Es sieht bereits von Anfang an nicht gut aus. Schon bevor der 26. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) ab dem 4. November auf den deutschen Kinoleinwänden erscheint, zeichnet sich in der Fachpresse ab: Die "Eternals" (deutsch: die Ewigen) performen alles andere als überzeugend. Da reichen die Beschreibungen zu dem neuen Superheldenfilm von einem gemäßigteren "langwierig" bis hin zu einem schonungslosen "die große Marvel-Enttäuschung". Doch was ist tatsächlich dran an der Kritik um einen der "umstrittensten Marvel-Filme überhaupt", wie etwa die Internetseite "Filmstarts" titelt? Unser Redaktionsmitglied Linda Leinecker hat sich den Film angesehen.
Kritik zu "Eternals" aus den Marvel Studios: Darum geht's im Film
Die "Eternals" sind Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten, die seit 7.000 Jahren unentdeckt unter den Menschen wandeln, um diese zu beschützen. Die Helden stammen dabei nicht von der Erde, sondern vom Planeten Olympia. Als sich ihre Erzfeinde, die "Deviants" (deutsch: die Abweichenden), plötzlich wieder rühren und zur Bedrohung für die Menschheit werden, müssen die "Eternals" erneut aktiv werden.
Schwacher Start für das neue Superhelden-Team nach den "Avengers"
Um es gleich vorweg zu sagen: Von Spannung kann in dem neuen Marvel-Film keine Rede sein. Und das liegt nicht nur an der satten Spieldauer von zwei Stunden und 37 Minuten. Es ist eigentlich immer schön zu sehen, wenn sich die Filmemacher - hier in dem Fall die kürzlich mit dem Regie-Oscar prämierte Chinesin Chloé Zhao ("Nomadland") - die Zeit dazu nehmen, ihre Protagonisten zu entwickeln. Oder deren Geschichten zu erzählen. Gerade in einer so actionlastigen Filmreihe wie die des Marvel-Universums. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht, wie "Eternals" leider verdeutlicht:
Die zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit der Helden stören nämlich eher den Erzählfluss, als dass sie dem Publikum die Beschützer der Menschheit wirklich näher bringen. Woran das unter anderem auch liegt, ist der - manchmal ziemlich unpassende - Wechsel an Emotionen, mit denen der Film seine Zuschauer konfrontiert.
Trotz Schauspieler-Besetzung der Extraklasse bleiben die Charaktere blass
Ein Beispiel gefällig? Gerade eben noch geht es um die ungewisse Zukunft des Teams, deren Mitglieder seit mehr als tausend Jahren Seite an Seite kämpfen und eigentlich die einzige Familie darstellen, die sie je kannten - und die nächste Szene zeigt eine Bollywood-Tanzeinlage, für die sich ein Shah Rukh Khan nicht schämen müsste.
Doch nicht nur das: Gleich darauf bekommt das Publikum den im Marvel-Universum typisch frechen Nebencharakter vorgesetzt, der Witze am Fließband abliefert - und der nur wenig später durch eine tragische Nachricht quasi mundtot gemacht wird. Das macht es nicht nur schwer, echte Nähe zu den Protagonisten aufzubauen, sondern auch Sympathie.

Neuer Marvel-Film "Eternals": Schade um das verschenkte Potenzial
Warum man mit den neuen Superhelden noch nicht so wirklich warm wird, könnte unter anderem auch an dem teils erschreckend fehlenden Engagement der "Ewigen" liegen. In manchen Szenen kann man fast schon von Arbeitsverweigerung sprechen. Was an sich kein Wunder ist, wenn man seit 7.000 Jahren auf der Erde wandelt und dabei sieht, was die Menschheit mit sich und dem Planeten anrichtet.
Ein spannender Aspekt, der leider viel zu kurz angeschnitten wird. Auch der finale Kampf gegen das "Böse" hätte eigentlich viel mehr Erzählstoff geboten, als der neue Marvel-Film letztendlich präsentiert. Denn mit dem Anführer der "Deviants" gab es einen sehr interessanten Gegenspieler, der viel zum emotionalen Input beigetragen hätte, hätte man ihn nur gelassen. (Lesen Sie auch: Letzter James-Bond-Film mit Daniel Craig: (k)ein gelungener Abschied von 007)
Auch Angelina Jolie, Salma Hayek und Kit Harington können den Film nicht retten
Dass es die "Eternals" als Nachfolger der "Avengers" nach diesem Start jedenfalls sehr schwer haben dürften, darf man aber nicht dem Cast zum Vorwurf machen, der von populären Namen nur so strotzt und sich redlich Mühe gibt, den Protagonisten Leben einzuhauchen. So treten neben Angelina Jolie auch die Oscar-Nominierte Salma Hayek sowie die beiden "Game of Thrones"-Hübschlinge Richard Madden und Kit Harington auf.
Für die Schauspieler gilt eigentlich dasselbe wie für die Actionszenen: Zwar schön anzusehen, aber im Grunde austauschbar. Ein neuer Tony Stark oder Steve Rogers zeichnet sich für Marvel-Fans bislang nicht ab, was jedoch an dem Drehbuch liegt, das trotz kleiner interessanter Ausreißer über das Minimum an Charaktertiefe nicht hinausgeht - und dessen Handlung obendrein leider oft sehr vorhersehbar ist. (Lesen Sie auch: Kritik zum Frankfurt-Tatort "Luna frisst oder stirbt": "Sehr eigen")
Fazit zu "Eternals": Trotz hochkarätiger Stars ein durchschnittlicher Superheldenfilm
Es ist nachvollziehbar, warum der neue Marvel-Film so kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Dennoch ist er trotz der vielen aufgezählten Mankos bei weitem nicht so eine herbe Enttäuschung wie befürchtet. Stattdessen kommt er erschreckend durchschnittlich daher. Was über einen Film, in dem Superhelden das entscheidende Element sind, eigentlich schon alles sagt. Freunde des Popcorn-Kinos oder Neueinsteiger im Marvel-Kosmos könnten nichtsdestotrotz ihr kurzweiliges Vergnügen an dem Auftakt des neuen Heldenteams finden. (Lesen Sie auch: Vor 20 Jahren: Erster Kinofilm von Harry Potter feiert Weltpremiere)
Kinostart, FSK, Besetzung: Mehr Informationen zum neuen Marvel-Film "Eternals"
- Erscheinungsdatum: 4. November 2021
- FSK: ab 12 Jahren
- Filmlänge: 157 Minuten
- Besetzung (Auswahl): Gemma Chan (Sersi), Richard Madden (Ikaris), Salma Hayek (Ajak), Angelina Jolie (Thena), Kit Harington (Dane Whitman), Bill Skarsgård (Kro)