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Explosion im Libanon: Deutsche Diplomatin unter den Opfern - Macron wird beschimpft

Mindestens 149Tote bei Explosion in Beirut

Explosion im Libanon: Deutsche Diplomatin unter den Opfern - Macron wird beschimpft

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    Erschütternde Szenen am Dienstag im Libanon: Nach gewaltigen Explosionen im Hafen laufen Menschen durch die völlig zerstörten Straßen in Beirut. Ganze Stadtteile der Hafen-Metropole liegen in Schutt und Asche.
    Erschütternde Szenen am Dienstag im Libanon: Nach gewaltigen Explosionen im Hafen laufen Menschen durch die völlig zerstörten Straßen in Beirut. Ganze Stadtteile der Hafen-Metropole liegen in Schutt und Asche. Foto: Hassan Ammar/dpa

    Update, 7. August, 06.45 Uhr: Verletzte bei Protesten in Beirut

    Bei Protesten in Beirut in der Nacht auf Freitag wurden mehrere Menschen bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt. Nach der verheerenden explosion mit mindestens 149 Toten und über 5.000 Veletzten keimt nun der Protest in dem hochverschuldeten Mittelmeerland auf. Alles dazu lesen Sie hier.

    Update: 16.30 Uhr: "Ihr seid alle Mörder": Macron bei Besuch in Beirut übel beschimpft

    Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach bei einem kurzfristigen Besuch in Beirut von einer "historischen Verantwortung" der politischen Führung. Das libanesische Volk sei Opfer einer "politischen, moralischen, wirtschaftlichen und finanziellen Krise". Macron sollte am Donnerstag unter anderem mit seinem Amtskollegen Michel Aoun und Regierungschef Hassan Diab zusammentreffen, um Grundlagen für einen Wiederaufbauvertrag zu schaffen. Die frühere Mandatsmacht Frankreich ist dem Land weiterhin eng verbunden.

    Macron wurde bei einer Tour durch ein zerstörtes Viertel teils wütend beschimpft. "Ihr seid alle Mörder", schrie eine Frau unter Tränen von einem Balkon. "Wo waren Sie, als diese Bomben im Hafen gelagert wurden?" Macrons libanesischer Amtskollege Michel Aoun wurde als "Terrorist" beschimpft. Ein Mann näherte sich Macron und rief: "Bitte helfen Sie uns."

    Update: 6. August: Deutsche Diplomatin bei Explosion in Beirut getötet

    Bei der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft getötet worden. Das teilte Außenminister Heiko Maas am Donnerstag mit. "Unsere schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt. Eine Angehörige unserer Botschaft in Beirut ist durch die Folgen der Explosion in ihrer Wohnung ums Leben gekommen", erklärte er. "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts sind in tiefer Trauer um die Kollegin."

    Update: 18.45 Uhr: Opferzahl in Beirut steigt immer weiter: 135 Tote, 5.000 Verletzte

    Die Zahl der Opfer nach der verheerenden Explosion in Beirut steigt immer weiter. Dabei seien in der libanesischen Hauptstadt mindestens 135 Menschen getötet und weitere 5.000 verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Hassan Hamad laut einem Bericht des Fernsehsenders MTV am Mittwoch. Zuvor war nach offiziellen Angaben von mindestens 113 Toten und etwa 4.000 Verletzten die Rede.

    Update: 17 Uhr: Mindestens acht Deutsche bei Explosion in Beirut verletzt

    Bei der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind auch acht Deutsche verletzt worden. Das geht aus einem internen Lagebericht des Technischen Hilfswerks (THW) vom Mittwoch hervor. Einsatzkräfte des THW sollten am Abend zur Unterstützung der Deutschen Botschaft nach Beirut fliegen. Das Botschaftsgebäude war durch die Detonation beschädigt worden.

    Update: 8.40 Uhr: Frankreich schickt zwei Militärflugzeuge in den Libanon. Sie werden unter anderem 55 Angehörige des französischen Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten befördern, wie der Élyséepalast mitteilte. Etwa ein Dutzend französische Notärzte soll zudem so rasch wie möglich nach Beirut entsandt werden, um Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen.

    Update: 8.30 Uhr: Zahl der Toten nach Explosion in Beirut steigt auf 100. Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut ist die Zahl der Toten auf mindestens 100 gestiegen. Das libanesische Rote Kreuz meldete am Mittwochmorgen zudem etwa 4000 Verletzte. Die Ermittler suchen weiter nach der Ursache für die gewaltige Detonation in der Hauptstadt des Landes am Mittelmeer.

    Seine "Generäle" gingen angesichts der Art der Explosion davon aus, dass es sich um eine Art Bombe gehandelt haben müsse, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Die USA "stehen bereit, dem Libanon zu helfen", versicherte Trump.

    Die Explosion deute nicht auf einen Unfall hin, sagte Trump unter Berufung auf seine militärischen Berater. "Sie scheinen zu denken, dass es ein Anschlag war, dass es eine Art von Bombe war", sagte er weiter. Bei der Explosion sind nach libanesischen Angaben mindestens 70 Menschen getötet und rund 3.000 verletzt worden. Die Hintergründe der Explosion blieben zunächst unklar. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gab es zunächst nicht.

    Explosion im Libanon: Was geschah im Hafen von Beirut?

    Am Abend gab es Spekulationen, eine große Menge Ammoniumnitrat sei im Hafen explodiert. Die Zersetzung des Stoffs, der auch zur Herstellung von Sprengsätzen dienen kann, führt bei höheren Temperaturen zu Detonationen. Die Substanz dient zum Raketenantrieb und vor allem zur Düngemittelherstellung. Berichten zufolge hatten Behörden vor einigen Jahren mehr als 2700 Tonnen des Stoffs an Bord eines Schiffs sichergestellt und ihn seit mehreren Jahren im Hafen gelagert. Eine Regierungsquelle bestätigte, dass dort Ammoniumnitrat gelagert war.

