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Was ist die evidenzbasierte Pflege?

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Was ist die evidenzbasierte Pflege?

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    Die evidenzbasierte Pflege soll neueste Forschungsergebnisse in den Pflegealltag integrieren.
    Die evidenzbasierte Pflege soll neueste Forschungsergebnisse in den Pflegealltag integrieren. Foto: H_Ko, stock.adobe.com (Symbolbild)

    In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt knapp 5,7 Millionen pflegebedürftige Menschen. Sie sind in ihrem Alltag auf Hilfe und Pflege angewiesen, die neben Angehörigen in vielen Fällen zumindest zeitweise von Pflegekräften geleistet wird. Aber nicht nur Menschen mit einem Pflegegrad von 1 bis 5 zählen zu den Patientinnen und Patienten von professionell Pflegenden. Auch wer nur vorübergehend aufgrund einer Verletzung, einer Erkrankung oder einer Operation auf Pflege angewiesen ist, zählt zu dieser Gruppe.

    Deshalb hat die Pflege gesellschaftlich und auch in der Politik einen hohen Stellenwert. Die Pflegeausbildung wurde überarbeitet und auch der Pflege-Mindestlohn wird immer wieder angepasst. Damit die Pflegequalität und die Patientensicherheit hoch bleiben, gibt es unterschiedliche Ansätze. Hierzu zählt unter anderem die evidenzbasierte Pflege – auch Evidence-based Nursing (EBN) genannt. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff genau?

    Übrigens: In Deutschland herrscht auch in der Pflege Personalmangel. Einer Vorausberechnung des Statistischen Bundesamts zufolge könnten 2049 bis zu 690.000 Pflegekräfte fehlen.

    Was ist die evidenzbasierte Pflege?

    Bei der evidenzbasierten Pflege handelt es sich laut den Medizinportalen DocCheck und Medi-Karriere eigentlich um einen Ansatz in der Krankenpflege, der vordergründig auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und diese in den Pflegealltag integriert. Aber inzwischen gibt es auch einige Weiterbildungen sowie ein Pflegestudium über acht Semester an der Universität in Halle.

    Was bedeutet EBN aber für den Arbeitsalltag von Pflegekräften? Laut DocCheck ist die evidenzbasierte Pflege gesetzlich im Pflegeberufegesetz (PflBG) verankert. Unter Paragraf 5 Absatz 2 PflBG heißt es nämlich, dass die Pflege „entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse auf Grundlage einer professionellen Ethik“ erfolgen soll. Dabei geht es DocCheck zufolge auch um das Finden, Bewerten und Anwenden wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis. Damit ist die EBN laut Medi-Karriere ein Ableger der evidenzbasierten Medizin und basiert auf sechs Schritten:

    1. Aufgabenstellung: Die Pflegekraft identifiziert ein Problem oder eine Fragestellung. Laut Medi-Karriere könnte ein solches Problem das erhöhte Thromboserisiko nach einem Bruch in der Nähe der Hüfte sein.
    2. Frageformulierung: Im Anschluss formuliert die Pflegekraft eine konkrete Frage, die den Patienten, eine Methode zur Behandlung sowie eine zur Kontrolle und das Ergebnis berücksichtigt. Im Medi-Karriere-Beispiel könnte sie Frage so aussehen: Welchen Effekt hat die Mobilisation in den ersten Stunden nach einer OP im Vergleich zu späterer Mobilisation auf das Thromboserisiko bei jungen Patienten mit hüftnahen Frakturen?
    3. Recherche: Für die Recherche können zum Beispiel Plattformen für wissenschaftliche Veröffentlichungen – beispielsweise PubMed, oder auch Fachzeitschriften und Fachbücher genutzt werden. Im Medi-Karriere-Beispiel hätten diese Publikationen herangezogen werden können: Leitlinie zur Prophylaxe von Thrombose, Leitlinien zur Thromboembolienprophylaxe in der Orthopädie sowie Studiensuche zur Mobilisation als Prophylaxe.
    4. Beurteilung der Ergebnisse: Bei der Beurteilung sollte sich die Pflegekraft fragen, welche Quelle am besten ist. Auch sollten die gefundenen Ergebnisse auf den eigenen Fall übertragbar sein. Im Medi-Karriere-Beispiel wäre es zu diesem Ergebnis gekommen: Die aktuelle Forschung sowie Leitlinien zeigen einen Zusammenhang zwischen frühzeitiger Mobilisation und einem geringeren Thromboserisiko.
    5. Anpassung der Praxis: Im Anschluss setzt die Pflegekraft die Theorie in die Praxis um. Dabei sollten auch die eigenen Möglichkeiten sowie die Wünsche der Patientin oder des Patienten berücksichtigt werden. Im Medi-Karriere-Beispiel könnte die Umsetzung so aussehen: Gemeinsam mit Physiotherapeuten wird ein Mobilisationsplan erstellt, der zum frühestmöglichen Zeitpunkt beginnt und die Last stetig erhöht. Dieser sollte vorab mit der Patientin oder dem Patienten abgesprochen werden.
    6. Evaluation: Im letzten Schritt bewertet die Pflegekraft die Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Die Evaluation soll es Pflegekräften ermöglichen, ihre Entscheidungen und Handlungen zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen, um eine hohe Pflegequalität sicherzustellen. Im Medi-Karriere-Beispiel hätte eine Nachbesprechung zu diesem Ergebnis kommen können: Bei einer jungen, sportlichen Patientin war die Maßnahme erfolgreich, bei älteren Menschen könnte sie allerdings für Schwierigkeiten sorgen.

    Mit diesen Schritten soll die evidenzbasierte Pflege helfen, Pflegeentscheidungen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu treffen und möglicherweise auch Standards anzupassen. DocCheck zufolge werden in der EBN nämlich Forschungserkenntnisse mit der klinischen Erfahrung der Pflegekräfte und den Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten vereint. Im Gegensatz zu einer „Kochbuchpflege“, bei der Regeln, Leitlinien und Standards „gedankenlos“ angewandt werden, soll die evidenzbasierte Pflege laut dem Portal zu einer „wissenschaftlich fundierten, individuellen und patientenorientierten Pflege“ führen.

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