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Kommentar: Leo XIV. ist der richtige Papst zur richtigen Zeit

Kommentar

Papst Leo XIV. ist eine hervorragende Wahl

Daniel Wirsching
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    Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, auf dem Balkon des Petersdoms: Tausende jubelten ihm am Donnerstagabend zu.
    Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, auf dem Balkon des Petersdoms: Tausende jubelten ihm am Donnerstagabend zu. Foto: Alessandra Tarantino, dpa

    Auf dem Balkon des Petersdoms hat sich an diesem 8. Mai um 19.23 Uhr die Zukunft der katholischen Kirche gezeigt: Robert Francis Prevost, der neue Papst Leo XIV. War sein Vorgänger, der am Ostermontag gestorbene Franziskus, eine Sensation (erstmals ein Lateinamerikaner, erstmals ein Jesuit, erstmals ein „Franziskus“), ist dies Prevost nicht minder als erster US-Amerikaner.

    Stand den Papst-Wählern im Frühjahr 2013 der Sinn nach Öffnung, wünschten sie sich im Frühjahr 2025 offensichtlich mehr Ruhe und Konsolidierung. Einen, der das „Schifflein Petri“ repariert, moderat und in möglichst großem Konsens modernisiert – und nicht selbst für hohe Wellen auf ohnehin stürmischer See sorgt, wie das Franziskus bisweilen tat. Der hatte zu Beginn seines Pontifikats eine Jahrhundert-Chance, die Kirche zu verändern. Letztlich hinterließ er ihr und seinem Nachfolger einige Anfänge. Und nun?

    Leo XIV. steht im scharfen Kontrast zu US-Präsident Donald Trump: Ihm sind Polarisierungen und Nationalismen fremd

    Sein einnehmendes Auftreten, seine überaus starken, klug gewählten ersten Worte, sein Papst-Name – das alles ist schon Teil des Programms von Leo XIV. Und dieses Programm überzeugt. Vieles deutet darauf hin, dass er genau der richtige Papst für diese angespannten Zeiten ist. Als Mann der Mitte, der sowohl die Kurie als auch die Welt, insbesondere Peru, gesehen hat. Nicht zuletzt als US-Amerikaner, der im scharfen Kontrast zu US-Präsident Donald Trump steht, weil ihm Polarisierungen und Nationalismen fremd sind. Noch lange nachhallen wird sein eindringlicher Appell für Frieden und seine Hoffnung machenden, Trost spendenden Worte, dass das Böse nicht die Oberhand gewinnen werde.

    Wohin genau Leo XIV. die Kirche einmal führen und welche Rolle er auf internationaler Bühne einnehmen wird, ist noch ungewiss. So ungewiss wie die Zeiten, in die seine Wahl fällt. Klar ist: Es sind Zeiten, in denen Kirche wie Welt dringend einen Versöhner benötigen. Eben einen Pontifex, einen Brückenbauer.

    Dem neuen Papst ist zuzutrauen, dass er ein erfolgreicher Brückenbauer werden kann

    Prevost ist zuzutrauen, dass er ein erfolgreicher Brückenbauer werden kann. Als Leo XIV. könnte er innerkirchlich zu einem Brückenbauer zwischen dem traditionalistischen und dem progressiven Lager, zwischen den verschiedenartigen Ländern und Kulturen sowie möglicherweise zu einem Wegbereiter eines Reformkonzils werden; politisch könnte er als Vermittler in den diversen aktuellen Krisen und Kriegen wirken. Diese beiden möglichen Schwerpunkte seines Pontifikats verlangen nicht unbedingt nach einem charismatischen Papst, der Prevost durchaus werden könnte. Sie verlangen nach einem entscheidungsstarken Papst.

    Bereits als Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 den Balkon des Petersdoms betrat, war klar: Dieser Papst, er nannte sich erstmals überhaupt „Franziskus“, ist eine Sensation. Sein Nachfolger ist es nicht minder.
    Bereits als Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 den Balkon des Petersdoms betrat, war klar: Dieser Papst, er nannte sich erstmals überhaupt „Franziskus“, ist eine Sensation. Sein Nachfolger ist es nicht minder. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Dabei wird sich Leo XIV. auch an seinem Vorgänger Franziskus messen lassen müssen, den er in seinen ersten Grußworten mehrfach dankend und respektvoll erwähnte und an den er, diesen Eindruck vermittelte er glaubhaft, in gewisser Weise anzuknüpfen gedenkt. Davon zeugt allein seine Namenswahl: Leo XIII., der bis 1903 Papst war, verfasste die erste Sozialenzyklika der Kirche und ging als „Arbeiterpapst“ in die Geschichte ein.

    Seinem Vorgänger Franziskus war es immer wieder gelungen, Themen zu setzen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Frohe Botschaft zu lenken – Leo XIV. erhält gerade diese Chance. Die Menschen wollen und werden ihm zuhören. Es liegt an ihm, ob es dabei bleibt. Denn auch wenn so kurz nach seiner Wahl vieles zwangsläufig Spekulation sein muss, steht eines bereits fest: Der Beifall, mit dem Leo XIV. von Tausenden auf dem Petersplatz empfangen wurde, war eine Momentaufnahme.

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