Die Sprachregelung klang klar und unmissverständlich. „Wir wollen keinen Regime Change“, betonte Vizepräsident J.D. Vance beim Sender NBC. Ein Sturz des Mullah-Regimes sei „ganz sicher nicht das Ziel“, beteuerte auch Außenminister Marco Rubio. Und Verteidigungsminister Pete Hegseth verkündete: „Bei diesem Einsatz ging es nicht um einen Regimewechsel“. Die drei Top-Politiker, die Donald Trump bei seiner Rede an die Nation nach dem Bombenangriff auf den Iran eingerahmt hatten, hielten am Wochenende Kurs.
Doch die kommunikative Konsistenz der Washingtoner Regierung war trotzdem von kurzer Dauer. Am Sonntagnachmittag nämlich meldete sich der Präsident persönlich zu Wort. Zwar sei es „politisch nicht korrekt“, von einem Regime Change zu sprechen, postete Trump auf seiner Onlineplattform: „Aber wenn das derzeitige iranische Regime nicht in der Lage ist, den Iran wieder groß zu machen, warum sollte es dann keinen Regimewechsel geben??“ Der Mann, der sich der Welt gerne mit roter MAGA-Kappe präsentiert, präsentierte sogar schon einen Slogan: „MIGA!!!“
Die MAGA-Bewegung ist sauer auf Trump
Selbst unverbesserliche Optimisten in Washington zweifeln, dass „Make Iran Great Again“ ein Schlachtruf auf den Straßen von Teheran wird. Im Gegenteil befürchten viele Experten, das Bombardement könnte zumindest kurzfristig zu einer nationalen Solidarisierung führen. Bei der amerikanischen MAGA-Bewegung, kam der Slogan auch nicht überall gut an. „Das ist nicht America First, Leute“, protestierte der republikanische Abgeordnete Thomas Massie.
Über die Gründe für Trumps Sympathisieren mit dem Sturz der Mullah-Regierung kann man nur spekulieren. Unausgesprochen ist dies seit längerem das Ziel des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. In Washington hatte man angesichts der katastrophalen Erfahrungen des Irak-Kriegs seine Ambitionen aber auf die Beendigung des Atomprogramms beschränkt. Ausdrücklich hatte Trump am Samstag im Gegenzug „Frieden“ versprochen.
Doch eine Rekonstruktion der jüngsten Ereignisse durch die Nachrichtenseite Axios zeigt etwas anderes: Demnach soll Trump bereits am vergangenen Montag vom G-7-Gipfel in Kanada aus den Befehl für die Aufnahme der Angriffsplanungen gegeben haben. Am Donnerstag erklärte er vor der Presse, er werde eine Entscheidung erst in zwei Wochen treffen. Doch schon am Freitagnachmittag gab er grünes Licht für den Einsatz der sieben B-2-Tarnkappenbomber.
Das Material für eine Bombe ist wohl nicht zerstört
In amerikanischen Medien wird derweil die Befürchtung geäußert, dass der Iran das angereicherte Uran rechtzeitig beiseiteschaffen konnte. Der in spezielle Kisten gepackte Brennstoff könnte nach Recherchen der New York Times mit zehn Pkw abtransportiert werden. Auch Vizepräsident Vance deutete an, dass das Schlüsselmaterial für die Herstellung einer Nuklearbombe noch im Iran sein könnte.
Das könnte Trumps plötzliche Drohung mit einem Regime Change erklären. Doch damit klingt der Präsident, der über Jahre gegen die neokonservativen „Kriegstreiber“ bei den Republikanern gewettert hatte, plötzlich ziemlich ähnlich wie sein Parteifeind George W. Bush. „Viele bei MAGA sind nicht glücklich über das, was gerade passiert“, sagte Trumps einstiger Chefideologe Stephen Bannon am Wochenende in seinem Podcast. Er rief die Basis auf, etwas Geduld mit dem Präsidenten zu haben. Die ultrarechte Abgeordnete Marjorie Taylor Greene postete dagegen auf der Plattform X einen regelrechten Anti-Kriegs-Essay: „Ich habe unser Land in Kriege in fremde Länder ziehen sehen, solange ich mich erinnern kann“, argumentierte die Isolationistin. „Ich bin es satt!“, schrieb Greene und fügte hinzu: „Trump ist kein König“.
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