Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Seehofer und Gewerkschaft GdP sind gegen Kontrollen an Grenze zu Polen

Migration

Seehofer und Gewerkschaft GdP sind gegen Kontrollen an Grenze zu Polen

    • |
    • |
    An der deutsch-polnischen Grenze wird derzeit nur stichprobenartig kontrolliert.
    An der deutsch-polnischen Grenze wird derzeit nur stichprobenartig kontrolliert. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) halten Kontrollen an der Grenze zu Polen trotz der deutlich gestiegenen Zahl unerlaubter Einreisen von Asylbewerbern dort derzeit für unnötig. "Die aktuelle Migrationslage ist zwar ernst, jedoch weit entfernt von der Situation, wie wir sie im Rahmen der Massenmigration 2015 erlebt haben. Somit besteht zum momentanen Zeitpunkt überhaupt kein Anlass zur Einführung von temporären Grenzkontrollen", sagte der GdP-Vorsitzende für die Belange der Bundespolizei, Andreas Roßkopf, am Mittwoch.

    Mit 120 bis 280 unerlaubt einreisenden Migranten pro Tag an der gesamten Grenze zu Polen sei man noch in einem Bereich, in dem der hohe Eingriff in die EU-Reisefreiheit mit Grenzkontrollen nicht zu rechtfertigen wäre. Roßkopf hatte zur Lage an der deutsch-polnischen Grenze diese Woche auch ein Gespräch mit dem geschäftsführenden Bundesinnenminister und mit Dagmar Busch, der Leiterin der Abteilung für Angelegenheiten der Bundespolizei im Ministerium, geführt. Wie das Innenministerium auf Anfrage bestätigte, gab es, was die Ablehnung stationärer Grenzkontrollen zum jetzigen Zeitpunkt angeht, Übereinstimmung zwischen den Gesprächspartnern.

    Asylbewerber stammen hauptsächlich aus Syrien, Irak, Iran und Afghanistan

    Die Einreise von Asylbewerbern, die per Flugzeug via Belarus nach Polen kommen und von dort mehrheitlich nach Deutschland weiterreisen, hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Allein am vergangenen Wochenende stellte die Bundespolizei im Grenzgebiet zu Polen 597 unerlaubt eingereiste Menschen fest, die sich zuvor in Belarus aufgehalten hatten. Die meisten von ihnen stammten aus dem Irak, aus Syrien, dem Iran sowie aus Afghanistan.

    Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte im Frühjahr als Reaktion auf EU-Sanktionen erklärt, er werde Migranten in Richtung Europäische Union nicht mehr aufhalten. Die EU wirft ihm vor, die Menschen aus Armutsregionen und Krisengebieten regelrecht einzuschleusen. Sie landeten zuletzt vor allem mit Flügen aus Russland, Syrien, dem Libanon, Dubai und der Türkei in Minsk.

    Roßkopf: Sanktionen gegen Belarus und Fluggesellschaften notwendig

    Die richtigen Maßnahmen zur Eindämmung der aktuellen Migrationslage seien die bereits erfolgte Verstärkung der Binnengrenzfahndung sowie eine Unterstützung der polnischen Grenzschützer an der polnisch-belarussischen Grenze durch Kräfte der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, sagte Roßkopf. Notwendig seien zudem Sanktionen und Maßnahmen der Europäischen Union gegenüber Belarus und den Fluggesellschaften, die Migranten nach Belarus bringen.

    Journalisten und Menschenrechtsorganisationen erhalten keinen Zugang zur Sperrzone

    "Meine polnischen Gesprächspartner haben mir berichtet, dass unbekannte Uniformierte auf weißrussischer Seite den Migranten helfen nach Polen zu gelangen, indem sie ihnen Werkzeuge aushändigen, mit denen sie den Grenzzaun überwinden oder Behelfsbrücken bauen können", sagte der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Norbert Kleinwächter, nach Treffen mit Parlamentariern in Warschau und lokalen Behördenvertretern im Grenzgebiet. Er habe "den Eindruck gewonnen, dass der polnische Staat alles aufbietet, was er hat, um die unerlaubten Einreisen zu stoppen", Grenzschützer, Soldaten und Polizei. Er selbst sei auf seiner Fahrt in Richtung Grenze mehrfach kontrolliert worden. Die von den polnischen Behörden eingerichtete Sperrzone an der Grenze zu Belarus habe er nicht betreten dürfen. Menschenrechtsorganisationen und Journalisten beklagen seit Monaten, dass auch ihnen der Zugang zu dem Gebiet verweigert wird.

    Kleinwächter forderte: "Die Bundesregierung muss ihre Kommunikation ändern und klar sagen, dass diese Menschen in den meisten Fällen kein Anrecht auf Asyl bei uns haben." Da die Bundesregierung zur Zeit nur geschäftsführend im Amt sei, sehe er allerdings auch den Bundestag in der Pflicht, "dieses akute Problem zu lösen".

    Lesen Sie auch: Befehlshaber der Auslandseinsätze plädiert für bewaffnete Drohnen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden