Das Leben in Deutschland wird immer teurer. Im April 2022 lag die Inflationsrate hierzulande bei 7,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt letzte Woche bestätigte. Es war der höchste Stand seit der deutschen Wiedervereinigung 1990.
Die deutsche Bundesbank geht aktuell davon aus, dass die Inflation im Jahr 2022 bei knapp sieben Prozent liegen wird. Doch was bedeutet das eigentlich, was ist die Inflation und wie kann man dieser Entwicklung entgegensteuern? In diesem Artikel geben wir Antworten auf folgende Fragen:
- Was ist eine Inflation einfach erklärt?
- Wie kommt es zu einer Inflation?
- Was bedeutet es, wenn die Inflation steigt?
- Wie wirkt sich eine Inflation aus?
- Was ist eine Deflation?
- Was ist die EZB?
- Wann wird die EZB die Zinsen erhöhen?
Was ist eine Inflation einfach erklärt?
Die Inflationsrate, auch Teuerungsrate genannt, gibt die Entwicklung der Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat oder zum gesamten Vorjahr an. Zur Berechnung der Preisentwicklung zieht das Statistische Bundesamt einen sogenannten Warenkorb heran, der 650 Waren und Dienstleistungen enthält, die private Haushalte in Deutschland in der Regel konsumieren. Darunter sind zum Beispiel Lebensmittel und Getränke, Kleidung, Kosten für Mobiliät, Energie oder Urlaub. Da wir alle unterschiedlich konsumieren, ist dieser Warenkorb aber nicht für jede und jeden realistisch.
Wenn die Preise dauerhaft und auf breiter Front steigen, spricht man von einer Inflation. Ein kurzfristiger Preisanstieg eines einzelnen Produkts oder einer Produktgruppe ist noch keine Inflation. Die Europäische Zentralbank (EZB), die mit der Geldpolitik im Euro-Raum betraut ist, strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
Im gesamten Währungsraum ist die Inflationsrate im April 2022 auf 7,5 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Einführung des Euro.
(Lesen Sie auch: Was Verbraucher zur aktuellen Inflationsrate wissen sollten)
Wie kommt es zu einer Inflation?
Für eine Inflation gibt es unterschiedliche Ursachen, dementsprechend gibt es auch verschiedene Arten der Inflation. Man kann zum Beispiel zwischen einer Angebotsinflation und einer Nachfrageinflation unterscheiden.
- Bei einer Angebotsinflation liegt die Ursache auf der Seite des Angebots, zum Beispiel bei den Unternehmen. Hier kann es beispielsweise zu einer Verteuerung der Produkte kommen, weil etwa die Lohnkosten oder die Kosten für Rohstoffe steigen. Wenn die Herstellung teurer wird, erhöhen die Unternehmen die Preise für das Endprodukt und die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen mehr zahlen.
Aktuell haben wir eine Angebotsinflation. Durch die gestiegenen Energiekosten infolge des Ukraine-Kriegs steigen etwa die Kosten für die Produktion und Lieferung der Waren. Die Mehrkosten werden auf die Preise für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher aufgeschlagen.
- Bei einer Nachfrageinflation steigt die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt oder einer bestimmten Produktart so stark an, dass diese nicht durch das Angebot gedeckt werden kann. Ein abstraktes Beispiel: Mehr Menschen wollen plötzlich Brot kaufen, die Nachfrage nach Brot steigt an. Allerdings können die Bäcker die hohe Nachfrage nicht bedienen, weil sie wegen einer gleichzeitig vorherrschenden Vollbeschäftigung ihre Produktionskapazitäten nicht ausweiten können. Weil nicht genug Brot für alle da ist, werden die Bäcker ihre Preise erhöhen.
Was bedeutet es, wenn die Inflation steigt?
Wenn die Inflationsrate steigt, heißt das, dass die Preise dauerhaft und auf breiter Front steigen. Das hat zur Folge, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher weniger Waren und Dienstleistungen für ihr Geld kaufen können. Für 50 Euro kann man heute weniger kaufen als noch vor einem Jahr. Damit verliert also das Geld mit der Zeit an Wert.
Wie wirkt sich eine Inflation aus?
Eine Inflation kann eine Spirale steigender Preise auslösen. Wenn die Waren und Dienstleistungen teurer werden, verlangen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Gewerkschaften zum Beispiel mehr Geld von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Dadurch steigen die Lohnkosten an und die Produkte werden noch teurer. So setzt sich die Spirale immer weiter fort, erklärt die EZB auf ihrer Website.
(Lesen Sie auch: Einzelhandel in Bayern Krieg und Inflation verderben erhofften Aufschwung)
Was ist eine Deflation?
Bei einer Deflation werden die Waren und Dienstleistungen immer günstiger. Bei kurzfristigen Rabattaktionen spricht man aber noch nicht von einer Deflation. Ausschlaggebend ist, dass die Preise über einen längeren Zeitraum und auf breiter Front sinken. Ähnlich wie bei einer Inflation besteht bei einer Deflation die Gefahr, in eine Spirale fallender Preise zu geraten, so die EZB.
Wird alles günstiger, warten die Konsumentinnen und Konsumenten beispielsweise ab, dass die Preise weiter sinken, bevor sie etwas kaufen. Dadurch können die Unternehmen ihre Produkte nicht mehr verkaufen oder nicht mehr in gewont hoher Stückzahl verkaufen. Die Folge: Sie müssen Löhne und Gehälter kürzen oder gar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Steigende Arbeitslosigkeit wäre die Folge. Und wenn die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben, kaufen sie weniger. So dreht sich die Spirale immer weiter abwärts.
Was ist die EZB?
Die EZB mit Sitz in Frankfurt ist ein Organ der EU. Zusammen mit den nationalen Zentralbanken wie der Bundesbank in Deutschland sorgt sie dafür, dass die Preise im Euro-Raum stabil bleiben und das europäische Bankensystem robust und sicher ist.
Wann wird die EZB die Zinsen erhöhen?
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat letzte Woche eine Erhöhung der Leitzinsen im Sommer in Aussicht gestellt. Sie könnte wenige Wochen nach dem Ende der Anleihenkäufe erfolgen, sagte sie letzten Mittwoch in Ljubljana. Das Ende der Käufe solle Anfang des dritten Quartals erfolgen.
Nach einer ersten Zinserhöhung sollten die weiteren Anhebungen schrittweise erfolgen, sagte Lagarde. Die EZB-Chefin verwies auf die Inflation, die für einige Zeit hoch bleiben dürfte. Die Leitzinsen im Währungsraum liegen auf Rekordtiefständen. Der Einlagensatz, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, liegt bei minus 0,5 Prozent. Sie müssen dafür also Geld zahlen. Hintergrund für die lange sehr niedrigen Zinsen sind mehrere Krisen, darunter die Euro-Krise und die Corona-Pandemie. Andere westliche Notenbanken, wie die der USA und Großbritanniens, haben bereits ihre Zinsen angehoben. (mit dpa)
Mehr Nachrichten aus Deutschland und der Welt lesen Sie hier.