse kann kompostiert werden. Auch verfügt die Hütte über ein eigenes Wasserkraftwerk, angetrieben vom Gletscherwasser. "Wir brauchen kein Gas oder Öl und haben null Emissionen." Der neue Pächter ist überzeugt: durch die Bio-Produkte ohne Geschmacksverstärker ist man auch am Berg leistungsfähiger. Zudem wäre es für Tomaselli gar nicht möglich, für die Menge der Gäste auf der Hütte regionales Biofleisch aufzubringen, sagt er.

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    Mitten in einem Naturschutzgebiet liegt die Neue Regensburger Hütte.
    Mitten in einem Naturschutzgebiet liegt die Neue Regensburger Hütte. Foto: Armian Kuprian

    In den sozialen Medien stößt das Speiseangebot teilweise auf Unverständnis

    Die Betreiber führen seit der Übernahme einen Instagram-Account, dort findet das Konzept der Neuen Regensburger Hütte viel Zuspruch. Doch: "Es gibt immer Kritiker", das weiß auch Tomaselli. Er reagiere auf negative Kommentare entspannt.

    • Die Nutzerin Sandra_naturelover schreibt: "Kühe auf der Alm - Tradition und Pflege der Landschaft, aber nicht auf dem Teller? Wie passt das zusammen? Bergkäse und Tirolerschinken, Speckknödel, Spinatknödel, Kaiserschmarrn... gehören für mich zu Bio und regionalen Produkten. Darauf freuen sich viele Wanderer nach einem anstrengenden Tag."

    Dass die vegetarische Ernährung auf Hütten keine Tradition habe, weist der 42-Jährige beispielsweise zurück. "Die traditionelle Tiroler Küche war früher fast vegetarisch, weil man sich Fleisch nur selten leisten konnte."

    • Der Nutzer Kingfisher222 schreibt: "…und wie kommt man denn drauf, das auf der Karte zu findende Kurkuma, Kichererbsen, Quinoa und Linsen als „regional und nachhaltig“ zu bezeichnen? [...]"

    Auch bei Kommentaren wie diesem von Kingfisher222 bleibt Tomaselli locker. "Kurkuma wird in Österreich angebaut", sagt er. Im Oktober und November könne man diesen frisch ernten. Und auch Linsen werden laut dem Betreiber in Deutschland angebaut. Zum Thema Gewürze sagt er: "Wenn man es auf die Spitze treiben möchte, könnte man nicht mal Pfeffer benutzen."

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    Die Neue Regensburger Hütte geht am 1. Juni in die Sommersaison.
    Die Neue Regensburger Hütte geht am 1. Juni in die Sommersaison. Foto: Armian Kuprian

    Die Neue Regensburger Hütte als Höhentrainingslager?

    Über den Sommer plant das Betreiberpaar verschiedene Events, wie zum Beispiel das "Auszeit - Abenteuer", bei dem mit zwei Experten das Klettern am Fels und am Klettersteig ausprobiert werden kann. Für die Zukunft hat Tomaselli noch ein großes Ziel. Er hat vor, die Neue Regensburger Hütte als Höhentrainingslager im Bereich Trail-Running und Berglauf zu etablieren.

    Zustieg, Schlafplätze und Preise

    Die Neue Regensburger Hütte erreichen Wanderer von der kleinen Ortschaft Falbeson über die Falbesoner Alm in drei Stunden zu Fuß. Von der Hütte aus führen zahlreiche Wanderwege beispielsweise zur Dresdner Hütte oder der Franz-Senn-Hütte. Auf der Neuen Regensburger Hütte gibt es von 1. Juni bis 15. Oktober für 101 Menschen Platz zur Übernachtung. Für Mitglieder im Deutschen Alpenverein beginnen die Preise für Erwachsene im Lager mit 15 Euro, für Nicht-Mitglieder mit 27 Euro. Außerdem bietet die Hütte ihren Gästen eine Halbpension für 52 Euro an, darin enthalten sind ein Frühstücksbuffet, ein Vier-Gänge Abendessen sowie ein Lunchpaket mit Brot, Obst und Tee oder Wasser.

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