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Pflege-WGs zu kostspielig? Deshalb warnt die Verbraucherzentrale

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Pflege-WGs zu kostspielig? Deshalb warnt die Verbraucherzentrale

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    Eine sogenannte „Pflege-WG“ ist für viele Menschen eine Alternative zum Heimplatz. Aber Vorsicht vor den Kosten!
    Eine sogenannte „Pflege-WG“ ist für viele Menschen eine Alternative zum Heimplatz. Aber Vorsicht vor den Kosten! Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    Pflege-Wohngemeinschaften (Pflege-WGs) werden immer häufiger als Alternative zu klassischen Pflegeheimen angeboten. Sie versprechen mehr Selbstbestimmung und eine gemeinschaftliche Wohnform für Pflegebedürftige. Doch die Verbraucherzentrale Berlin schlug jüngst Alarm: Viele Pflege-WGs seien in Wahrheit kostspieliger und weniger transparent als Pflegeheime. Woran das liegt und was Betroffene bedenken sollten, wenn sie eine solche Pflege-WG auswählen, erfahren Sie in diesem Artikel.

    Was ist eine Pflege-WG?

    In einer Pflege-WG leben dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge mehrere pflegebedürftige Personen zusammen, die in der Regel durch eine sogenannte Präsenzkraft betreut werden. Diese kümmert sich um den Alltag der pflegebedürftigen Personen und bietet Unterstützung im Haushalt.

    Pflege-Wohngemeinschaften, die bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, werden als ambulant betreute Wohngruppen eingestuft und erhalten laut dem Bundesministerium daher eine besondere Förderung durch die Pflegeversicherung. Diese Wohnform soll es Pflegebedürftigen ermöglichen, möglichst lange selbstständig in einer häuslichen Umgebung zu leben, ohne dabei komplett auf sich allein gestellt zu sein. Pflegebedürftige, die bereits Leistungen wie Pflegegeld, ambulante Pflegesachleistungen, die Kombinationsleistung, den Entlastungsbetrag oder den Umwandlungsanspruch beziehen, haben zusätzlich die Möglichkeit, eine monatliche Pauschale von 214 Euro, den sogenannten Wohngruppenzuschlag, zu beantragen. Auch Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1, die in einer ambulant betreuten Wohngruppe leben, können diesen Zuschlag erhalten, selbst wenn sie keine weiteren Pflegeleistungen in Anspruch nehmen.

    Allerdings warnt die Verbraucherzentrale Berlin nun, dass es große Unterschiede zwischen anbieterorganisierten und selbstorganisierten Pflege-WGs gibt. In erster Linie geht es um die Transparenz der Kosten und die rechtlichen Rahmenbedingungen.

    Pflege-WGs: Wovor warnt die Verbraucherzentrale Berlin?

    Pascal Bading, Jurist bei der Verbraucherzentrale Berlin, äußert sich in einem Beitrag kritisch zu den Pflege-WGs: „Was einst als selbstorganisiertes und ideell getriebenes Konzept begann, ist heute oft ein lukratives Geschäftsmodell.“ Insbesondere anbieterorganisierte Pflege-WGs seien häufig sogar teurer als Pflegeheime. Grund dafür sei die mangelnde Kostentransparenz. Während in Pflegeheimen die Kosten durch den Heimvertrag klar definiert und für die gesamte Aufenthaltsdauer einheitlich geregelt sind, müssten die Bewohner von Pflege-WGs mehrere Verträge abschließen: Mietvertrag, Pflegevertrag und Vereinbarungen über das Haushaltsgeld. Diese komplexe Struktur mache es schwierig, die tatsächlichen Kosten auf einen Blick zu erfassen, erklärt Bading.

    Ein weiterer Aspekt, den der Jurist der Verbraucherzentrale kritisiert, ist der fehlende Leistungszuschlag in Pflege-WGs. In Pflegeheimen sinkt der Eigenanteil der Bewohner an den Pflegekosten mit der Aufenthaltsdauer, was in Pflege-WGs nicht der Fall sei. Für Menschen in der Hauptstadt käme es noch ärger, denn in Berlin komme der sogenannte „Pflegekomplex 19a“ zum Tragen, der eine hohe Tagespauschale für die Pflege von Menschen mit Pflegegrad 4 oder 5 vorsehe. Diese Tagespauschale könnte die Eigenkosten im schlimmsten Fall um bis zu 2000 Euro erhöhen – und das, obwohl die Pflegekasse lediglich 346 Euro mehr an Pflegesachleistung zahlt. Solche Sonderregelungen gibt es in anderen Bundesländern nicht.

    Pflegegrad hochgestuft? Dann Vorsicht bei Pflege-WGs

    Die Verbraucherzentrale Berlin rät wegen dieser Punkte dringend davon ab, voreilig den Pflegegrad hochstufen zu lassen, insbesondere auf Anraten des Pflege-WG-Anbieters. Ein höherer Pflegegrad führe zwar zu mehr Leistungen der Pflegekasse, könne aber gleichzeitig die Eigenanteile an einer WG drastisch erhöhen. Deshalb sollten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen genau prüfen, ob eine Pflege-WG wirklich die beste und finanziell tragbare Wahl ist.

    Höhere Kosten, fehlende Zuschläge und undurchsichtige Vertragsverhältnisse können für Betroffene und ihre Angehörigen zur finanziellen Belastung werden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt allen, die sich mit dem Gedanken tragen, in eine Pflege-WG zu ziehen, die Verträge und Kosten durch einen Experten prüfen zu lassen. Dazu können unter anderem die lokalen Verbraucherzentralen kontaktiert werden.

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