- Am Sonntag wurde in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt
- Nach ersten Prognosen kann Ministerpräsident Winfried Kretschmann weiterregieren, seine Grünen sind der Wahlsieger
- Für die CDU holt Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann ein schlechtes Ergebnis
- Wegen der Corona-Pandemie ist der Ablauf der Wahlen etwas anders als normal
Alle Ergebnisse und Reaktionen zur Landtagswahl in Baden-Württemberg hier im Live-Blog
20.15 Uhr: Ende des Live-Blogs zur Wahl in Baden-Württemberg
Obwohl es noch dauern wird, bis das amtliche Endergebnis fest steht, ist das Fell in Baden-Württemberg verteilt: Die Grünen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann haben die Landtagswahl in Baden-Württemberg haushoch gewonnen und können sich die Koalitionspartner aussuchen. Die bisher mitregierende Südwest-CDU stürzte am Sonntag in ihrer einstigen Hochburg ab und steuert auf das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte zu. Eine Zusammenfassung lesen Sie hier.
19.42 Uhr: Neue Hochrechnung: Grüne legen weiter zu
Die Grünen bauen nach einer neuen Hochrechnung ihr bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in Baden-Württemberg weiter aus. Nach Berechnungen von Infratest dimap im SWR-Fernsehen um 19.24 Uhr kommt die Regierungspartei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf 32,3 Prozent der Stimmen - 2 Punkte mehr als vor fünf Jahren. Die mitregierende CDU verliert demnach 3,5 Punkte und landet bei 23,5 Prozent. Die AfD liegt laut Hochrechnung mit 10,5 Prozent (2016: 15,1) hinter der SPD, die auf 11,1 Prozent kommt. Die FDP verbessert sich von 8,3 auf 10,7 Prozent. Die Linke bleibt erneut unter der Fünf-Prozent-Hürde, zieht also nicht in den Landtag ein.
19.21 Uhr: Weidel: AfD-Ergebnis in Baden-Württemberg trotz Verlust solide
Streitereien und innerparteiliche Richtungskämpfe haben der AfD im Südwesten nach Einschätzung von Landeschefin Alice Weidel nicht geschadet. "Wir sind ein sehr gut funktionierender Landesverband mit einer sehr guten Fraktion, die sich berappelt hat nach der ersten Legislatur", sagte Weidel, die gemeinsam mit Alexander Gauland die AfD-Bundestagsfraktion leitet, am Sonntagabend. "Wir haben ein sehr solides Ergebnis eingefahren trotz sehr widriger Bedingungen".
19.09 Uhr: Das sind die Zahlen der zweiten Hochrechnung
Der klare Wahlsieg der Grünen konsolidiert sich. Nach der zweiten Hochrechnung der ARD kommt die Partei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf 31,9 Prozent (+1,6), die CDU auf 23,9 Prozent (-3,1), die SPD auf 11,4 Prozent (-1,3), die AfD auf 10,8 Prozent (-4,3), die FDP auf 10,7 Prozent (+2,4).
19.03 Uhr: CDU-Landeschef Strobl für Fortsetzung von Grün-Schwarz
Der CDU-Landeschef Thomas Strobl hat sich trotz der Verluste seiner Partei für eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen ausgesprochen. "Mein Eindruck ist auch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung das möchte", sagte Strobl am Sonntagabend im SWR-Fernsehen. "Ich konnte auch nicht feststellen in den Wochen vor der Wahl, dass es eine Art Wechselstimmung gegeben hat, sondern die Menschen vertrauen dieser Regierung, dieser Koalition." Für die CDU als Juniorpartner von Grün-Schwarz sei das Wahlergebnis trotzdem enttäuschend.
19.01 Uhr: Meuthen will sich nicht auf Weidel als Spitzenkandidatin festlegen
Eine Spitzenkandidatur von Alice Weidel für die Bundestagswahl ist nach Ansicht von AfD-Chef Jörg Meuthen auch nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg noch keine ausgemachte Sache. "Da sehe ich überhaupt keinen Zusammenhang", sagte der Parteivorsitzende am Sonntagabend. Alice Weidel ist Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, zusammen mit Alexander Gauland leitet sie die Bundestagsfraktion. Die Prognosen sahen die AfD in Rheinland-Pfalz bei rund 10,5 Prozent und bei rund 12 Prozent in Baden-Württemberg. Sollte es dabei bleiben, hätten die Rechtspopulisten in beiden Ländern schlechter abgeschnitten als vor fünf Jahren.
18.55 Uhr: Kretschmann will "verlässliche und stabile Regierung" bilden
Winfried Kretschmann will nach seinem Wahlsieg in Baden-Württemberg mit allen demokratischen Parteien über eine Regierungsbildung sprechen. Er verstehe das Ergebnis als "Auftrag, unserem land weiter als Ministerpräsident zu dienen", sagte der Ministerpräsident am Sonntagabend in Stuttgart. "Den nehme ich mit großer Dankbarkeit und Demut an." Ob er die grün-schwarze Koalition fortsetzen oder ein mögliches Ampel-Bündnis mit SPD und FDP bilden möchte, sagte er nicht.
18.45 Uhr: Südwest-Grüne: Erste Gespräche über Koalitionen kommende Woche
Die baden-württembergischen Grünen haben nach ihrem Sieg bei der Landtagswahl Gespräche über mögliche Koalitionen mit "allen demokratischen" Parteien angekündigt. "Wir werden im Laufe der kommenden Woche mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen", sagte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand am Sonntag im SWR. "Wir wissen heute Abend noch nicht, mit wem wir wollen, aber wir wissen sehr genau, was wir wollen".
18.40 Uhr: Das sind die Zahlen der ersten Hochrechnung
Laut der ersten Hochrechnung der ARD kommen die Grünen auf 30,7 Prozent (+0,4), die CDU auf 23,3 Prozent (-3,7), die SPD auf 11,7 Prozent (-1), die FDP auf Prozent 11,3 (+3) und die AfD auf 11.8 Prozent (-3,3).
18.27 Uhr: Habeck: Großer grüner Wahlsieg gibt Rückenwind für Bundestagswahl
Grünen-Chef Robert Habeck hat das Ergebnis der Landtagswahl in Baden-Württemberg als "großen grünen Wahlsieg" gewertet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sei eine herausragende grüne Persönlichkeit, sagte er am Sonntagabend nach den TV-Prognosen. Der Partei gebe das Ergebnis Rückenwind für die Bundestagswahl. Habeck erklärte, er rechne damit, dass die Grünen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Rheinland-Pfalz weiter an einer Regierung beteiligt würden. Entscheidend für die Bildung einer Koalition in Baden-Württemberg werde das Thema Klimaschutz.
18.25 Uhr: Eisenmann will Verantwortung für Niederlage übernehmen
Baden-Württembergs CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann will nach Angaben aus der Führungsspitze der Partei die Verantwortung für den Absturz bei der Landtagswahl übernehmen. Das bestätigten mehrere Teilnehmer der Sitzung des Präsidiums der Südwest-CDU der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag in Stuttgart.

