Dass sich ausgerechnet China als Arbeiterstaat versteht, sorgt ja im Westen schon lange für Stirnrunzeln. Doch auch im eigenen Land wird das Murren bisweilen lauter. Ausgerechnet der "Tag der Arbeit" ist im Fernen Osten nämlich ein außerordentlich unbeliebter Feiertag – und das, obwohl die Chinesen seit 2019 sogar drei ganze Tage freihaben.
Der Frust beruht auf einem staatlich erzwungenen Tauschgeschäft, das man eigentlich nur waschechten Kapitalisten zutraut: Damit die Angestellten länger Urlaub bekommen, müssen sie jeweils den Sonntag vor und nach dem Feiertag durcharbeiten. Dabei sind die Mai-Tage in China für die meisten ohnehin kein Genuss: Da ein Großteil der 1,4 Milliarden Chinesen auf Reisen sein wird, sind nicht nur Zug- und Flugtickets praktisch ausverkauft, auch die Hotelanbieter haben ihre Preise um ein Vielfaches angehoben. Selbst in mittelklassigen Touristendestinationen kosten spartanische Einzelzimmer während der Feiertage locker 150 Euro, während sie nur eine Woche später wieder für ein Fünftel zu haben sind. Wie war das mit dem Kapitalismus ...?
Vergleich mit den westlichen Ländern
Der Zorn der Volksseele lodert auch deshalb, weil den Angestellten in China ohnehin kaum freie Tage zugestanden werden: Neben den gesetzlichen Feiertagen haben sie per Gesetz lediglich Anspruch auf fünf Ferientage pro Jahr. Und diese werden in vielen Fällen aufgrund vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem Chef nicht einmal zur Gänze aufgebraucht.
Gleichzeitig bekommen im Zeitalter von Globalisierung und sozialen Medien immer mehr Chinesen mit, dass in vielen Teilen der Welt deutlich ausgiebigere Ferienansprüche gelten. Kein Wunder, dass vor allem die städtische Jugend zu rebellieren beginnt.