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Astrazeneca-Impfungen nur ab 60: Was heißt das für Zweitimpfung und Jüngere?

Fragen und Antworten

Astrazeneca-Impfungen nur ab 60: Was heißt das für Zweitimpfung und Jüngere?

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    Berlin, München und Brandenburg haben die Corona-Impfungen mit Astrazeneca vorerst wieder gestoppt. Der Grund sind weitere Meldungen über Thrombosen nach der Impfung. Wie geht es jetzt weiter? Fragen und Antworten.
    Berlin, München und Brandenburg haben die Corona-Impfungen mit Astrazeneca vorerst wieder gestoppt. Der Grund sind weitere Meldungen über Thrombosen nach der Impfung. Wie geht es jetzt weiter? Fragen und Antworten. Foto: Nicolas Armer, dpa (Symbolbild)

    Aktualisiert am 2. April - Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahren sind in Berlin vorerst gestoppt. Auch in Stadt und Landkreis München werden keine Menschen unter 60 mehr mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca geimpft, ebenso in Brandenburg. Warum? Wie geht es jetzt weiter? Und was heißt das für Menschen, die schon die Erstimpfung mit AstraZeneca bekommen haben? Fragen und Antworten zum aktuellen Stand (Dienstag, 21 Uhr).

    Warum sind die Impfungen mit AstraZeneca für Jüngere in Teilen Deutschlands gestoppt worden?

    Grund für den vorläufigen Impfstopp sind weitere Meldungen über Thrombose-Fälle - also gefährlichen Blutgerinnsel - nach Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca.

    Konkret geht es eine spezielle Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie). Das Paul-Ehrlich-Institut, das solche Meldungen sammelt, konstatiert in seinem Sicherheitsbericht "eine auffällige Häufung" in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit Astrazeneca.

    • Laut Robert-Koch-Institut wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von Astrazeneca in Deutschland verimpft. In 31 Fällen gab es den Verdacht einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff. Das berichtete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am Dienstag.
    • In 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet.
    • In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut berichtete.
    • Auch in Kempten starb vor gut einer Woche eine Frau an einer Hirnvenen-Thrombose, nachdem sie mit AstraZeneca geimpft worden war.

    Waren die Impfungen nicht schon einmal gestoppt?

    Deutschland und andere EU-Länder hatten die Nutzung des Impfstoffs Mitte März schon einmal gestoppt. Hintergrund waren auch damals Meldungen zu Blutgerinnseln in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bekräftigte nach weiteren Untersuchungen aber die Sicherheit des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca. Daraufhin wurden die Impfungen wieder aufgenommen.

    Wie reagiert die Politik auf die neuen Vorfälle?

    Das Präparat solle ab diesem Mittwoch in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden, beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstagabend. Unter 60-Jährige sollen sich "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" weiterhin damit impfen lassen können.

    Welche Folgen hat das für die weiteren Corona-Impfungen in Deutschland?

    Die Länder sollen nun auch schon 60- bis 69-Jährige für das Mittel von Astrazeneca mit in ihre Impfkampagnen einbeziehen können, wie die Gesundheitsminister beschlossen. "Dies gibt die Möglichkeit, diese besonders gefährdete und zahlenmäßig große Altersgruppe angesichts der wachsenden 3. Welle nun schneller zu impfen." Derzeit laufen generell Impfungen in den ersten beiden Prioritätsgruppen, zu denen - bezogen auf das Lebensalter - Menschen ab 70 Jahre gehören.

    Wie sehr sich die Entscheidung auf das Impftempo insgesamt auswirkt, ist offen. Im zweiten Quartal werden insgesamt deutlich größere Impfstoffmengen erwartet. Die Hersteller haben laut einer Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums vom 22. März rund 70 Millionen Dosen in ihren Prognosen zugesagt:

    • 40,2 Millionen sollen demnach von Biontech/Pfizer kommen,
    • 12 bis 15 Millionen von Astrazeneca
    • 6,4 Millionen von Moderna
    • und rund 10 Millionen von Johnson & Johnson.

    Ich bin unter 60 und habe schon eine erste Impfung mit AstraZeneca bekommen. Was heißt das für meine Zweitimpfung?

    Jüngere Menschen unter 60, die schon die erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, haben laut dem Beschluss zwei Möglichkeiten: Sie können auch die Zweitimpfung von Astrazeneca bekommen, nach Rücksprache mit dem Arzt, "sorgfältiger Aufklärung" und "individueller Risikoanalyse". Zweite Option: Sie folgen der Stiko-Empfehlung, die am 1. April veröffentlicht wurde, auf einen anderen Impfstoff umzusteigen. Für die zweite Impfung empfiehlt die Stiko einen sogenannten mRNA-Impfstoff - dazu alle Infos hier.

    Wer ist von den Thrombosefällen betroffen?

    Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.

    Wie entstehen solche Thrombosen?

    Andreas Greinacher von der Universitätsmedizin Greifswald zufolge könnten in seltenen Einzelfällen über die Immunantwort des Körpers die Blutplättchen aktiviert werden. Auch andere Forscher vermuten, dass die Bildung der Gerinnsel über eine starke Immunantwort und dabei entstehende Antikörper, die an die Blutplättchen andocken und diese aktivieren, laufen könnte.

    Wieso gibt es keine Klagen aus anderen Ländern?

    Dem Paul-Ehrlich-Institut zufolge werden mehr Verdachtsfälle nach Astrazeneca gemeldet als für die anderen Impfstoff-Produkte. Daraus könne man aber "nicht zwangsläufig auf eine höhere Reaktogenität des Impfstoffes geschlossen werden", berichtet das Institut. Die erhöhte Melderate könne "auch mit der erhöhten medialen Aufmerksamkeit" zusammenhängen.

    Kanadas Expertengremium für die Corona-Impfkampagne hat allerdings auch offiziell die Aussetzung des Vakzins von Hersteller Astrazeneca für Menschen im Alter unter 55 Jahren empfohlen. Das Komitee habe Sicherheitsbedenken und wolle Berichte über seltene Blutgerinnsel bei einigen immunisierten Patienten näher untersuchen. Medienberichten zufolge war das Mittel in der Altersgruppe unter 55 bislang aber nicht großflächig eingesetzt worden.

    Welche Symptome zeigen sich bei einer Thrombose nach der Impfung?

    Als Symptome werden Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen oder anhaltende Bauchschmerzen genannt. Auch Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen könnten darauf hindeuten. Umgehend einen Arzt aufsuchen sollte man auch, "wenn nach einigen Tagen auf der Haut Blutergüsse (Petechien) außerhalb des Verabreichungsortes der Impfung auftreten". (mit dpa)

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