    04.08.2020, Libanon, Beirut: Ein verletzter Mann steht vor Trümmern in der libanesischen Hauptstadt, während im Hintergrund Rauch aufsteigt. Eine schwere Explosion erschüttert die Innenstadt von Beirut und beschädigte Gebäude. Es sollen Hunderte Menschen verletzt worden sein. Foto: Hussein Malla/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ |
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    Gesundheitsminister Hassan Hamad sagte am Abend, mehr als 70 Menschen seien getötet und weitere 3000 verletzt worden. Der Generalsekretär des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, berichtete der dpa ebenfalls von mehr als 2.000 Verletzten. Augenzeugen sprachen von Leichen auf den Straßen und Menschen, die unter Trümmern verborgen seien. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.

    Videos vom Vorfall zufolge begann die Katastrophe mit einem Brand am Hafen. In dessen Rauchsäule sind mehrere kleinere Explosionen zu sehen, die an Feuerwerkskörper erinnern. Kurz darauf folgt eine gewaltige Detonation mit einer Pilzwolke und einer Druckwelle, die sich blitzschnell kreisförmig nach außen ausbreitet.

    Beirut: Lager mit hochexplosivem Material am Unglücksort

    "Wir können keinen Ermittlungen zuvorkommen", sagte der Chef für innere Sicherheit, Abbas Ibrahim. Am Ort der Explosion sei aber hochexplosives Material gelagert gewesen. Auch Ministerpräsident Hassan Diab sagte, dass Fakten zu dem "gefährlichen Lagerhaus" am Hafen vorgelegt würden. Die Verantwortlichen würden "den Preis für dieses Desaster" zahlen.

    Im Internet kursierten Fotos von zerstörten Fenstern an Wohnhäusern und Trümmern auf den Straßen. Dutzende Autos wurden beschädigt. Ein Polizist sagte, die Schäden erstreckten sich kilometerweit. Kurz nach der Explosion fielen Telefon und Internet in der Stadt aus. "Wir saßen in unserem Wohnzimmer, und plötzlich fielen uns die Wand und Glas auf den Kopf", sagte ein Anwohner namens Rumi. Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt Beiruts entfernt.

    "Ich war in der Küche und kochte, als ich plötzlich ins Wohnzimmer geworfen wurde", sagte eine Frau namens Aida. Auch ihre beiden Kinder seien verletzt worden. Ein älterer blutüberströmter Mann saß weinend vor einem Krankenhaus und wartete auf Behandlung. Ein neun Jahre alter Junge sagte, die Erschütterung habe sich angefühlt, als sei er gegen die Tür geworfen und auf den Kopf geschlagen worden.

    US-Präsident Donald Trump denkt öffentlich darüber nach, die Wahlen im November zu verschieben. Allein entscheiden kann er das allerdings nicht.
    US-Präsident Donald Trump denkt öffentlich darüber nach, die Wahlen im November zu verschieben. Allein entscheiden kann er das allerdings nicht. Foto: Alex Brandon

    Wenige Kilometer vom Ort der Explosion entfernt waren 2005 der damalige libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri und 21 weitere Menschen bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden. An diesem Freitag will das UN-Libanon-Sondertribunal in Den Haag sein Urteil gegen vier Angeklagte in dem Fall von 2005 verkünden. Viele im Libanon machen die Führung des Nachbarlandes Syrien für den Anschlag auf Hariri verantwortlich. Er hatte vor seinem Tod den Abzug der damals im Libanon stationierten syrischen Truppen verlangt.

    Nach Explosion: Zwei Wochen Notstand in Beirut

    Der Regierungspalast, die finnische Botschaft und die Residenz von Ex-Ministerpräsident Saad Hariri wurden ebenfalls beschädigt. Am Suk Beirut, eine moderne Einkaufsgegend im Zentrum, zerbarsten Fensterscheiben vieler Geschäfte. Ein Schiff der UN-Friedenstruppen im Libanon (Unifil) wurde ebenfalls beschädigt. Es seien mehrere Blauhelm-Marinesoldaten verletzt worden, einige von ihnen schwer, teilte die Mission mit. "Zu diesem Zeitpunkt sind unsere Gedanken bei den Menschen im Libanon", sagte ein UN-Sprecher in New York.

    Regierungschef Hassan Diab erklärte den Mittwoch zum Tag landesweiter Trauer in Gedenken an die Opfer. Präsident Michel Aoun berief eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Verteidigungsrats ein. Für die Stadt wurde ein zwei Wochen langer Notstand verhängt.

    Angela Merkel "erschüttert", Israel bietet "medizinische humanitäre Hilfe" an

    Regierungen anderer Länder zeigten sich betroffen und stellten rasche Unterstützung in Aussicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich "erschüttert", wie die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer die Kanzlerin bei Twitter zitierte. "Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten." Deutschland stehe dem Libanon in der "schweren Stunde zur Seite", twitterte Außenminister Heiko Maas. Auch die Europäische Union, die USA und Frankreich - frühere Mandatsmacht des Libanon - stellten Unterstützung in Aussicht.

    Selbst Israel, das mit dem benachbarten Libanon keine diplomatischen Beziehungen pflegt, bot über ausländische Kanäle "medizinische humanitäre Hilfe" an. Offiziell befinden sich beide Länder noch im Krieg. Spekulationen, dass Israel hinter der Explosion stecken könnte, räumte Außenminister Gabi Aschkenasi aus. Auch US-Präsident Trump wurde über die Situation unterrichtet.

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