Die Beiträge zur Pflegeversicherung haben sich seit 2005 verdoppelt. Seit 2025 beträgt der Beitrag für eine Person mit Kindern 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens. Das heißt, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Kindern zahlen monatlich 1,8 Prozent und Personen ohne Kinder 2,4 Prozent, schreibt das Bundesinnenministerium. Aber obwohl die Beiträge steigen, befindet sich die Pflegeversicherung in der Krise und die Pflegekassen schreiben rote Zahlen. Was dahinter steckt und welche Auswirkungen das für Angehörige und Pflegebedürftige haben könnte, erfahren Sie hier.
Auch interessant: Früher gab es Pflegestufen, heute Pflegegrade. Wie beides zusammenhängt, welche Unterschiede es gibt und wie viel Geld man heute bekommt, fragen sich viele.
Wie ernst ist das Defizit in der Pflegeversicherung?
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) schreibt auf seiner Website: Die soziale Pflegeversicherung hat das Jahr 2024 mit einem Defizit in Höhe von 1,54 Milliarden Euro abgeschlossen. Anfang des Jahres musste laut ARD eine erste Pflegekasse Finanzhilfe beantragen, um nicht pleite zu gehen. Sie erhält Zuschüsse des Bundesamtes für Soziale Sicherung, aus einer Art Notfallfonds, der irgendwann erschöpft sein wird, wenn mehr Kassen darauf zurückgreifen müssen. Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Doris Pfeiffer kommentierte gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio: „Ohne zusätzliche Finanzmittel wird der Pflege-Ausgleichfonds in wenigen Monaten ausgeschöpft sein.“
Übrigens: Die Leistungen der Pflegeversicherung sollen zum 1. Januar 2028 erneut steigen – und zwar in Anlehnung an die Kerninflation. Wie viel Geld Pflegebedürftige dann bekommen, kann man bislang nur schätzen.
Was bedeutet das Defizit in der Pflegeversicherung für Angehörige und Beitragszahler?
Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem nannte gegenüber dem WDR drei Gründe dafür, dass sich die Pflegeversicherung in der Krise befindet: Zuerst steigt die Zahl der Leistungsberechtigten mit der Überalterung der Gesellschaft. Außerdem sei der Kreis der Berechtigten mit der Reform 2017 größer geworden. Zusätzlich übernehmen die Pflegekassen bis zu 70 Prozent der Eigenanteile der Pflegebedürftigen an den Heimkosten.
Was bedeutet die Krise für Angehörige und Menschen, die monatlich in die Pflegeversicherung einzahlen? GKV-Chefin Pfeiffer beruhigt auf gkv-spitzenverband.de: „Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zur Besorgnis für die Pflegebedürftigen, dass ihnen Leistungen nicht gewährt werden. Auch den Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen werden ihre Leistungen bezahlt.“ Langfristig ist noch keine Lösung gefunden. Laut ARD ist es durchaus möglich, dass es zu zukünftigen Beitragserhöhungen kommen kann oder mehr Steuermittel für die Kassen eingesetzt werden müssen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat in der Vergangenheit von einer verpflichtenden privaten Pflegeversicherung gesprochen, wie eine Reform der Pflegeversicherung zukünftig konkret aussieht, ist aktuell noch nicht abzusehen.
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