Nach Kritik in den sozialen Netzwerken hat der Verlag Ravensburger zwei Bücher und weitere Produkte zum Kinostart des Films "Der junge Häuptling Winnetou" zurückgezogen. Das teilte der Verlag mit der blauen Ecke auf Instagram mit. An dem Film gab es in den sozialen Netzwerken Kritik. Er reproduziere rassistische Stereotype, die ihren Ursprung im Kolonialismus haben, so die Vorwürfe.
Der Ravensburger Verlag hatte zum Film ein Buch für Kinder ab acht Jahren, ein Erstlesebuch, ein Stickerbuch und ein Puzzle verkauft. Die beiden Bücher bewarb der Verlag auf seinem Instagram-Account. Wie die Schwäbische Zeitung berichtet, landeten unter dem Post rund 180 Kommentare - viele davon kritisierten den Verlag.
Rassistische und kolonialistische Stereotype: Ravensburger Verlag zieht Produkte nach Kritik zurück
"Also wenns euch nur um Umsatz machen geht und kein bisschen um sensiblen, rassismuskritischen Umgang mit indigenen Kulturen, kann man das auch gleich sagen", schreibt ein Nutzer. Eine andere Userin kommentiert: "Wirklich schade und höchst problematisch, dass so ein Kinderbuch im Jahr 2022 noch verlegt wird."
Als Reaktion auf die Kritik schrieb Ravensburger zunächst einen Kommentar unter dem Post und entschuldigte sich: "Wir sind in der Tat sehr betroffen über die vielen negativen Kommentare, die hier gepostet wurden. Sollte unser Buch zum Film – eine rein fiktionale Geschichte zu einem der beliebtesten Filmklassiker – die Gefühle anderer verletzt haben, bedauern wir dies." Weiter heißt es: "Rassismus und kulturelle Aneignung sollen darin keinen Platz haben. Seid deshalb versichert, dass wir eure Kritik sehr ernst nehmen und daraus lernen werden."
Vor zwei Tagen beschloss Ravensburger dann, die Auslieferung der Produkte zu stoppen und diese aus dem Programm zu nehmen. Die Kommentare hätten "deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich."
Bestehende Titel im Ravensburger Sortiment sollen nun überarbeitet und gemeinsam mit externen Beratern sowie sogenannten "Sensitivity Readern" kritisch geprüft werden.
Kritik zum Film "Der junge Häuptling Winnetou"
Der Film "Der junge Häuptling Winnetou" kam am 11. August in die deutschen Kinos und basiert auf den Romanen von Karl May. Die deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), eine Einrichtung aller Bundesländer, hat den Film als "besonders wertvoll" eingestuft. Doch die Jury sei bei der Bewertung des Films "absolut gespalten" gewesen.
In der Begründung der Bewertung heißt es auf der einen Seite: "Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei, so die Aussage der Jury-Mitglieder, eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden würde."
Eine Mehrheit der Jury verstehe Karl May jedoch als "Märchenonkel", der - wie allseits bekannt sei - seine Erzählungen "im von ihm so genannten „Indianerland“ und auch im „Orient“ aus seiner Fantasie geschrieben habe und selbst nie vor Ort der von ihm erdachten Abenteuer gewesen sei". Deshalb sei es aus Sicht dieser Jury-Mitglieder legitim, das Leben der indigenen Völker als Märchen in einem klischeehaften Bild darzustellen.
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