Pflegebedürftige Menschen sind oft auf die Hilfe anderer angewiesen und unter Umständen besonders zu schützen – zum Beispiel bei bestimmten Wetterereignissen. In diesem Punkt macht sich der Klimawandel insbesondere im Sommer bemerkbar. Immer höhere Temperaturen und längere Hitzewellen sind auch in Deutschland die Folge. Besonders für Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Säuglinge und Kleinkinder können die hohen Temperaturen laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefährlich sein.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Hitze allein in Europa jedes Jahr für mehr als 175.000 Todesfälle verantwortlich – Tendenz „rapide steigend“. In den letzten 20 Jahren sei die hitzebedingte Sterblichkeit weltweit um 30 Prozent gestiegen. Laut dem Umweltbundesamt gab es in Deutschland einer Auswertung zusammen mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge in den Sommern 2023 und 2024 jeweils etwa 3000 hitzebedingte Todesfälle. Betroffen seien vor allem Menschen über 75 Jahre mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen gewesen. Darauf hat die Regierung bereits 2023 reagiert und laut dem BMG einen Hitzeschutzplan aufgestellt. Aber wie werden eigentlich Menschen in der Pflege geschützt?
Warum ist Hitzeschutz in der Pflege wichtig?
Laut dem Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat das Klima einen spürbaren Einfluss auf die Gesundheit. Dabei könnten sehr hohe Temperaturen und Hitzewellen für ältere pflegebedürftige Menschen sowie Pflegende ein „erhebliches gesundheitliches Risiko“ darstellen. Aus diesem Grund seien Maßnahmen zur Hitzeprävention und -anpassung in der Pflege hochbedeutsam.
Bei älteren, pflegebedürftigen und kranken Menschen können durch Hitze gravierende Gesundheitsprobleme entstehen. Gründe können etwa sein, dass das Herz-Kreislauf-System weniger leistungsfähig ist, bestimmte Erkrankungen oder Medikamente sich auf die Hitzebeständigkeit des Körpers auswirken und mehr. Folgen mangelnder Abkühlung und Flüssigkeit können laut dem ZQP sein:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- erhöhtes Sturzrisiko
- Fieber
- Krämpfe
- Verwirrtheit
- Benommenheit
- Kreislaufversagen
- Schock
Laut dem ZQP belasten Hitzeereignisse aber nicht nur Pflegebedürftige besonders, auch pflegende Angehörige sowie professionelle Pflegekräfte können darunter leiden. Zu den Gründen kann zum Beispiel ein durch die Hitze gesteigerter Pflegeaufwand sein.
Hitzeschutz in der Pflege: Welche Maßnahmen gibt es?
Um auch bei Hitze eine passende Pflege leisten zu können, gibt es einige Maßnahmen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung etwa gibt auf klima-mensch-gesundheit.de mehrere Tipps für den Hitzeschutz in der Pflege:
- besonders gefährdete Personen in einer Einrichtung identifizieren, um sie gezielt schützen zu können
- Arzneimittelversorgung der Pflegebedürftigen auf Auswirkungen auf die Hitzeverträglichkeit überprüfen und gegebenenfalls anpassen
- Räume abkühlen und nur lüften, wenn es draußen kühler ist als drinnen
- für ausreichendes Trinken, luftige Kleidung und Sonnenschutz sorgen
- kontinuierlich über aktuelle Hitzewellen informieren
- ausreichend – mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit – trinken und leicht essen
- Pflegebedürftige aktiv mit feuchten Tüchern oder ähnlichem abkühlen
- leichte Bettwäsche und ein Handtuch auf dem Kopfkissen, das vor Schweiß schützt, sorgen für einen guten Schlaf
- körperliche Anstrengungen vermeiden
- hitzebedingte Beschwerden erkennen und handeln
Hitzeschutz in der Pflege: Wie wird er umgesetzt?
