Mit Blick auf mögliche Lockerungen von Corona-Maßnahmen räumt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Kitas und Schulen den Vorrang ein. Man könne bei Erreichen der 50er-Inzidenz nicht wieder alles aufmachen, sondern müsse Prioritäten setzen, sagte sie am Donnerstag in Berlin. Anderenfalls drohe schnell wieder exponentielles Wachstum. "Eine Priorität für mich ist ganz klar, dass zuerst Kitas und Schulen wieder geöffnet werden müssen." Bei der Öffnung stünden diese auf Rang eins, das sei politisch völlig unstrittig.
Merkel sagte weiter: "Aber danach wird es natürlich nicht ganz einfach. Ich würd mal sagen aus praktischen Gründen müsste man dann bald die Friseure rannehmen, aber das ist jetzt mehr anekdotisch." (Lesen Sie auch: Frisur-Chaos in Corona-Zeiten: Allgäuer Friseure geben Tipps für die Lockdown-Look) Weiter erwähnte sie den Einzelhandel. Man müsse immer über die Auswirkungen diskutieren, sagte Merkel mit Blick auf Öffnungsschritte, "sonst würden wir uns, glaub ich, gleich wieder zurückwerfen".
Merkel sicherte erneut zu, die Corona-Impfungen in Deutschland möglichst schnell voranzubringen. Wenn alles wie zugesagt erfolge, könne man es schaffen, "bis Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot zu machen", bekräftigte die CDU-Politikerin mit Blick auf geplante Lieferungen und Zulassungen weiterer Impfstoffe. Sie verwies darauf, dass der Sommer kalendarisch bis 21. September geht.
Merkel: Ich verstehe die Ungeduld
"Ich verstehe die Ungeduld", sagte Merkel. Sie nahm zugleich den Mainzer Impfstoff-Entwickler Biontech in Schutz und verteidigte erneut die gemeinsame europäische Impfstoff-Beschaffung. Es wäre "furchtbar", wenn es sonst in Deutschland schon Impfungen gegeben hätte, in kleineren Ländern aber nicht. "Bei der Impfstoffbestellung finde ich, dass wir das Menschenmögliche getan haben."
Sie betreibe kein Produktionswerk für Impfstoffe und könne daher die Produktion selbst nicht garantieren. Die Bundesregierung unterstütze aber etwa den Aufbau eines Biontech-Werks in Marburg, das weitere Kapazitäten schaffe. Merkel betonte die Erwartung, dass für das erste Quartal insgesamt zugesagte Liefermengen trotz Umbauten in einer Abfüllanlage des Biontech-Partners Pfizer kommen. Auf die Frage, wie schnell eine Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen sei, sagte sie, es sei Entscheidung der Bürger, wie viele sich impfen lassen. Für Kinder gebe es auch keine Impfungen, erläuterte sie.
Merkel wandte sich dagegen, dass es für Geimpfte bereits Ausnahmen von Corona-Beschränkungen geben könnte. "Wir wissen nicht, ob der Geimpfte andere anstecken kann. So lange stellt sich die Frage von Privilegien überhaupt nicht."