Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Studie: 2,8 Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen

Schockierende Zahlen

Studie: 2,8 Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen

    • |
    • |
    Wenn eine Familie weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens aller Haushalte hat, fällt sie für die Studie unter die Armutsgrenze. Demnach wachsen 2,8 Millionen Kinder in Deutschland in Armut auf.
    Wenn eine Familie weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens aller Haushalte hat, fällt sie für die Studie unter die Armutsgrenze. Demnach wachsen 2,8 Millionen Kinder in Deutschland in Armut auf. Foto: Jens Kalaene/dpa (Symbolbild)

    Kinderarmut bleibt einer Analyse zufolge mit unverändert hohen Zahlen eine "unbearbeitete Großbaustelle". Rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche wachsen in Armut auf - 21,3 Prozent aller unter 18-Jährigen, wie die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch berichtete. "Seit Jahren ist der Kampf gegen Kinderarmut eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland." Dennoch gebe es seit 2014 im bundesweiten Durchschnitt wenig Verbesserungen. Mehr als jeder fünfte Heranwachsende sei betroffen - mit regional starken Unterschieden. Die Corona-Krise drohe das Problem noch zu verschärfen.

    Armutsfamilien: Weniger als 60 Prozent des Durchschnissteinkommens

    Die Untersuchung der Stiftung legt eine kombinierte Armutsmessung zugrunde. Sie berücksichtigt Kinder aus Familien, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnitts aller Haushalte beträgt. Und es sind Heranwachsende im Grundsicherungsbezug eingerechnet, deren Familien Hartz IV erhalten. Das ungelöste Problem der Kinderarmut habe erhebliche Folgen für Aufwachsen, Wohlbefinden, Bildung und Zukunftschancen, betonte die Stiftung in Gütersloh.

    >> Die häufigsten Unfälle von Kindern und wie man sie vermeidet <<

    Viel Kinderarmut in Berlin, weniger in Bayern

    Nach Bundesländern werden in den Stadtstaaten Bremen und Berlin besonders viele Kinder und Jugendliche in finanziell schwachen Verhältnissen groß. In Bayern und Baden-Württemberg sieht es für sie im Vergleich am besten aus. Auf kommunaler Ebene zeigt die Erhebung drastische Unterschiede. Besonders viele Jungen und Mädchen seien in Bremerhaven und Wilhelmshaven von Armut betroffen sowie in den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen, Herne, Duisburg, Mönchengladbach und Dortmund. Hingegen sind in einigen Kommunen im Süden Deutschlands nur wenige durch Armut belastet.

    Zwei Drittel fahren wegen der Armut nicht in den Urlaub

    Vor allem bei Freizeitgestaltung und sozialer Teilhabe bestehe eine starke Unterversorgung. Zwei Drittel der armen Kinder können laut Analyse mit ihrer Familie nicht einmal eine Woche im Jahr in Urlaub fahren. Bei vielen reiche das Geld nicht für einmal im Monat Kino, Konzert oder Essengehen. Klassenfahrten, Schüleraustausch oder Einladungen nach Hause seien schwierig.

    >> Kind mit Schnupfen? Diese Corona-Regeln gelten ab September in Bayerns Kitas <<

    Ist die Kinderarmut ein Versäumnis der Bundesregierung?

    "Kinderarmut in unserem reichen Land ist ein unfassbarer Skandal, weil sie Lebenschancen der Kleinsten verbaut", kritisierte Linke-Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch. Es sei ein schweres Versäumnis von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Bundesregierungen der vergangenen Jahre, hier keine entscheidende Verbesserung erreicht zu haben.

    Corona-Pandemie könnte Kinderarmut verstärken

    Es drohe zudem noch ein deutlicher Armutsanstieg, warnte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Die Folgen der Pandemie treffe Eltern benachteiligter Kinder besonders hart. Sie arbeiteten häufiger in Teilzeit oder als Minijobber und gehörten zu der Gruppe, die als erste ihren Job verliere, kaum oder kein Kurzarbeitergeld erhalte. Zugleich fallen viele Unterstützungsangebote für bedürftige Heranwachsende weg, wie Dräger schilderte. "Die Vermeidung von Kinderarmut muss gerade in der Corona-Krise politische Priorität bekommen."

    >> Corona-Krise vernichtet jahrzehntelangen Fortschritt und verstärkt Armut und Kinderarbeit <<

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden