Stell dir vor, es ist der Chefposten bei einer bedeutenden Partei zu vergeben und keiner reckt den Arm in die Höhe. So geschieht es gerade bei der CDU. Seit Samstag können sich Bewerberinnen und Bewerber melden, um den glücklosen Wahlverlierer Armin Laschet als CDU-Chef zu beerben.
Doch was tut sich bislang? Nichts. Außer gespannter Stille. Im Konrad-Adenauer-Haus wird aber damit gerechnet, dass in der neuen Woche die Ansprüche auf den Vorsitz öffentlich angemeldet werden. Geht einer oder eine nach vorne, müssen andere folgen.
Machtkampf um die Laschet-Nachfolge in der CDU: Das richtige Timing finden
Dabei den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist nicht so ganz leicht. Am Mittwoch wollen die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP eigentlich die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu verschiedenen Politikbereichen vorlegen. Die Aufmerksamkeit gehört dann erst mal ihnen.
Im Moment wird hinter den Unionskulissen verhandelt, damit der Machtkampf nicht noch einmal so hässlich wird wie zwischen Laschet und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), als es nicht um den CDU-Vorsitz, wohl aber um die Kanzlerkandidatur ging. Der zu gewinnende Preis ist aber deutlich kleiner: Vor der Bundestagswahl bedeutete CDU-Chef zu sein, gute Chancen auf das Kanzleramt zu haben, heute heißt es, die Partei in harter Oppositionsarbeit wieder aufzurichten. (Lesen Sie auch: Seehofer: Union hätte auch mit Söder Bundestagswahl nicht gewonnen)

Oben auf der Liste stehen alte Bekannte. Bei Friedrich Merz und Norbert Röttgen gilt es als ziemlich sicher, dass sie antreten werden. In der Gunst von Unions-Anhängern liegen beide laut einer aktuellen Umfrage deutlich vorn. Im Falle von Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn ist sowohl zu hören, dass er es machen will, als auch, dass er es nicht machen will. In der besagten Umfrage der Meinungsforscher von Civey für den Spiegel ist er aber abgeschlagen. (Lesen Sie auch: "Markus, lass es": Laschet rechnet leise mit Söder ab)
Die CDU-Konkurrenten müssen eingebunden werden
Die drei Herren hätten alle das Problem, dass sie ihre Mitbewerber irgendwie einbinden müssten, um Ruhe und Eintracht in die aufgewühlte Partei zu bekommen. Zu verteilen gibt es aber nach dem Machtverlust nur das Amt des Fraktionschefs sowie den kleineren Posten des Generalsekretärs. Einen Fraktionschef von eigenen Gnaden kann es für den Parteichef aber nur geben, wenn Ralph Brinkhaus Platz macht. Doch der sieht das gar nicht ein, Brinkhaus will bleiben.
Am besten für die aussichtsreichen Kandidaten sähe es natürlich aus, wenn sie eine Frau als Tandem-Partner mit nach oben ziehen könnten. Eine Neuaufstellung ohne prominente weibliche Rolle ist heute der Öffentlichkeit nur noch schwer zu verkaufen. Die Grande Dame der CDU, Rita Süssmuth, rief die Frauen in der CDU auf, sich ein Herz zu fassen und für den Chefposten zu kandidieren. Die Chance wäre zwar klein, aber eine Überraschung ist nicht völlig ausgeschlossen, denn keiner der bekannten Männer dominiert die Konkurrenz.
CDU-Vorsitz: Am 17. November läuft die Frist zur Kandidatur ab
Derzeit halten sich aber nicht nur die Frauen zurück, sondern auch die CDU-Ministerpräsidenten.
Mit Daniel Günther aus Schleswig-Holstein, Michael Kretschmer aus Sachsen, Tobias Hans aus dem Saarland und Hendrik Wüst aus Nordrhein-Westfalen stünden theoretisch Politiker bereit, die noch vergleichsweise jung sind und gleichzeitig schon über viel Erfahrung verfügen. Doch sie alle winken ab, wenn es um die CDU-Krone geht – was natürlich auch ein Zeichen ist. Das kann sich natürlich noch ändern. Die Frist läuft bis 17. November, danach entscheiden die Mitglieder über die Kandidaten.