Das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr hat mit einer groß angelegten Übung in Norddeutschland Einsätze zur Befreiung deutscher Geiseln im Ausland trainiert. "Wir sind nach wie vor einsatzbereit und immer gewesen. Das zeigt auch schon der Einsatz beim Abzug in Afghanistan", sagte der Chef des Stabes, ein Oberstleutnant, am Sonntag auf dem Fliegerhorst Trollenhagen in Mecklenburg-Vorpommern. Das KSK nennt aus Sicherheitsgründen keine Namen seiner Soldaten.
An der laufenden Spezialkräfteübung "Black Star" sind mehr als 400 Soldaten und Vertreter anderer Sicherheitsbehörden beteiligt. Darunter sind auch Verhandlungsexperten des Bundeskriminalamtes (BKA) und Experten des Bundesnachrichtendienstes. Das KSK öffnet sich bei einer solchen Übung erstmals der Öffentlichkeit.
Das Szenario der KSK-Übung
Das Szenario: In dem fiktiven Land "Zubalia" ist ein deutscher Staatsbürger verschleppt worden und soll befreit werden. Auf dem Fliegerhorst Trollenhagen wird eine Operationszentrale als Führungsstelle aufgebaut. Drohnenvideos laufen auf Leinwänden, eine digitale Lagekarte wird mit Informationen bestückt. In einem Hangar halten sich Spezialkräfte mit Waffen bereit.
Die Teilnehmer der Übung spielen über vier Wochen drei Handlungsoptionen durch, die von einer Befreiung auf dem Verhandlungsweg bis zum Einsatz militärischer Gewalt reichen. Die Übung basiert nach KSK-Angaben auf realen Taktiken von Entführergruppen. Am Sonntag lief das letzte der drei Szenarien. Es läuft auf einen KSK-Einsatz zur gewaltsamen Befreiung hinaus. Für die Übung wurden 200 Tonnen Material, 22 Zelte und 2,5 Tonnen Munition nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht.
KSK-Soldaten zur Absicherung des Abzugs aus Afghanistan im Einsatz
Die Fähigkeit zur Geiselbefreiung gehört zur nationalen Krisen- und Risikovorsorge Deutschlands und ist eine der Aufgaben des KSK. Der Verband wurde 1996 aufgestellt und hatte 1998 erste Einsätze im ehemaligen Jugoslawien. Zuletzt waren KSK-Soldaten bei der Absicherung des Abzugs aus Afghanistan im Einsatz. Das KSK war aber auch von mehrere Skandalen und rechtsextremistischen Vorfällen erschüttert worden und hat nun einen Reformprozess hinter sich.
"Wir haben Fehler erkannt und abgestellt. Jetzt wollen und müssen wir den Blick nach vorn richten. Wir haben Aufträge, die wir zu erfüllen haben", sagte der Chef des Stabes. "Diese Übung ist auch Startpunkt für eine Normalität nach diesem anstrengenden Jahr. Die ungewisse Zukunft ist einigen auch auf die Motivation geschlagen. Nun ist die Zukunft mit der Entscheidung unserer Ministerin geklärt."
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte entschieden, dass die Einheit nicht aufgelöst werden soll. Im September wird Brigadegeneral Ansgar Meyer, letzter deutscher Kommandeur in Afghanistan, die Führung des KSK übernehmen. "Dem neuen Kommandeur des KSK übergeben wir im September einen gut aufgestellten Verband. Die Übernahme vorzubereiten, ist nach dieser Übung für uns ein Schwerpunkt", sagte der Chef des Stabes.
(Autor: Carsten Hoffmann, dpa)