Mit seinem Vorschlag die wöchentliche Arbeitszeit in Deutschland optional auf 42 Stunden zu erhöhen, hat Industriepräsident Siegfried Russwurm eine Debatte ausgelöst. Grund für den Vorschlag ist der steigende Fachkräftemangel und der dem Eintritt der sogenannten "Baby-Boomer" in den Ruhestand. Russwurm sieht in der 42-Stunden-Woche eine leichter umzusetzende Maßnahme als die Rente mit 70. Zuvor hatte sich auch schon der Wirtschaftsforscher Michael Hüther für eine 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit ausgesprochen.
Reaktionen auf 42-Stunden-Woche im Netz
Der Vorschlag sorgte im Netz für viel Diskussion und vor allem Unmut. Die Linken-Politikerin Julia Schramm schrieb zum Beispiel bei Twitter "Fakt: Wer eine 42 Stunden-Woche oder Rente mit 70 fordert hat noch nie in seinem Leben hart gearbeitet." Die Gewerkschaft Verdi positionierte sich ebenfalls bei Twitter: "Die wirkungsvollsten Maßnahmen gegen den #Fachkräftemangel setzen bei besseren Arbeits- und Ausbildungsbedingungen an! So können neue Fachkräfte nachziehen und erfahrene bleiben in ihrem Beruf."

Doch während in Deutschland über die Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit diskutiert wird, testen andere Länder bereits die Vier-Tage-Woche. Ein Überblick über die Wochenarbeitszeiten in anderen Ländern:
Ähnliche Regeln in Österreich
In Österreich gelten ähnliche Arbeitszeit-Regeln wie in Deutschland. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 40 Stunden in der Woche, kann aber durch Tarifverträge auch kürzer sein. In diesen Fällen liegt die wöchentliche Arbeitszeit meistens bei 38,5 Stunden. Es gibt allerdings auch einige Ausnahmen und Sonderfälle. So darf täglich zum Beispiel auch neun Stunden gearbeitet werden, wenn es dafür einen "kurzen Freitag" gibt, der zu einer verlängerten Wochenendruhe führt.
Schweiz: Bis 50 Stunden pro Woche erlaubt
In der Schweiz wird laut dem Grenzgänger-Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verband wöchentlich zwischen 38,5 und 42,5 Stunden gearbeitet. Erlaubt sind maximal 45 Stunden für Arbeit nehmende in industriellen Betrieben, Büropersonal, technische und andere Angestellte sowie für Verkaufspersonal in Großbetrieben des Detailhandels. Für alle anderen sind sogar 50 Stunden erlaubt.
35-Stunden-Woche mit Ausnahmen in Frankreich
In Frankreich liegt die wöchentliche Arbeitszeit beim Großteil der Arbeitnehmer dagegen "nur" bei 35 Stunden. Ausgenommen davon sind zum Beispiel leitende Angestellte oder Arbeitnehmer in besonderen Berufen. Die 35-Stunden-Woche dient allerdings in erster Linie als Referenz zur Berechnung von Überstunden. Es gibt daher viele Möglichkeiten für Arbeitgeber von der Regelung abzuweichen.
Arbeitszeiten in Spanien und Italien
Für spanische und italienische Arbeitnehmer gelten fast die gleichen Arbeitszeit-Regeln wir für deutsche. Grundsätzlich gibt es eine 40-Stunden-Woche, die durch Tarifverträge auch kürzer sein kann. Wie in Deutschland liegt die maximale Arbeitszeit pro Woche bei 48 Stunden.
Experimente in nordischen Ländern
Vor allem Länder im europäischen Norden experimentierten in den letzten Jahren immer wieder mit verkürzten Arbeitszeitmodellen. In Island etwa wurden in verschiedenen Experimenten mit mehreren tausend Teilnehmern die Reduzierung der Arbeitszeit auf 35-36 Stunden pro Woche getestet - mit überwiegend positiven Resultaten. Teilgenommen haben dabei auch Unternehmen mit Schichtdiensten, wie zum Beispiel Krankenhäuser.
Auch in Schweden wird mit verkürzten Arbeitszeiten experimentert. Aktuell gilt dort, wie in Deutschland, eine 40-Stunden-Woche.
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