18.21 Uhr: Schäuble sieht Ministerpräsidenten als klare Sieger
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat das Ergebnis der Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg als persönlichen Erfolg für die beiden amtierenden Ministerpräsidenten gewertet. Der CDU-Politiker gratulierte am Sonntagabend in der ARD den Regierungschefs Malu Dreyer (SPD) und Winfried Kretschmann (Grüne). "Das war eine Wahl der Persönlichkeiten", sagte Schäuble. Zum Ergebnis der eigenen Partei sagte er: "Für die CDU ist es kein schöner Abend. Aber das war vorhersehbar."
18.16 Uhr: Grüne haben wohl zwei Koalitionsoptionen
Die grün-schwarze Koalition könnte zwar weiterregieren, allerdings haben die Grünen wohl auch die Möglichkeit, mit SPD und FDP ein Ampel-Bündnis zu bilden.
18.00 Uhr: Grüne in ARD-Prognose als Wahlgewinner
Da sind die ersten Zahlen: Nach der ersten ARD-Prognose kommen die Grünen auf starke 31 Prozent, die CDU holt nur 23 Prozent, ein Ergebnis so schlecht wie nie zuvor. Die SPD erreicht 12 Prozent, die FDP verbessert sich auf 11,5 Prozent. Gleichauf mit der FDP ist die AfD, die leichte Verluste hinnehmen muss.
17.36 Uhr: Viele Briefwähler, weniger Bürger wählen Wahllokal
Wegen der hohen Briefwählerzahl sind deutlich weniger Leute ins Wahllokal gegangen. Nach einer repräsentativ erhobenen Wahlbeteiligung in den Wahllokalen zur Landtagswahl um 14.00 Uhr wurde ein Rückgang um 15,9 Prozentpunkte gegenüber 2016 zum selben Zeitpunkt verzeichnet (35,5 Prozent). Landeswahlleiterin Cornelia Nesch erklärte dies mit dem pandemiebedingt erwarteten Anstieg der Briefwähleranzahl. In den repräsentativ ausgewählten Wahlbezirken haben demnach 36 Prozent aller Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. 7,7 Millionen Baden-Württemberger sind zur Wahl aufgerufen.
Kurzporträts der wichtigsten Spitzenkandidaten in Baden-Württemberg

Winfried Kretschmann (Grüne) - Hat die Grünen zur Volkspartei gemacht
Neulich entfuhr es dem beliebten Grünen, der seit zehn Jahren im Südwesten regiert: "Ich bin der Ministerpräsident und nicht der König von Baden-Württemberg." Doch dass die Grünen in ihrem Stammland noch viel besser dastehen als schon im Bund, haben sie ihrem 72 Jahre alten Landesvater zu verdanken. Der überzeugte Katholik, dreifache Vater und zweifache Großvater ist wie schon vor fünf Jahren der Garant für ein starkes Ergebnis. Der Lehrer gibt sich wertkonservativ und bodenständig, er wohnt auf der Schwäbischen Alb. Sein präsidialer, bedächtiger Stil kommt an in der Mitte des Ländles. Grün ist das neue Schwarz, heißt es wegen ihm. Kretschmann betont, er trete nochmal für fünf Jahre an - wenn er fit bleibe. Dann wäre er fast 78.

