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TV-Quadrell zur Bundestagswahl 2025: So haben die Kanzlerkandidaten abgeschnitten

Bundestagswahl 2025

Gewinner, fehlerfrei, blass: Wie die Kanzlerkandidaten im TV-Quadrell abgeschnitten haben

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    Die vier Kanzlerkandidaten von SPD, Union, Grünen und AfD streiten über Migration, Inflation, Energiekosten und andere Themen.
    Die vier Kanzlerkandidaten von SPD, Union, Grünen und AfD streiten über Migration, Inflation, Energiekosten und andere Themen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Fragen im Stil von „Wer wird Millionär“, der berühmte Bierdeckel mit der Steuerformel von Friedrich Merz aus dem „Haus der Geschichte“ und so manche witzige Frage hat RTL zum auf vier Kanzlerkandidaten erweiterten TV-Duell am Sonntagabend serviert. „Was ist schlimmer für Sie? Opposition oder Dschungelcamp?“, wollte Moderatorin Pinar Atalay von jedem wissen. Und brachte damit vor allem CDU-Chef Merz kurz aus dem Konzept.

    „Also, ich wundere mich über die Frage“, stammelte Merz. „Wir sind bei RTL“, erklärte sie. „Lieber Jahrzehnte in der Opposition als zehn Tage im Dschungelcamp“, gestand der Unionskanzlerkandidat. Auch bei allen anderen herrschte seltene Einigkeit bis hin zum Kanzler: „Ich will auch nicht ins Dschungelcamp, aber ich habe es schon mal geguckt“, sagte Olaf Scholz und dachte dabei sicher auch an die Zielgruppe des Senders.

    Beim TV-Quadrell erweist sich Olaf Scholz als überraschend quiztauglich

    Und auch bei der von Co-Moderator Günther Jauch präsentierten Kurzeinlage von „Wer wird Millionär“ bewies der Kanzler die beste Quiztauglichkeit: Bei der Frage: „Wie viel Prozent der Beamten arbeiten bis zur gesetzlichen Altersgrenze?“ - 80, 60, 40 oder nur 20 Prozent – lag nur Scholz mit dem niedrigsten Wert richtig. Auch wenn diese Zahl niederschmetternd sei, gratulierte Jauch: „Da wären Sie eine Runde weiter, Herr Scholz“, sagt er. „Das ist mein Plan überhaupt“, erwiderte der Kanzler unter Gelächter der Zuschauer.

    Neben Scholz und Merz standen diesmal im erweiterten TV-Duell auch AfD-Chefin Alice Weidel und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck im Ring, was tatsächlich für eine deutlich lebhaftere Debatte sorgte, als beim ersten Zweier-Duell. Doch auch im Viererformat gab sich vor allem Amtsinhaber Scholz angriffslustig. Er unterbrach seinen grünen Vizekanzler ebenso wie die AfD-Chefin etwa beim Streit um die Energiepolitik.

    „Sie verbreiten nur heiße Luft, sie verbreiten nur heiße Luft“, unterbrach der Kanzler Weidel. Die AfD wolle gegen die hohen Energiekosten Gas, Kohle, Öl auf Staatskosten einkaufen und dann den Leuten schenken. „Super Konzept, großartig ausgedacht, ganz toll“, hielt er der AfD-Chefin süffisant und kaum verholen wirtschaftliche Inkompetenz vor. Scholz schaffte es, Weidel sichtbar zu provozieren, bis sie ihm giftig vorhielt, er habe es zu verantworten, „dass hier täglich Menschen auf den Straßen umgebracht werden“.

    Für mehr Abschiebungen: Merz verlangt Verhandlung mit Taliban

    Eigentlich ging es da schon um die Wirtschaft. Das Thema Migration hatten die vier Bewerber um das Kanzleramt in deutlich kürzerer Zeit ausdiskutiert, als im ersten Zweier-Duell. Scholz verwies darauf, dass die Regierung unter seiner Führung vergangenes Jahr die „irreguläre Migration“ um 100.000 Menschen reduziert habe. „Und es wird in diesem Jahr noch mal eine Reduzierung um 100.000 geben“, versprach der Kanzler. „Die Grenzkontrollen, die wir jetzt durchgeführt haben, haben ihre Wirkung gezeigt.“ Die Zahl der Abschiebungen sei um 70 Prozent gestiegen.

    Das allerdings wollte Merz so nicht stehen lassen: „Zurzeit kommen in vier Tagen so viele neu, wie in einem Monat abgeschoben werden“, rechnete der CDU-Chef vor. Er kritisierte, dass die Bundesregierung zwar aus Afghanistan Flüchtlinge nach Deutschland hole, aber keine abgelehnten Asylbewerber dorthin abschiebe. „Dazu muss man allerdings dann bereit sein, mit den Taliban zu verhandeln“, betonte Merz. Doch die grüne Außenministerin Annalena Baerbock weigere sich, dies zu tun.

    Habeck verteidigte seine Parteifreundin: „In Afghanistan regieren die Taliban, das ist ein Terrorregime“, betonte er. Verhandlungen mit den Taliban, wären ein Adelsschlag und würden Europa spalten. Hier fuhr ausgerechnet Scholz seinem darüber etwas verdutzten grünen Mitbewerber in die Parade: „Wir haben ja einen Abschiebeflug nach Afghanistan organisiert“, sagte Scholz. „Und glauben Sie mal, da hatten wir auch Kontakte mit der afghanischen Regierung“, gab der Kanzler zu Protokoll.

    Merz lässt sich „von einem amerikanischen Vizepräsidenten“ nicht sagen, mit wem er spricht

    Weidel blieb ausgerechnet beim Thema Migration sehr knapp und forderte ein Ende des „Kontrollverlusts“, wie sie sagte. „Was ich auch persönlich für die deutsche Bevölkerung möchte, ist die Wiederherstellung von Recht und Gesetz in diesem Land.“ Diese staatstragende Pose wollte CDU-Chef Merz nicht durchgehen lassen und hielt Weidel vor, eng zu Thüringens AfD-Chef Björn Höcke zu stehen. „Sie sind eine rechtsradikale Partei, zum großen Teil rechtsextremistisch. Und da können Sie auf Ihre Wählerinnen und Wähler so gerne berufen, wie Sie wollen.“

    Eine Zusammenarbeit mit der AfD komme nicht infrage, betonte Merz mehrmals und wies dabei auch Einmischung von US-Vizepräsident J.D. Vance in den deutschen Wahlkampf zurück, der auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein Ende der Brandmauern gefordert hatte. „Ich lasse mir doch nicht von einem amerikanischen Vizepräsidenten sagen, mit wem ich hier in Deutschland zu sprechen habe“, betonte Merz und war sich damit mit dem Kanzler einig: „Was dort gesagt wurde, ist völlig unakzeptabel“, betonte Scholz.

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