Maßnahmen, mit Hitze in der Pflege umzugehen, gibt es einige, aber wie sieht der Status quo in Deutschland aus? Laut pflegenetzwerk-deutschland.de, einer Seite des BMG, stellen immer häufiger auftretende Hitzeperioden eine zunehmende Herausforderung für die Pflege dar. Um Einrichtungen wie Pflegeheime dabei zu unterstützen, wirksame Maßnahmen zum Schutz vor Hitze zu etablieren, habe der Qualitätsausschuss Pflege auf Initiative des BMG daher eine bundesweit einheitliche Empfehlung erarbeitet. Diese wurde am 24. Mai 2024 veröffentlicht und im Dezember 2024 noch einmal leicht überarbeitet.
Die sogenannte „Bundeseinheitliche Empfehlung zum Einsatz von Hitzeschutzplänen in Pflegeeinrichtungen und -diensten“ richtet sich an Pflegeheime, ambulante Pflege- und Betreuungsdienste sowie Einrichtungen der Tages- und Kurzzeitpflege. Für Hitzetage enthält die Ausarbeitung fachliche Orientierung sowie konkrete Handlungsempfehlungen.
Einem Merkblatt des BMG zum Hitzeschutz in der Pflege zufolge sind bei Hitze etwa diese sechs Schritte zu beachten:
- Alle einbeziehen und informieren: Alle an der Pflege Beteiligten sollten gemeinsam besprechen, was hohe Temperaturen für den Alltag bedeuten, und wie konkrete Aktivitäten über den Tag verteilt werden können. Über Hitzewellen sollte man sich zudem aktuell beim Deutschen Wetterdienst (DWD) oder mit regionalen Hitzewarnsystemen informieren. Dabei unterscheidet der DWD zwischen zwei Risikowarnstufen: 32 Grad ohne nächtliche Abkühlung gelten als starke Hitzebelastung, eine extreme Wärmebelastung gilt ab einer gefühlten Temperatur von 38 Grad, bei älteren Menschen bereits ab 36 Grad.
- Innenräume bestmöglich kühlen: Geräte, die Wärme abgeben, sollten abgeschaltet werden, wenn sie nicht notwendig sind. Gelüftet werden sollte in den frühen Morgenstunden. Zudem sollten konsequent Vorhänge, Außenjalousien und Rollos genutzt werden.
- Schattige Außenbereiche nutzen: Pflegeheime sollten gezielt kühle Außenbereiche mit schattenspendendem Grün und Wasserstellen für Personal und Pflegebedürftige schaffen. Insbesondere bei älteren Pflegebedürftigen können feuchte Umschläge für Arme, Beine, Stirn oder Nacken für Abkühlung sorgen. Auch regelmäßig Wasser mit einer Sprühflasche auf dem Körper zu verteilen, kann helfen.
- Ausreichend trinken und Ernährung anpassen: Pflegekräfte sowie Pflegebedürftige sollten ausreichend trinken und angemessene Mengen regelmäßig zu sich nehmen – etwa alle ein bis zwei Stunden ein Glas Wasser. Auch beim Essen sollte auf wasserreiche Kost wie frisches Obst und Gemüse geachtet werden.
- Körpersignale wahrnehmen: Bei hohen Temperaturen sollte luftige Kleidung getragen werden, damit der Körper nicht überhitzt. Insbesondere bei Pflegebedürftigen sollte außerdem auf Symptome einer Hitzeerkrankung geachtet werden. Dazu sollte unter anderem das Herzkreislaufsystem, das bei Hitze besonders gefordert wird, im Blick behalten werden.
- Medikation beachten: Hitze kann die Wirkung von Medikamenten oder arzneimittelhaltigen Pflastern beeinflussen. Mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt sollte daher vorab besprochen werden, ob und wie eine Anpassung der Medikation nötig ist. Auch die temperaturgerechte Lagerung von Medikamenten ist dabei zu beachten.