In der Corona-Krise richten sich angesichts weiter rasant steigender Infektionszahlen wachsende Erwartungen an einen Impfstoff gegen das Virus. Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte am Freitag seine Einschätzung, dass erste Corona-Impfungen voraussichtlich in den ersten Monaten des nächsten Jahres möglich werden. Unterdessen mehren sich Hinweise, dass Gesundheitsämter in einigen Städten mit der Verfolgung von Infektionsketten nicht mehr hinterherkommen. Für Donnerstag kommender Woche kündigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Regierungserklärung im Bundestag an.
Gesundheitsministerium rechnet mit Impfstoff Anfang 2021
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, man gehe weiterhin davon aus, dass Anfang 2021 ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. Der "Spiegel" zitiert Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in seiner neuen Ausgabe mit den Worten, es könne Januar sein, vielleicht auch Februar oder März – oder sogar noch später.
"Bild" hatte zuvor unter Berufung auf Teilnehmer einer Videokonferenz der Gesundheitsminister der Länder mit Spahn Anfang der Woche berichtet, dass Impfungen früher möglich sein könnten. Spahn habe erklärt, die Firma Biontech (Mainz) stehe dicht vor der Zulassung eines Impfstoffs. Auf Fragen, wann er mit ersten Impfungen rechne, habe er gesagt: "Das könnte noch vor Ende des Jahres passieren."
Curevac: Impfstoff im ersten Halbjahr 2021
Der Vorstandschef des Tübinger Biopharmaunternehmens Curevac, Franz-Werner Haas, rechnet weiterhin damit, dass ein Impfstoff seiner Firma im ersten Halbjahr 2021 auf den Markt kommt. Das Unternehmen Curevac hatte nach der Mainzer Firma Biontec als zweites deutsches Unternehmen die Genehmigung für eine klinische Studie bekommen.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte für den Fall eines weiteren Anstiegs, bei 20.000 Neuinfektionen am Tag gerate die Lage außer Kontrolle. "Dann wäre es für Gesundheitsämter nicht mehr möglich, die Infektionsketten nachzuverfolgen und zu unterbrechen", sagte er der Rheinischen Post". Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Gesundheitsämter in mehreren deutschen Städten seien überlastet, könnten also nicht in jedem Fall Kontakte der Betroffenen nachvollziehen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, nicht mehr alle Kontakte jedes Einzelfalls nachzuverfolgen, sondern sich auf Cluster zu konzentrieren - also Gruppenkontakte etwa im Schulunterricht oder bei Chorproben. "Das Robert Koch-Institut muss jetzt endlich den Schalter umlegen", sagte er.
Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen steigt
Auch die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen in Krankenhäusern steigt. Nach Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) werden derzeit 1121 Patienten mit Covid-19 intensivmedizinisch behandelt. Vor einer Woche waren es noch 690, vor zwei Wochen 510 und vor einem Monat 293. 478 Corona-Patienten werden derzeit beatmet.
Demnach sind aktuell 21 736 Intensivbetten belegt, 7784 sind frei. Das sind 873 freie Betten weniger als noch vor einer Woche. Darüber hinaus steht eine "Notfallreserve" von 12 717 Intensivbetten bereit, die innerhalb von sieben Tagen verfügbar wären. Laut DIVI-Präsident Uwe Janssen ist eine Überlastung derzeit nicht zu erwarten.
Lesen Sie auch: Unicef will noch in diesem Jahr 520 Millionen Spritzen für eine mögliche Corona-Impfung in Lagern deponieren.
Und: Die Grippewelle 2020/2021 wirft ihre Schatten voraus. Doch eine Grippeschutzimpfung ist vielerorts schwierig derzeit - der Impfstoff fehlt. Hier die News zu Influenza.