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Pflege: ADHS: Kann man einen Pflegegrad bekommen?

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ADHS: Kann man einen Pflegegrad bekommen?

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    Kinder mit ADHS können sich schlecht konzentrieren, etwa bei den Hausaufgaben.
    Kinder mit ADHS können sich schlecht konzentrieren, etwa bei den Hausaufgaben. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Die Abkürzung ADHS ist längst schon kein medizinischer Fachbegriff mehr: Kinder und Jugendliche, die unter ADHS leiden, haben Probleme mit der Aufmerksamkeit und sind oft hyperaktiv. Das kann zu einer großen Belastung für sie führen - aber auch für ihre Familien. Was bedeutet das für die Pflege? In diesem Artikel erfahren Sie, ob Menschen mit ADHS einen Pflegegrad beantragen können.

    Was ist ADHS?

    Im Volksmund heißt ADHS auch "Zappelphilipp-Syndrom". Doch dahinter steckt die sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung - kurz: ADHS -, die laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) starke Auswirkungen auf das Leben des Kindes und das seiner Familie haben kann. Betroffene Menschen sind besonders unaufmerksam, impulsiv oder hyperaktiv. Bei einigen betroffenen Kindern treten laut BMG Ängste oder Depressionen auf.

    Das Gesundheitsministerium nimmt an, dass etwa zwei bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter krankhaften Störungen der Aufmerksamkeit und an motorischer Unruhe leiden. Doch nicht jedes unruhige oder unaufmerksame Kind hat gleich ADHS. Die Diagnose sollten Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin oder Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapeuten stellen, erklärt das Ministerium.

    Wichtig zu wissen ist auch, dass nicht nur Kinder betroffen sind. Die Störung beginnt zwar laut BMG im Kindes- und Jugendalter, kann aber auch im Erwachsenenalter weiter bestehen. Bei Erwachsenen sind die Symptome aber meist schwächer ausgeprägt.

    Was sind die Voraussetzungen für einen Pflegegrad?

    Wer Leistungen der Pflegeversicherung beanspruchen möchte, benötigt dafür einen der fünf Pflegegrade (1-5). Sie haben 2017 die ehemals drei Pflegestufen abgelöst und müssen extra beantragt werden. Der Pflegegrad drückt aus, wie stark pflegebedürftig jemand ist, erklärt das Fachportal pflege.de. Und das BMG erklärt, dass Personen pflegebedürftig sind, die gesundheitlich bedingt in ihrer Selbstständigkeit oder ihren Fähigkeiten beeinträchtigt sind und deshalb auf die Hilfe von Pflegepersonen angewiesen sind.

    Übrigens: Im Jahr 2024 hat sich in der Pflege einiges geändert. So wurde etwa das Pflegegeld im Januar erhöht, aber auch die ambulanten Sachleistungsbeträge wurden angehoben. Derzeit gibt es so viele Pflegebedürftige in Deutschland wie noch nie.

    Pflegegrad: Ist man mit ADHS pflegebedürftig?

    ADHS kann eine große Herausforderung sein - für die Betroffenen aber auch für deren Familien, Partner oder pflegendes Umfeld. Bei stark ausgeprägter ADHS kann beispielsweise laut BMG ein vorübergehender Aufenthalt in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik notwendig sein. Doch schon vorher kann es sinnvoll sein, die Pflegebedürftigkeit einer ADHS-betroffenen Person zu prüfen.

    Das bundesweite Pflegenetzwerk hält etwa einen Pflegeantrag immer dann für sinnvoll und notwendig, wenn das betroffene Kind auf einen Hilfebedarf und eine Unterstützung angewiesen ist, die nicht der eines gleichaltrigen, gesunden Kindes entspricht. Das kann bei ADHS durchaus der Fall sein: So führt etwa pflege.de die ADHS-Diagnose zu den häufigen Erkrankungen, die zu einer Pflegebedürftigkeit bei Kindern führen können. Ob und in welchem Ausmaß eine Pflegebedürftigkeit bei Kindern vorliegt, wird demnach in einem Gutachten geprüft, nachdem die Eltern den Antrag auf Pflegegrad gestellt haben.

    Pflegegrad mit ADHS: Wie wahrscheinlich ist es?

    Die Chancen, wegen ADHS einen Pflegegrad zu bekommen, sind laut dem Verein ADHS Deutschland seit der Pflegereform 2017 deutlich größer als zuvor. Weil die Alltagskompetenz der betroffenen Person vielmehr als bisher berücksichtigt werde, bedeute das auch für ADHS-Betroffene eine deutliche Verbesserung.

    Aber wie sind die Aussichten für einen Pflegegrad mit ADHS? Die Pflegeberatung Dr. Weigl & Partner schreibt auf ihrer Website, dass die Beeinträchtigungen, die mit einer ADHS-Störung einhergehen, nicht schwerwiegend genug seien, als dass die Pflegeversicherung einen Pflegegrad gewähren würde. "Eine echte Pflegebedürftigkeit liegt bei ADHS so gesehen nicht vor", so die Einschätzung. Aber: Bei Kindern, die unter einer schweren Form der ADHS leiden, erkennt die Pflegekasse in Ausnahmefällen den Pflegegrad 1 an, so die Pflegeberatung. Damit bekommen Betroffene beispielsweise den Entlastungsbeitrag.

    ADHS: Pflegeantrag abgelehnt - was tun?

    Die Entscheidung, ob die betreffende Person pflegebedürftig ist, fällt die Pflgegekasse. Wird der Pflegegrad wegen ADHS abgelehnt, kann man es trotzdem noch einmal versuchen: Der Verein ADHS Deutschland rät dazu, innerhalb von vier Wochen nach dem Datum des Ablehnungsbescheides einen schriftlichen Widerspruch einzulegen. Das Portal pflege.de ermuntert sogar dazu, dem Widerspruchsschreiben ein zusätzliches Blatt mit persönlichen Pflegealltags-Notizen und ärztlich bescheinigte Diagnosen beizulegen. "Dies ist zwar keine Erfolgsgarantie, dennoch ein Versuch wert", so der Tipp.

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