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Impf-Angebote für Kinder ab 12 Jahren in allen Ländern geplant

Entgegen der Stiko-Empfehlung

Corona: Impf-Angebote nun auch für Kinder ab 12 Jahren

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    Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen am Montag, dass nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auf andere niedrigschwellige Weise anbieten wollen.
    Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen am Montag, dass nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auf andere niedrigschwellige Weise anbieten wollen. Foto: Fabian Sommer, dpa (Symbolbild)

    Zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien sollen Kinder und Jugendliche bundesweit zusätzliche Impfmöglichkeiten bekommen. Alle Länder wollen Impfungen für 12- bis 17-Jährige nun auch in den regionalen Impfzentren anbieten wie schon in Arztpraxen möglich. Das beschlossen die Gesundheitsminister am Montag einstimmig. Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen." Ab September sollen Risikogruppen wie Alte und Pflegebedürftige zudem erste Auffrisch-Impfungen bekommen können.

    Der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, nannte die Angebote für junge Menschen einen "Baustein, um einen sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien zu ermöglichen". Impfzentren, Ärzte und Betriebsärzte mit Angeboten für Angehörige stünden bereit. Auch für junge Erwachsene in Unis und Berufsschulen sollen unkomplizierte Angebote kommen. Wie im Beschluss betont wird, ist bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das Ja der Sorgeberechtigten nötig. Die Angebote seien so auszugestalten, dass die "Freiwilligkeit der Annahme" nicht in Frage gestellt werde. Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern.

    Zulassung für Kinder

    Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte bereits im Mai den Impfstoff von Biontech ab 12 Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte eine Freigabe für Moderna. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Impfungen von Kindern trotz politischen Drucks bisher aber nicht allgemein, sondern nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes - sie sind mit ärztlicher Beratung aber möglich. Ein solches Angebot zur individuellen Entscheidung von Eltern und Kindern stehe im Einklang mit den Empfehlungen der Stiko, sagte Spahn. Laut Ministerium wurden bereits 900.000 Kinder zwischen 12 und 17 geimpft.

    Die Stiko-Debatte

    Über die Rolle der Stiko wird weiter gestritten. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte im Deutschlandfunk, sie vertrete in dieser Frage eine "Außenseiterposition". Die wesentlichen Studien zeigten, dass eine "Durchseuchung" mit der Delta-Variante des Coronavirus gefährlicher sei als eine Impfung. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel sagte, die Minister dürften die Stiko-Empfehlungen nicht einfach übergehen. Jugendliche ohne gesundheitliche Vorbelastung bräuchten keine Impfung. Stiko-Chef Thomas Mertens bekräftigte im NDR, es gebe noch zu wenige Daten über mögliche Folgeschäden. Es könne sein, dass die Empfehlung geändert werde. "Aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben."

    Der Schul-Start

    In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern begann die Schule am Montag wieder - mit Vorgaben zu Masken in Innenräumen und regelmäßigen Tests, Hamburg folgt am Donnerstag. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte einen "Schutzkokon": "Was noch geht, muss jetzt so schnell wie möglich umgesetzt werden", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe etwa mit Blick auf Lüftungskonzepte, Teststrategien und Luftfilter. Für Impfungen brauche es auch unkonventionelle Wege: "Zum Beispiel durch Impfteams an Schulen und Schulhöfen, für alle, die das wollen."

    Die frische Dosis

    Fachleute erwarten, dass eine Schutz-Auffrischung zuerst bei Menschen fällig werden dürfte, deren Immunsystem nicht so gut auf eine Impfung anspricht - etwa wegen Alters oder Erkrankungen. Und bei solchen Risikogruppen liegen die Impfungen seit Jahresbeginn schon am längsten zurück. Sie sollen daher nun ab September auch zuerst eine weitere Spritze angeboten bekommen, "in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie": über mobile Teams in Pflegeeinrichtungen und die behandelnden Ärzte für alte und pflegebedürftige Menschen zu Hause. Eingesetzt werden sollen die Mittel von Biontech und Moderna. Ein Auffrischungs-Angebot damit soll auch Menschen gemacht werden, die schon einmal vollständig mit den Mitteln von Astrazeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurden.

    Der weitere Schutz

    Auffrisch-Impfstoffe, die neue Virusvarianten wie Delta besser abdecken sollen, sind in Arbeit. Der Charité-Impfexperte Leif Sander erklärte kürzlich, es sei aber auch bei den verfügbaren Impfstoffen mit einem "sehr guten Schutz" und wahrscheinlich deutlich angehobener Immunantwort nach Auffrischung zu rechnen. Zunächst lässt Experten zufolge der Antikörper-Schutz auf den Schleimhäuten nach, weshalb Geimpfte nach einiger Zeit wieder mehr zur Virusverbreitung beitragen könnten. Der Schutz vor schweren Verläufen, gerade bei Gesunden, wird als länger anhaltend eingeschätzt.

    Das Impf-Tempo

    Die Erstimpfungen büßen an Geschwindigkeit ein. Mittlerweile haben laut Robert Koch-Institut (RKI) 51,3 Millionen Menschen oder 61,7 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis bekommen. "Allerdings ist Zahl der Erstimpfungen so niedrig wie zuletzt im Februar", schrieb Spahn auf Twitter. "Damals hatten wir nicht genug Impfstoff, das ist heute anders: bitte impfen lassen!" Voll geimpft sind 43,5 Millionen Bürger (52,3 Prozent der Einwohner).

    Spahn: Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden

    Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen." Auch 12- bis 17-Jährige, die sich nach ärztlicher Aufklärung für eine Impfung entscheiden, könnten sich und andere schützen. Mit der Möglichkeit einer Auffrischimpfung im September sollten zudem besonders gefährdete Gruppen im Herbst und Winter bestmöglich geschützt werden. "Denn für sie ist das Risiko eines nachlassenden Impfschutzes am größten."

    Die hohe Nachfrage nach dem Corona-Vakzin Spikevax hat dem US-Impfstoffhersteller Moderna zu schwarzen Zahlen verholfen. Der mRNA-Impfstoff Spikevax wirkt den Untersuchungen zufolge mindestens ebenso gut wie das Mittel von Biontech.
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    Der Vorsitzende der Länder-Gesundheitsminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte: "Wir gehen vorbereitet in den Herbst."

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