Susanne Eisenmann (CDU) - Kämpferin für offene Schulen
Die Frau hat Power, doch bisher konnte sie ihre PS kaum auf die Straße bringen. Mit dem Slogan "neue Energie" will die CDU-Spitzenkandidatin gegen Kretschmann punkten, doch das zündet nicht. Eisenmann will die gebeutelte Südwest-CDU zu alter Stärke führen. Aber selbst die meisten CDU-Anhänger finden, der Grüne solle Ministerpräsident bleiben. Die 56-jährige Eisenmann kommt oft ruppig rüber und ist relativ unbeliebt. Das liegt auch an ihrem Amt als Kultusministerin in der grün-schwarzen Koalition, mit dem sie vor allem in der Corona-Krise Kritik auf sich zieht. Ihr politischer Ziehvater Günther Oettinger riet ihr jüngst zur Attacke, ihr Mann, Ex-Sprecher von Oettinger, ist ihr engster Berater. Und nun platzte auch noch die Maskenaffäre der Union in den Wahlkampf. Klar ist: So leicht gibt die taffe Eisenmann nicht auf.

Andreas Stoch (SPD) - Will am liebsten wieder mit den Grünen
Der 51 Jahre alte Rechtsanwalt ist der Vorgänger von Eisenmann im Kultusministerium. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem der SPD-Spitzenkandidat nicht betont, dass er es besser könnte als die CDU-Frau. Doch auch Stoch gelingt es als SPD-Partei- und -Fraktionschef nicht, den Abstieg der Genossen im Südwesten zu stoppen. Zwischen zehn und elf Prozent liegt die SPD in Umfragen. Die Stärke der Grünen um Kretschmann ist auch die Schwäche der SPD. Der vierfache Familienvater aus Heidenheim ist seit zwei Jahren der starke Mann an der SPD-Spitze und sucht sein Heil in der Regierung. Am liebsten wieder mit Grün-Rot wie von 2011 bis 2016, aber im Zweifel auch in einem Ampelbündnis mit Grünen und FDP. Er könnte sich trotz Know-how in Sachen Schule vorstellen, Finanzminister zu werden. Ansonsten spielt er leidenschaftlich gerne Tennis.

Hans Ulrich Rülke (FDP) - Liberaler wäre gern Superminister
Da hat Stoch vielleicht bald einen neuen Partner fürs Doppel. "Aufschlag Rülke" heißt das virtuelle Wahlkampf-Format des FDP-Spitzenkandidaten und ebenfalls passionierten Tennisspielers. Seine Gegner nennen den wohl besten Debattenredner im Landtag auch mal "Brüllke". Doch die Zeiten, in denen der Liberale ein politischer "Grünen-Fresser" war, sind vorbei. Seit sein Kumpel aus Pforzheim, Stefan Mappus, vor zehn Jahren die CDU-Vorherrschaft im Südwesten verspielte und die Zeit für Schwarz-Gelb vorbei ging, sitzt Rülke in der Opposition. Noch vor fünf Jahren lehnte er nach der Wahl Gespräche über eine Ampel mit Grünen und SPD ab. Diesmal ist der 59 Jahre alte Lehrer und Vater dreier Söhne aufgeschlossener. Und noch mehr: Der FDP-Mann schwärmt schon von einem Superministerium für Wirtschaft und Verkehr.

Bernd Gögel (AFD) - Vorsitzender einer Schrumpftruppe
Der bedächtig wirkende 66-Jährige hat keinen leichten Job als Chef seiner Fraktion. Mit 23 Mandaten zog die AfD 2016 erstmals in den Landtag ein. Nach Grabenkämpfen und Austritten sind es am Ende der Legislatur noch 15. Gögel übernahm nach der Spaltung der Fraktion 2017 von Jörg Meuthen das Ruder - und versucht seitdem, Lagerkämpfe kleinzureden, selbst wenn hinter den Kulissen die Fetzen fliegen. Der ehemalige Speditionskaufmann gilt als relativ gemäßigt in der AfD, musste sich auch im Landesverband immer wieder gegen Vertreter des völkischen "Flügels" durchsetzen. Recht viel ruhiger ist es im Landtag nicht geworden, aus dem sich Ex-AfD-Politiker wiederholt von der Polizei hinausführen ließen.