Der Tatort heute aus Dortmund dürfte Fans der Kultserie bekannt vorkommen. Denn "Heile Welt" ist eine Wiederholung aus dem vergangenen Jahr.
Handlung: Darum geht es im Tatort "Heile Welt" heute
Stefanie Reinspergers Debüt als Hauptkommissarin Rosa Herzog in der Episode "Heile Welt" ist ein packender Fall rund um Rassismus, Hetze, Vorverurteilung und vermeintliche Wahrheiten ohne Grautöne.
In einer Dortmunder Hochhaussiedlung ist eine Frau erschlagen worden. Einiges deutet auf eine versuchte Vergewaltigung hin, Spuren hochwertigen Kokains am Tatort weisen in eine ganz andere Richtung. Um Beweise zu vernichten, legte der Täter jedenfalls offenbar Feuer. Ganz Dortmund spricht über die Tote im sozialen Brennpunkt.
Schnell drängen sich Verdächtige auf. Besonders Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) ist überzeugt, im Sohn des Imams einen potenziellen Mörder gefunden zu haben. Immerhin ist der Nachbar des Opfers schon wegen Kokainbesitzes aufgefallen. Sie glaubt, dass die junge Frau sterben musste, weil sie im Kellerraum deponiertes Kokain gefunden und den jungen Dealer Hakim Khaled (Shadi Eck) zur Rede gestellt hat. Als der in Handschellen abgeführt wird, nutzen das rechte Hetzer prompt, um ihre Klientel aufzustacheln.
In einer anderen Internetblase wird Bönisch dagegen zum angeblichen "Nazi über Nacht", wie sie selbst resümiert. Jemand hat gefilmt, wie sie den jungen Khaled sehr ruppig abführt, als er sich gegen die Festnahme wehrt. Das Video landet im Netz. Im Kontext mit weiteren vermeintlichen Recherchen eines linken Internet-Blogs wird das Bild einer offen rassistischen, gewalttätigen Polizistin konstruiert. Ein Shitstorm zieht auf, mit gravierenden Folgen nicht nur für Bönisch.
"Je mehr die Leute sehen, desto blinder werden sie", lautet ein Schlüsselsatz aus Fabers Mund zum Thema von "Heile Welt" (Buch: Jürgen Werner; Regie: Sebastian Ko). Von Emotionen und dem Wunsch nach eigener Weltbildbestätigung getrieben, schaukeln sich vor allem in den sozialen Medien extreme Auffassungen, Angst und Vorverurteilungen hoch. Schon die Anfangsszene lässt anklingen, dass die Lage nur 48 Stunden nach dem Mord und der Brandstiftung eskalieren wird.

Was ist das Besondere an dem Tatort "Heile Welt"?
Auf dem Weg dahin lernt der Zuschauer die neue Kollegin Rosa Herzog kennen. Sie folgte damals auf Nora Dalay (Aylin Tezel), die sich 2020 als Ermittlerin verabschiedet hatte. Man erlebt Herzog als nachdrücklich, gründlich und durchaus empathisch. Ihre ersten Auftritte lassen gleichzeitig neugierig auf die neue Figur werden: Was hat sie erlebt, dass sie gelegentlich nervös und unsicher, dann in Gefahrensituationen emotional aufbrausend reagiert? Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie ihren eigenen Kopf und viel Herz hat. Wird das in dem Team aus lauter Einzelkämpfern auf Dauer gut gehen?
Und überhaupt Beziehungen zwischen einsamen Wölfen: Kaum hat Bönisch etwas mit einem Kollegen von der Spurensicherung am Laufen, scheint Faber klar zu werden, was er will. Treibt ihn Eifersucht oder das Zurückgeworfen-Sein auf die eigene Einsamkeit? Jedenfalls wird der ewig Parka tragende Einzelgänger geradezu zum Romantiker.
Tatort "Heile Welt" als Stream in der Mediathek und als Wiederholung sehen
Der Tatort wird am Dienstag, 30.08.22, um 1:15 Uhr als Wiederholung im Ersten gezeigt. Die Sendung ist nach der Ausstrahlung auch sechs Monate lang als kostenloser Stream in der ARD-Mediathek verfügbar.
TV-Kritik zum Tatort heute: "explosives Gesellschaftsszenario"
Das schrieben andere damals bei der Erstausstrahlung über den Tatort:
"Von der vorbildlichen Hygienemaßnahme zum martialischen Maskenmob: Der Dortmund-"Tatort" nutzt die Corona-Pandemie als Vorlage für ein explosives Gesellschaftsszenario." Der Spiegel
"Was passiert mit Ermittlern in der asozialen Mediengesellschaft, wenn sie zwischen Antifa und neuen Rechten, im Mahlstrom der Posts und Bilder zermahlen werden? Der neue Dortmunder „Tatort“ führt es vor. Und nicht nur das." Welt
"Der aufwühlende Fall, bei dem die Österreicherin Stefanie Reinsperger nach dem Abgang von Aylin Tezel ihren vielversprechenden Einstand im vierköpfigen Dortmunder Team feiert, hat in guter, alter „Tatort“-Tradition gleich mehrere aktuelle Bezüge." Tagesspiegel
"Ein Mord, vermeintliche Polizeigewalt, Rassismus und die Gefahr sozialer Medien: Der neue „Tatort“ aus Dortmund wirkt überfrachtet." WAZ
