"Bei manchen Landwirten ist das das dritte Jahr mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Ernte", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, am Dienstag im SWR. Viele seien enttäuscht.
Ein Grund seien extreme Witterungssituationen gewesen. Zum Beispiel habe es von Mitte März bis Mitte Mai in vielen Regionen nicht geregnet. Dort seien die Ernteerträge sehr schlecht ausgefallen.
Schlechte Ernte 2020: Steigen jetzt die Preise für Verbraucher?
Verbraucher müssten aber nicht mit steigenden Preisen rechnen, sagte Rukwied. "Die Preise werden stabil bleiben." Weltweit gebe es in Summe genügend Getreide. Die Bauern mit schlechter Ernte treffe es doppelt, dass die Preise unter dem Vorjahresniveau lägen.
Insgesamt sehe es "sehr heterogen" aus, sagte Rukwied. In manchen Regionen habe es ausreichend geregnet, dort hätten Landwirte sogar eine leicht überdurchschnittliche Ernte einfahren können. Bei der wichtigen Kultur Winterweizen schwanke der Ertrag zwischen weniger als fünf Tonnen bis zu zehn Tonnen pro Hektar. "Das haben wir früher so nicht gehabt", sagte Rukwied. Beim Gemüse habe es in manchen Bereichen wider Erwarten "ordentliche Ernten" gegeben.
Bauernverband: Schlechte Ernte nicht wegen Corona
Der Anteil der Corona-Krise ist aus Sicht des Bauernpräsidenten nur marginal. Im Bereich Obst und Gemüse sei es gelungen, trotz der Pandemie über 40.000 Erntehelfer in die Betriebe zu bekommen: "Das hat uns sehr geholfen." Die Betriebe hätten arbeiten können.
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Das Problem des Klimawandels "verfestigt sich", wie Rukwied sagte. Die Landwirte setzen auf neue Sorten sowie auf schonende Verfahren der Bodenbearbeitung. Wichtig sei, neue Züchtungsmethoden anzuwenden, um schneller widerstandsfähige Sorten zu züchten.
Bauern fordern Milliardenhilfe für Versicherung gegen Klimawandel
Der Bauernverband pocht auf Einführung einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung, damit sich Landwirte gegen die Folgen des Klimawandels absichern können. Dafür brauche es eine Anschubfinanzierung von Bund und Ländern, und zwar jährlich 400 Millionen bis 500 Millionen Euro mindestens für die ersten drei Jahre, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Dienstag bei der Vorstellung der Erntebilanz 2020.
Freiwillige Versicherung für Landwirte
Die Versicherung solle freiwillig sein und es den Landwirten ermöglichen, das Risiko etwa extremer Wetterlagen selbst zu reduzieren. Den Aufbau einer solchen Versicherung könne die Landwirtschaft alleine nicht stemmen.
"Was wir als Landwirte feststellen müssen: Der Klimawandel manifestiert sich", sagte er. "Wir dreschen deutlich früher, wir haben nicht mehr die Stabilität der Ernteerträge, die wir vor 10, 15 Jahren noch hatten." Auch die regionalen Unterschiede würden stärker. Mit der neuen Versicherung wolle man das Thema strategisch angehen.